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Gemünden
Radlerunfall bei Wernfeld: Ein Sturz mit tödlichen  Folgen
Ein Radfahrer aus dem Werntal erliegt seinen Verletzungen. Bei dem Unfall, der sich auf dem Radweg ereignete, war er alleine beteiligt und trug einen Helm. Was war passiert?
Die Rettungskräfte waren nach dem Unfall an jenem Juli-Samstag sehr schnell zur Stelle; ein Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten ins Krankenhaus.
Foto: Uwe Völker | Die Rettungskräfte waren nach dem Unfall an jenem Juli-Samstag sehr schnell zur Stelle; ein Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten ins Krankenhaus.
Jennifer Weidle
Jennifer Weidle
 |  aktualisiert: 13.02.2024 06:45 Uhr

Es ist Samstag, der 3. Juli 2021. Ein 64-jähriger Mann aus der Nähe von Gemünden fährt auf dem Radweg unterhalb des Zollhauses bei Wernfeld durch eine Wasserablaufrinne, die quer zum Radweg verläuft. Die Carbongabel seines Rennrades bricht, der Mann stürzt schwer. Sofort kümmern sich Ersthelfer; Rettungskräfte und Polizei treffen nach kurzer Zeit ein. Der Mann kommt mit dem Hubschrauber in die Klinik. Hier stirbt er wenige Tage später.

Uwe Völker (49) aus Wolfsmünster, der zur Unfallzeit selbst mit dem Rad unterwegs ist: "Ich kam dem Mann in dem Moment des Sturzes entgegen, es ging alles sehr schnell." Er beschreibt, wie er sich um den Verunglückten gekümmert habe, der schon nicht mehr ansprechbar gewesen sei.

Gefährliche Wasserrinne: Stadt äußert sich nicht

Die Wasserablaufrinne, in der der Radfahrer gestürzt ist beschreibt Völker als potentiell gefährlich. Ein anderer Radler schreibt später im Internet unter dem Bericht, dass er sich jedes Mal über diese "unsinnige" Querrinne ärgere. "Dass dort nicht noch mehr passiert ist, wundert mich sowieso. Also umgehend zurückbauen, bevor noch mehr solche schrecklichen Unfälle passieren." Die Stadt Gemünden äußerte sich auf Anfrage der Redaktion nicht zu dem Unfall oder ob sie Maßnahmen an der Stelle plant.

Doch nicht alleine die Erschütterung scheint Schuld an dem Unglück gewesen zu sein. Maximilian Basser, Kriminaloberkommissar in Würzburg gibt an, dass der Radfahrer einen befüllten Zehnliter-Benzinkanister an seinem Lenker befestigt hatte.

In Gemünden Sprit für Rasenmäher geholt

Der Ersthelfer sprach nach dem Unfall mit einer Angehörigen des Radfahrers. Der 64-Jährige habe seinen Rasen an diesem Samstag mähen wollen. Da jedoch der Sprit für den Rasenmäher leer war, sei er mit dem Rennrad zum Tanken nach Gemünden gefahren. Dort hat er offenbar den Kanister befüllt und ihn an den Lenker gebunden.

Der Kriminaloberkommissar gibt weiter an, dass der Wasserablauf so flach sei, dass "ein normales Befahren des Weges ohne besonderes Abbremsen oder dergleichen möglich ist." Die Polizeistation Gemünden habe ebenfalls keine Gefährlichkeit oder Unfallursache im Straßenbelag erkennen können, die Staatsanwaltschaft kein Fremdverschulden festgestellt, so Basser.

Ein Foto der gebrochenen Radgabel.
Foto: Uwe Völker | Ein Foto der gebrochenen Radgabel.

Ob die Cabongabel bereits vor dem Sturz beschädigt war, könne aus den Ermittlungen heraus nicht gesagt werden. Die Schwester des Verstorbenen meinte jedoch, dass der ihr Bruder bereits zwei Unfälle mit dem Rad gehabt habe. Es war also möglich, dass das Material bereits Schäden hatte.

Nicht der erste Unfall auf dieser Strecke

Völker, der über 12 000 Kilometer pro Jahr Rad fährt, berichtet, dass es an dieser Stelle schon öfter Unfälle gegeben habe. "Der Radweg ist hier relativ schmal." Hinzu komme der Bewuchs auf den Seiten, so dass man immer wieder Ästen ausweichen müsse. Er hat auch den Eindruck, dass viele Radlerinnen und Radler ihre Fahrräder nicht unter Kontrolle haben. "Sie müssen sehen, mit den e-Bikes fahren Sie mindestens 25 km/h."

Und die e-Bikes seien auch noch um einiges schwerer als ein normales Rad. "So etwas muss man unter Kontrolle haben, ausweichen und bremsen können", meint der Vielfahrer. Viele verhielten sich auf dem Radweg aber auch so, als seien sie alleine auf der Welt. "Die Leute denken nicht nach und nehmen auch einfach keine Rücksicht."

Dabei ist laut Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung gerade gegenseitiges Aufpassen eine Grundregel. Hier heißt es: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."  

Bei vielen Unfällen sind Radfahrende allein beteiligt

Die aktuelle Unfallstatistik der Polizei für Radwege und die Ursache von Unfällen bestätigt das Bild. Bei Radunfällen zwischen Januar und September 2021 verletzten sich in Unterfranken 111 Personen, eine wurde getötet. In 81 Fällen waren die Radfahrenden selbst die Unfallverursachenden, in 49 Fälle alleinbeteiligt. Als Hauptunfallursachen anzusehen, so Basser, seien dabei: Verstöße gegen das Rechtsfahrgebot, nichtangepasste Geschwindigkeit und zu wenig Abstand.

Radunfälle in Unterfranken

Im Bereich des Polizeipräsidiums Unterfranken ereigneten sich im Jahr 2021 bis 31. August: 820 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Radfahrenden. Dabei wurden sieben Radfahrer und Radfahrerinnen getötet und 758 verletzt. Im Jahr 2020 waren es im gleichen Zeitraum 981 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Radfahrenden. Dabei wurde drei Radfahrerinnen und Radfahrer getötet und 904 verletzt. Im Jahr 2019 verteilen sich die Zahlen wie folgt: 833 Unfälle gesamt, sechs Getötete und 752 Verletzte. 
Quelle: Polizei/Basser
 
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