Für die Komödie in drei Akten, „Piraten Ahoi“ von Andreas Wening, hat sich die Theatergruppe Büchold in diesem Jahr entschieden. Ein Stück, wie geschaffen für einen lustigen Theaterabend und für die 13 Darsteller, denn die Rollen sind nahezu auf den Leib geschneidert. Das Publikum im voll besetzten DJK-Sportheim amüsierte sich sichtlich und spendete fleißig Applaus.
Die Wilberts sind eigentlich eine ganz normale Familie. Das Oberhaupt, Peter (Peter Fuchs) und Sohnemann Felix (Felix Kehl), der als Student nur am Wochenende zuhause ist, sind aber beide dauergenervt von Mutter und Ehefrau Sigrid (Christiana Strömel), die die Herren nur herumkommandiert und Vorschriften erteilt, um die Wohnung möglichst keimfrei zu halten.
Permanent ist der Putzteufel damit beschäftigt, den Bakterien und Erregern den Garaus zu machen und ist dazu ständig mit Desinfektionsspray und anderen Reinigern bewaffnet unterwegs. Ebenso teilen ihre drei Freundinnen, die forsche Else (Barbara Dehmer), die lispelnde Gerda (Margot Heilmann) und die verlegene Rosi (Brigitte Gehrig) denselben Putzwahn, die sich wöchentlich zum Stammtisch verabreden.
Zwei Piraten im Wohnzimmer
Derweil macht Hausherr Peter eine Begegnung der dritten Art und bekommt von einem hyperaktiven Kapuzineräffchen die Käsesahnetorte ins Gesicht. Außerdem sieht er verwundert der neuen Nachbarin aus Schweden, Vicky (Melanie Kehl) dabei zu, wie diese ihr Pferd auf beiden Armen herumträgt. Als Peter am Tisch sitzt, bekommt er obendrein auch noch urplötzlich Gesellschaft von zwei Piraten. Den aus dem Altersheim geflohenen Kapitän Winspöken (Daniel Baldeau), der „originalgetreu“ und gekonnt mit Holzbein, Glasauge und mit tiefer Stimme spielt.
Im Anhang hat er seinem etwas unbeholfenen, aber äußerst treuen Kollegen Smutje Slotterbeck (Elmar Schmitt). Beide spielen ihre Rolle sehr authentisch in Plattdeutsch und sind auf der Suche nach einer Schatztruhe, die zuvor im Garten der Familie Wilbert gelandet ist. Der Hausherr ist nun völlig von der Rolle! Der herbeigerufene Hausarzt Doktor Dotterweich (Detlef Müller), schiebt die Halluzinationen von Peter auf die Nebenwirkungen der unzähligen Haushaltsreiniger seiner Frau.
Es wird immer turbulenter auf der Bühne
Der zweite Akt nimmt jetzt rasant Fahrt auf. Der Frauenstammtisch, der unter dem Motto „Wir reden nicht über andere, wir tauschen nur Informationen aus“ steht, wird zu einem herrlich-wilden Durcheinander. Der ganze Tisch ist übersät von Putzmitteln, die die Damen nacheinander stolz wie Trophäen präsentieren. Ein urkomischer Gag ist dabei immer die dreckige Fensterscheibe im Schlafzimmer von Sigrid.
Zudem hat die kaum neugierige Else eigenmächtig die neue Nachbarin Vicky eingeladen, die auch prompt erscheint und daneben einen Koffer sowie einen großen Kanister Bananenschnaps mitbringt – und der hat es mächtig in sich! Der Tratsch und das Gekichere der Freundinnen wird immer lebendiger und wilder und gerät schließlich vollends ins komplette und heillose Durcheinander! Dazu kommt noch, dass eine Schnapsrunde nach der anderen begossen wird. Als die letzten Hemmungen der eigentlich konventionellen Damen fallen, packt die stürmische Vicky ihren Koffer aus, in dem sich heiße Damenunterwäsche befindet.
Sofort und ohne zu zögern, beschließen die Frauen eine Modenschau, während die Hausdame Sigrid versucht, in ihrer sonst so blitzblank geputzten Küche Schnittchen zu servieren, was ihr jedoch überhaupt nicht gelingen möchte. Somit endet das gewöhnlich eher spröde Haushalts- und Reinigungstreffen komplett anders! Letztendlich platzt auch noch Martin (Rainer Geis), der Ex-Freund von Rosi, in die Runde und muss die Ladies zum Parteitag der Piratenpartei fahren, denn dort will sich Kapitän Winspöken, der Vater von Vicky zum Vorsitzenden wählen lassen.
Das Äffchen hat wieder zugeschlagen
Zu Beginn des dritten Akts hingegen, muss Peter wiederum einiges einstecken. Diesmal wird das Äffchen sogar handgreiflich und schlägt den sowieso schon mehr als gebeutelten Hausherrn regelrecht in die (Bio-)Tonne. Doktor Dotterweich weiß auch nicht mehr weiter und hat keinen Rat mehr. Indes verzweifelt Peter immer mehr, denn niemand glaubt ihm seine schrägen Geschichten. Während der Hausarzt den Krankenwagen, der eigentlich für seinen Patienten Peter gedacht ist anruft, erscheinen ihm zuerst die beiden Piraten und dann auch noch die mittlerweile wieder eingetroffenen „Schnapsdrosseln“, wobei der Kanister mit dem Bananenschnaps nahezu leer ist. Einen hervorragend gespielten „Abgang“ meistert dann Hausarzt Dotterweich, als dieser von zwei Sanitätern (Natalie Schmitt und Dominik Joa) mitgenommen und fürsorglich betreut wird.
Nachdem Vicky ihren Vater, Kapitän Winspöken, endlich wiedergefunden hat, scheint ihr Vorhaben vollbracht zu sein und sie beschließt, wieder wegzuziehen. So endet der amüsante und turbulente Dreiakter leicht melancholisch in einem Dialog zwischen der frisch aufgelegten Piratentochter und dem Familienoberhaupt Peter. Peter wiederum setzt den letzten Schlusspunkt mit einem Kunststück, denn in der zurückgelassenen Schatzkiste findet er einen „Spezialkleber“.
Premiere mehr als geglückt
Auch in diesem Jahr hatten zwei Mitspielende ihre Premiere, auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Mit Melanie und Felix Kehl bekam die Gruppe Zuwachs. Beiden hat man es zu keiner Sekunde angemerkt, dass sie zum ersten Mal dabei waren, so souverän und gekonnt meisterten sie ihre Aufgabe, sodass die Neuen ihren Anteil daran hatten, dass die Bücholder Theatergruppe als Kollektiv wieder spürbar mit Herzblut und großem Engagement bei der Sache war.
Außerdem übermittelten die Schauspieler nach dem Schlussapplaus beste Genesungswünsche ans Krankenbett von Kollegin Sonja Holzinger, die einen Tag nach der Generalprobe ausfiel und deshalb nicht mitspielten konnte. Kurzentschlossen und 34 Stunden vor Beginn der ersten Aufführung, übernahm Barbara Dehmer mutig deren Part und hat der Truppe somit einen Bärendienst erwiesen, wofür es, zu Recht, tosenden Sonderapplaus gab.
Als Souffleuse wirkt Rita Mennig mit, für die Technik ist Monika Full zuständig, Margarete Füller ist für die Maske verantwortlich und ihr Mann Erich für den Kartenvorverkauf. Für ein perfektes Bühnenbild sorgten Anton Staat, Steffen Weber, Thomas Full und Dominik Joa.
Zusatzvorstellung am Sonntag um 14 Uhr
Nachdem die sieben geplanten Aufführungen zügig komplett ausverkauft waren, hat die Theatergruppe beschlossen, eine Zusatzvorstellung am kommenden Sonntag, 24. November um 14 Uhr zu spielen. Hierfür gibt es noch Karten bei Erich Füller, Telefon: (09363) 995387.