Menschen und ihre Gesichter sind seine liebsten Motive, ganz besonders dann, wenn sie Lebensfreude ausdrücken. Das Gemündener Trottoirzüchle lichtet Peter Lang (74) seit zehn Jahren ab, seit er von der Analogfotografie auf digital umgestellt hat. "Vorher", gibt er freimütig zu, "war mir das einfach zu teuer." An Fasching zu fotografieren bedeutet nach seiner Erfahrung, nette Leute kennen zu lernen und mit Fremden noch eher ins Gespräch zu kommen als während des Jahres. "Vor allem reizen mich die Gesichter von Personen, die nicht bewusst für die Kamera posieren, deren Gefühle lebensbejahend und unverfälscht sichtbar werden."
Lang, nunmehr seit 70 Jahren in Gemünden wohnhaft, fotografiert seit frühester Jugend. In seinem Archiv befinden sich Aufnahmen vom Bau der Mainbrücke, die längst nicht mehr existiert. Beim Abriss der Jugendherberge hat er dokumentiert, dass die Bauarbeiter absichtlich ein einzelnes Klosett in luftiger Höhe außen am Mühltorturm hängen ließen. Der Bau des Pumpspeicherwerks mit den Staubecken im Sindersbachtal vor fast 50 Jahren findet sich ebenfalls noch auf seinen Dias, aber er bedauert den Qualitätsverlust, obwohl sie in Glasrahmen stecken und staubfrei aufbewahrt wurden. "Einen Teil habe ich aufwändig eingescannt und nachbearbeitet, aber die meisten sind zu fleckig gewesen."
Vom Biber nur die Spuren
Anfang 2009 ist der Hobbyfotograf auf eine Nikon 5000 umgestiegen und bezeichnet diese Kamera als "genau richtig für mich - ein zweites Teleobjektiv habe ich nachgekauft, um bessere Aufnahmen von Wildtieren machen zu können." Nur vom Biber hat er lediglich nasse Fußspuren auf dem Radweg entdeckt, obwohl er sich mehrfach in der Morgendämmerung auf den Weg gemacht hat. "Mir gefällt, was ausgefallen ist", überlegt Lang und erzählt von einer Fotoserie mit Gemünden im Frühnebel und von einer anderen Serie mit toten Bäumen.
"Eines meiner besten Bilder, für das ich mir auch viel Zeit genommen habe, zeigt eine Hummel auf einem Wildacker." Einen Kurs hat der 74-Jährige nie besucht. Er besitzt jedoch einschlägige Literatur, die er immer wieder zur Hand nimmt. "Gelegentlich informiere ich mich im Internet, ziehe aber Fachsimpeln mit Gleichgesinnten vor. Bewundernswert sind die Arbeiten meines alten Freundes Franz Mayer aus Neutzenbrunn, wegen dessen Makroaufnahmen von Moosen und Flechten bereits die Polizei alarmiert wurde. In einer Fotoausstellung glaubte man nämlich, es würde sich um Cannabis handeln."
Kaum Nachbearbeitung
Gelegentlich wird der Hobbyfotograf eingeladen, private Feiern im Bild festzuhalten und hat auch dabei bewiesen, dass sich Geduld lohnt, um beispielsweise bei einer Hochzeit den perfekten Schnappschuss von der Braut zu machen. Bilder am Computer nachzubearbeiten kommt für Lang kaum in Frage. Bei Bedarf greift er auf Programme zurück, die er schon immer benutzt. Als weitere Hobbys nennt er Gartenarbeit und Radfahren, obwohl es für ihn kaum eine Fahrt ohne Kamera gibt und deshalb eine kurze Strecke wie nach Burgsinn durchaus dreieinhalb Stunden dauern kann.
Nach der Anzahl seiner Fotos gefragt, lacht Lang: "Das sind so viele, dass die nicht mal meine EDV zählen kann. Alleine bei denen, die mir vom Züchle gefallen haben, die ich nicht gelöscht habe, handelt es sich um mehrere Tausend." Zufällig erfuhren Jasna Blaic, Kulturamtsleiterin, und Else Platzer, Stadtmarketing, von dieser Sammlung, mit der sie eine bemerkenswerte Aktion starteten. Den Anfang machten 160 Faschingsfotos auf zwei Bildwänden im Hagebaumarkt. Darauf folgten weitere 60 Fotos bei Physiotherapie Müller. Und den Höhepunkt bildet ab 8. Februar eine Ausstellung im Gemündener Kulturhaus. Beginn der Vernissage ist um 17 Uhr.