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GEMÜNDEN
Psychologe Wessely: Hypnose ist keine Zauberei
Herbert Hausmann
 |  aktualisiert: 15.07.2016 03:38 Uhr

„Hypnose“ – kaum ein anderer Begriff löst in der Psychologie so viel Hoffnung, aber auch Angst aus. Angst davor, dem Hypnotiseur bedingungslos ausgeliefert zu sein. Hoffnung, schmerzfrei zu werden oder negative Angewohnheiten loszuwerden. Markus Wessely vom Hypnose Centrum Main-Spessart referierte in der Volkshochschule Lohr-Gemünden über das Thema.

„Hypnose hat nichts mit Zauberei zu tun“, betonte er gleich zu Beginn des Vortrags im Kulturhaus Gemünden. „Hypnotisieren kann jeder, und wir machen es fast täglich“, sagte der Gründer des Hypnose Centrums. Als ein Beispiel nannte er die Situation an der Kasse eines Supermarktes, wenn Kinder noch unbedingt eine der im Kassenbereich postierten Süßigkeiten haben möchten, die Eltern aber durch Argumentation den Kauf verweigern (wollen). „Den Willen eines anderen beeinflussen, ist im Grunde Hypnose“, erklärte Wessely.

„Bühnenshow in einem Varieté, die sogenannte Showhypnose, ein grundsätzlicher Entspannungszustand, in einem völlig stillen Raum liegen mit leiser Musik“ sind Klischees von Hypnose. Die Wirklichkeit sehe allerdings ganz anders aus, betonte Wessely. Medizinische Hypnose, eng verbunden mit einer Trance, sei wissenschaftlich anerkannt und werde oft, beispielsweise unmittelbar vor der eigentlichen Anästhesie, angewendet.

Herr der eigenen Sinne

„Durch eine Hypnose werden Patienten nicht schmerzfrei, der Schmerz wird nur unterbunden“, sagte Wessely, „und spielt dadurch eine untergeordnete Rolle. Die Patienten sind dabei immer noch Herr ihrer eigenen Sinne und keineswegs willenlos“. Ein angenehmer Entspannungszustand sorge dafür. „Eine Hypnose ist zwar nicht gefährlich, jedoch soll man sorgfältig damit umgehen“, sagte er und riet, sich den Hypnotiseur sorgfältig auszuwählen. Im Klartext heißt das, dass es keine gesetzliche Regelung für das Berufsbild der Hypnotiseure gibt.

Wessely selbst hat Psychologie studiert und in anerkannten Weiterbildungen die Zusatzqualifikation zum Hypnotiseur erlangt. In seinem Hypnose Centrum in der ehemaligen Zollstation „Zwing“ zwischen Gemünden und Wernfeld führt er vor Hypnose mit den möglichen Patienten „zwingend ein Vorgespräch“, das im Schnitt eine halbe Stunde dauere und für die Klienten kostenfrei sei. Erst danach werde entschieden, ob eine Hypnose sinnvoll sei oder nicht.

Auf Erfolge mit Hypnose verweist Wessely vor allem auf Gebieten der Selbsthypnose, verbessertem Beziehungsverhalten, Blockadenlösung, der mentalen Vorbereitung auf Prüfungen, Konzentrationssteigerung, Gewichtsreduzierung und Raucherentwöhnung. Hypnose zur Entwöhnung bei Alkohol- oder Drogenabhängigkeit lehnt er jedoch ab: „Dafür gibt es Fachkliniken.“ Er hypnotisiert in Einzelsitzungen, Massenabfertigungen in Gruppen versprechen wenig Erfolg.

Kassen übernehmen Kosten nicht

Die meisten Krankenkassen weigern sich, die Kosten für Hypnose-Sitzungen zu übernehmen. Die AOK Bayern mache in einigen Fällen Ausnahmen, erklärte Wessely, der eine vorherige Abstimmung mit der jeweiligen Kasse für angeraten hält. Jedoch seien die Behandlungskosten bei Selbstzahlung nach seinen Worten sehr überschaubar und deutlich günstiger, als es sich viele Menschen vorstellten.

 
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