Mit Mahnfeuern gegen die neue Fulda-Main-Leitung P43, möglicherweise direkt vor der Haustür, protestierten Bürger im Zusammenschluss mit der Stadt Gemünden. Unterstützt wurden sie dabei von Bürgermeistern, Stadt- und Gemeinderäten der umliegenden Gemeinden des Sinn-, Saale- und Werntals sowie der Landrätin Denn diese Kommunen könnten ebenso von den zwei Varianten dieser "Strom-Monster-Trasse" im Bereich des Landkreises Main-Spessart betroffen sein.
Nachdem der Trassenkorridor für die Gleichspannungsleitung SuedLink festgelegt wurde, rückt nun eine neue 380-kV-Wechselstom-Hochspannungsleitung in den Mittelpunkt des Interesses. Eine Freileitung (auch Fulda-Main-Leitung genannt) von Nord nach Süd könnte durch das Sinntal über Gemünden und das Werntal in Richtung Bergrheinfeld führen.
Ein alternativer Trassenkorridor verläuft von Wartmannsroth über Gräfendorf, Seifriedsburg, Höllrich, Karsbach und Gössenheim in den Landkreis Schweinfurt. Damit wäre der Bereich rund um Gemünden gleich von beiden Trassenvarianten betroffen. Darauf wiesen Versammlungsleiter und Gemündener Stadtrat Wolfgang Remelka gemeinsam mit Bürgermeister Jürgen Lippert hin.
Breiter Schutzstreifen erforderlich
Die drei Mahnfeuer der Protestaktion wurden zwischen Gemünden und Schönau am Rande des geplanten Gemündener Neubaugebiets Mühlwiesen II entzündet. Sie sollten die mögliche Überquerung des Saaletals bei Gemünden verdeutlichen, erklärte Stadtrat Wolfgang Remelka. Er wies auf die mit der Stromtrasse verbundenen Auswirkungen auf Natur und Landschaftsbild sowie Heimat und Tourismus hin. Für die im Wald erforderlichen 60 Meter bis 100 Meter breiten Schutzstreifen müssten alleine nur für die etwa zwei Kilometer lange Strecke zwischen Schaippach und Saaletal mindestens zwölf Hektar Wald gerodet werden. "Ein solch massiver Eingriff in die kommunale und private Forstwirtschaft kommt quasi einer Enteignung gleich", sagte Remelka.
Sowohl die Bürger als auch die Politiker im Landkreis Main-Spessart müssten zeigen, dass die neue Hochspannungsleitung unerwünscht ist, betonte Landrätin Sabine Sitter, die auch Vorsitzende des Vereins "MSP-Link" ist. Dieser Verein, in dem über 20 Kommunen Mitglied sind, positioniert sich ebenfalls gegen eine Umsetzung der Fulda-Main-Leitung in der geplanten Form. Sabine Sitter erinnerte daran, dass fraktionsübergreifend viele Landräte mit Vorsprache beim Wirtschaftsministerium "für unsere Heimat kämpfen". Gerade diese Veranstaltung mit den Mahnfeuer setze nun zusätzlich ein weiteres klares Signal.
"Es reicht nicht aus, nur auf der Stufe der Landkreise und Ländräte gegen die neue Stromtrasse tätig zu werden", betonte Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert. Vielmehr müsse man besonders auch auf Ebene der Städte und Kommunen aktiv werden: "Deshalb ist es erfreulich, das auch Bürgermeister aus dem Sinngrund, Bachgrund und Saaletal der Einladung zu diesem Mahnfeuer gefolgt sind."
Initialzündung für andere Initiativen
Ganz besonders sollten diese Mahnfeuer aber als Initialzündung dafür dienen, dass sich in möglichst vielen Gemeinden Bürgerinitiativen bilden, erklärte der Bürgermeister. Ähnlich wie bei SuedLink könne man damit den Protest erheblich unterstützen. Die Kommunen sah Lippert dabei als Ansprechpartner und Koordinator vor Ort.
"Wir haben die gigantische Aufgabe, unser Stromnetz umzubauen", stellte Bundestagsabgeordneter Bernd Rützel fest. Man benötige auf jeden Fall eine Stromverteilung innerhalb zwischen Nord und Süd, um eine "Zwei-Tarif-Stromlandschaft" zu vermeiden. Deshalb sei ein Netzausbau erforderlich. Er glaube aber, dass der Sinngrund gute Argumente gegen einen entsprechenden Stromtrassenverlauf habe und sei bereit hier konstruktiv zu unterstützen.
"Wir fordern, dass unabhängige Experten nachrechnen, ob der Strombedarf wirklich so ist, wie prognostiziert", erklärte Thassilo Maxeiner vom Gemündener Ökokreis. Die aktuelle Berechung des künftigen Strom- und Leitungsbedarfs habe schließlich der Netzbetreiber selbst durchgeführt. Als Alternative sei auch eine Aufrüstung mit der vorhanden P43mod durch zusätzlichen Stromleiterseile möglich und dadurch eine erhebliche Kapazitätserweiterung denkbar.
Als Wachrüttler und Initialzünder für die Bevölkerung der betroffenen Bereiche sowie für einen gemeinsamen Kampf gegen die P43 in Main-Spessart sollten diese Mahnfeuer ebenfalls dienen, so der Wunsch der Veranstalter. Bedingt durch Corona habe man diesmal auf große Werbeaktionen für das Treffen verzichtet. "Weitere Aktionen werden folgen", kündigte Wolfgang Remelka an.