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GÖSSENHEIM
Projekt mit Vorbildcharakter
Mit einem Festakt, vielen Gästen und einem Tag der offenen Tür feierte die Nahwärmegenossenschaft Gössenheim die Einweihung der Heizzentrale für die Wärmeversorgung des Ortes. Gemeinsam wurde zur späteren Erinnerung eine Dokumetenrolle eingemauert und der Einweihungsstein gesetzt. Von links: Bürgermeister Erich Fenn, Roland Streng (Regionaldirektor Genossenschaftsverband Bayern), Karsten Heeschen (Vorsitzender Nahwärme Gössenheim), Stellvertretende Landrätin Sabine Sitter, MdL Thorsten Schwab, Klaus Neumann, MdB Alexander Hofmann, Hans-Josef Fell,  Michael Zeuch (Raiffeisenbank MSP Direktor) und Walter Christl (Aufsichtsratsvorsitzender Nahwärme Gössenheim).
Foto: Helmut Hussong | Mit einem Festakt, vielen Gästen und einem Tag der offenen Tür feierte die Nahwärmegenossenschaft Gössenheim die Einweihung der Heizzentrale für die Wärmeversorgung des Ortes.
Helmut Hussong
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:06 Uhr

Nach langen umfangreichen Planungen und Umsetzungen feierte die Nahwärmegenossenschaft Gössenheim am Samstag mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür die Einweihung ihrer Heizzentrale. Selbst erzeugte Hackschnitzel von Bäumen aus der Region werden hier in Wärme und Strom umgewandelt. Künftig können damit jährlich rund 500 000 Liter Heizöl eingespart und der CO2-Ausstoß um 2000 Tonnen gesenkt werden. Die komplette Nahwärmeanlage ist damit bis auf kleinere Nacharbeiten fertiggestellt. So werden derzeit noch die verbleibenden rund 500 Meter Wärmeleitungen des insgesamt neun Kilometer umfassenden Streckennetzes eingebaut.

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Das Amt für Ländliche Entwicklung förderte die Investitionen von fünf Millionen Euro mit 200 000 Euro. Ein Leuchtturmprojekt, das bayernweit Aufmerksamkeit findet, wie einige Gastredner betonten. „Uns ist zusammen mit den Bürgern von Gössenheim gelungen, etwas zu schaffen, von dem viele andere nur träumen“, sagte sich Karsten Heeschen, Vorsitzender der Nahwärme Gössenheim eG. bei der Begrüßung der Gäste. Das Ergebnis könne sich sehen lassen. Der Erfolg beruhe auf den Einsatz vieler Fachfirmen, aber besonders auch auf den großteils ehrenamtlich erbrachten professionellen Arbeiten vieler Bürger des Ortes.

Selbstverständlich ist die Kommune selbst mit ihren gemeindlichen Gebäuden ebenso Mitglied der Genossenschaft, wie die Kirchengemeinde mit Pfarrhaus Kindergarten und Kirche. Auch sie beziehen nun Wärme aus den Leitungen der Heizzentrale am Ortsrand Gössenheims.

Der amtierende Bürgermeister Erich Fenn zeigte sich stolz auf das von den Bürgern geschaffene Projekt. Er erinnerte daran, dass im Rahmen der geplanten Dorferneuerung weitere Ideen entwickelt und Vorhaben ausgewählt wurden, die jetzt oder in den nächsten Jahren Zug um Zug verwirklicht werden sollen. Als Beispiele nannte er die Erneuerung der B27 im Ortsbereich und die Neugestaltung der Randbereiche der Straßen mit Unterstützung des Amtes für ländliche Entwicklung.

„Das Besondere an diesem zukunftsweisenden Projekt Nahwärme ist die hohe Beteiligung von 92 Prozent aller Haushalte“, lobte Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab die Vorbildfunktion des Projektes.

Es sei eine große Leistung der Verantwortlichen, die Bürger zum Planungszeitpunkt so zu begeistern, dass ein Großteil der Haushalte schon mit der Gründung der Genossenschaft im Juni 2012 einstieg.

Schwab erinnerte auch an die Probleme, Fördergelder über das Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk (C.A.R.M.E.N. e.V) zu erhalten. Der geforderte maximale Leitungsverlust von zehn Prozent war in Gössenheim nicht zu erreichen, da das Blockheizkraftwerk aufgrund von Auflagen des Landratsamtes Main-Spessart außerhalb des Ortes errichtet werden musste.

Die Praxis habe gezeigt, dass fränkische Ortschaften durch ihre langgezogenen Struktur für diese Vorgaben nicht geeignet sind. Auch wegen Gössenheim wurde deshalb das Förderwesen geändert. „C.A.R.M.E.N. e.V gibt jetzt nur noch eine Stellungnahme ab, und die Ämter für ländliche Entwicklung entscheiden schließlich“, sagte Schwab. Mit einer Aufstockung konnte Gössenheim danach nun 200 000 Euro Förderung erhalten.

„Als ein Paradebeispiel für die Energiewende von unten durch den Bürger“, charakterisierte die stellvertretende Landrätin Sabine Sitter das Projekt und erinnerte an weitere Konzepte im Landkreis mit Holz als Energieträger. Allerdings seien Nahwärmenetze für Privathaushalte nach wie vor selten anzutreffen. Die Umstellung des Energieversorgungssystemes auf erneuerbare Energien sei klimapolitisch absolut notwendig und ökonomisch absolut sinnvoll.

Auch die weiteren Gastredner wie MdB Alexander Hofmann, ehemaliger MdB Hans-Josef Fell und der Regionaldirektor des Genossenschaftsverbandes Roland Streng lobten den Vorbildcharakter des Gössenheimer Projektes.

Mit einem ökumenischen Festgottesdienst feierten der katholische Pfarrer Norbert Thoma und der evangelische Pfarrer Thomas Schweizer gemeinsam mit den Anwesenden die Einweihung des Heizkraftwerkes und segneten Einweihungsstein, Dokumentenrolle, Gebäude und Anlage. Pfarrer Norbert Thoma lobte das Ergebnis von planerischem Mut und Können. Es zeuge von Gemeinsinn im Ort sowie ökonomischer und ökologischer Vernunft. Die katholische Kirchengemeinde mit ihren Gremien Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung waren von Anfang an überzeugte Unterstützer und Teilnehmer dieses Projekts. „Ohne Bäume könnten wir nicht leben“, sagte Pfarrer Schweizer und verwies damit auf den Klimahaushalt und die CO2-Bilanz. Auch beim Heizen müsse man sorgsam mit den Ressourcen umgehen. Hierbei unterstütze er eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Alle Gastredner lieferten einen Beitrag zur Dokumentenrolle, die zusammen mit der am Samstag aktuellen Ausgabe der Main-Post vom Spenglermeister Theo Höfling verschlossen und im Anschluß gemeinsam hinter dem Einweihungsstein eingemauert wurde. In seinen Abschlussworten dankte Walter Christl, Aufsichtsratsvorsitzender der Nahwärme Gössenheim, den Beteiligten Helfern, Planern, Architekten, Ingenieuren und Firmen für ihre umfassende Mitwirkung an diesem Projekt.

Alle Gastredner erinnerten auch an Bürgermeister Theo Gärtner, der sich an diesem Tag sicher ebenso wie alle Anwesenden über die Gemeinschaftsleistung der Gössenheimer Bürger gefreut hätte. Der Bürgermeister ist nach seinem Radunfall mit schweren Kopfverletzungen noch immer nicht aus dem Koma erwacht.

 
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