
Der durch CO₂-Ausstoß vorangetriebene Klimawandel habe, zumindest was Bayern betrifft, keine schwerwiegenden Auswirkungen. Das sagte Prof. Karl Auerswald jüngst in der Schlossberghalle vor einem rund 80-köpfigen Publikum. Problematisch werde die Sache jedoch im Zusammenhang mit der Art der Landnutzung hierzulande.
Laut Auerswald sieht es in Bayern so aus, dass die Sommer in den vergangenen 70 Jahren zwar etwas trockener geworden seien (15 Prozent weniger Niederschläge), allerdings werde die Bilanz durch feuchtere Winter nahezu ausgeglichen (zehn Prozent mehr Niederschläge). An dieser Sachlage werde sich auch in Zukunft nicht viel ändern.
Problematisch werde die Angelegenheit dadurch, dass einzelne Niederschläge heftiger würden. Da die Böden die in kurzer Zeit herunterprasselnden Wassermengen oftmals nicht aufnehmen könnten, komme es vermehrt zu Überschwemmungen.
Auerswald: Wälder wurden "extrem ausgetrocknet"
Dass die Böden das Regenwasser nicht aufnehmen können, liegt Auerswald zufolge daran, dass zu viele Flächen versiegelt oder verdichtet seien. Vor diesem Hintergrund sprach er vom landnutzungsgetriebenen Klimawandel.
In Bayern seien rund fünf Prozent der Fläche versiegelt, sagte Auerswald – fünf Prozent, die bei der Grundwasserneubildung fehlten. Hinzu komme, dass viele Böden durch Drainagesysteme entwässert würden und ein künstliches Entwässerungsnetz mit Kanälen und Abflussgräben geschaffen worden sei, welches die Aufgabe habe, Wasser möglichst schnell abzuleiten.
Das sei auch im Wald so. Durch den Bau von Holzabfuhrstraßen und Entwässerungsgräben "haben wir die Wälder extrem ausgetrocknet", so der Professor.
Feld-Maschinen werden immer schwerer – mit Folgen
Als weiteres Problem nannte Auerswald die Unterbodenverdichtung auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Diese Verdichtung komme daher, dass die Maschinen zur Bearbeitung der Felder immer schwerer würden. Ab einem Gewicht von fünf Tonnen komme es zwangsläufig zu einer Verdichtung des Unterbodens. Dadurch könne Regenwasser nicht in tiefere Schichten eindringen und es bestehe die Gefahr, dass bei Starkregen eine Luftmangelsituation im Boden eintritt.
Verbessert werden könne die Situation auf Äckern durch Bedeckung mit Mulch, sagte Auerswald. Bei Regen trage dieser zu einer Verringerung des Oberflächenabflusses und damit zu einer besseren Speicherung des Wassers im Boden bei, im Falle von Trockenheit halte der Mulch das gespeicherte Wasser länger im Boden. Sinnvoll sei auch das Anlegen von Hecken, da diese die Windgeschwindigkeit reduzierten und damit die Böden vor Verdunstung schützten.
Zur Reduzierung der Folgen des Klimawandels nannte er als vordringliche Maßnahmen die Entsiegelung von Flächen und die Begrünung von Dächern und Fassaden, eine abflussbremsende Gestaltung der Straßengräben, die Schaffung von Feuchtflächen, das Pflanzen von Hecken und die Bedeckung der Böden mit Pflanzen oder Stroh. Die bisherugen staatlichen Maßnahmen seien unzureichend, ein Paradigmenwechsel sei notwendig.
Für seine Ausführungen erhielt Professor Auerswald lautstarken Applaus. Die Veranstaltung fand statt im Rahmen der Vortragsreihe "Stadt, Land, Zukunft", die gemeinsam organisiert wird von der Ortsgruppe Marktheidenfeld des Bundes Naturschutz, dem Ortsvorstand Marktheidenfeld der Grünen und der evangelischen Kirche Marktheidenfeld.