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Lohr
Problem- und Potenzialflächen im Fokus
Mit Blick auf die Stadtentwicklung sollen in Lohr verschiedene 'Planungslupen' betrachtet werden. Eine davon umfasst das im Bildvordergrund zu sehende Fischerviertel. Hier gebe es dringenden Handlungsbedarf, hieß es dazu im Stadtrat.
Foto: Johannes Ungemach (Archivfoto) | Mit Blick auf die Stadtentwicklung sollen in Lohr verschiedene "Planungslupen" betrachtet werden. Eine davon umfasst das im Bildvordergrund zu sehende Fischerviertel.
Bearbeitet von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 26.04.2024 02:49 Uhr

Wie und an welchen stellen sollte oder könnte man die Lohrer Kernstadt in den kommenden ein bis zwei Jahrzehnten weiterentwickeln? Dieser Frage will die Stadt in den kommenden zwei Jahren unter Mithilfe zweier Planungsbüros und Einbeziehung örtlicher Akteure gezielt nachgehen. Um welche Ideen es dabei gehen könnte, wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtrats deutlich. So dürfte unter anderem das Lohrer Fischerviertel in den Fokus rücken.

Das Schlagwort über allem heißt "Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzepts" (ISEK)", welches die Stadt fortschreiben lässt. Eine solch strukturierte Betrachtung städtebaulicher Entwicklungsmöglichkeiten ist nicht zuletzt Voraussetzung für das Abgreifen von Fördergeldern für einzelne Projekte.

Wie schon im vergangenen Jahrzehnt lässt sich die Stadt beim ISEK vom Fachbüro Cima begleiten, neuerdings in Kooperation mit dem Würzburger Büro Haines-Leger, spezialisiert auf Architektur und Stadtplanung. Vertreter beider Büros erklärten in der Sitzung, dass es beim Thema Stadtentwicklung über die Jahre deutliche Verschiebungen der Schwerpunkte gegeben habe. Nicht zuletzt sei der intelligente Umgang mit Flächen im Innenbereich in den Fokus gerückt, um den Flächenverbrauch zu drosseln.

Schlossplatz bis Stadtbahnhof

Zur Frage, wo sich in der Kernstadt in den kommenden Jahren Bedarf an gesteuerter Stadtentwicklung ergeben dürfte, skizzierten die Experten verschiedene "Planungslupen" und nannten auch gleich Ideen dazu. So brachte Stadtplanerin Sylvia Haines für den ihren Worten zufolge wenig Aufenthaltsqualität bietenden Schlossplatz eine Belebung ins Spiel, beispielsweise durch das Öffnen der angrenzenden Gastronomie zum Platz hin. Der Platz könne variabel für Veranstaltungen und als Parkplatz genutzt und überdies begrünt werden, so Haines.

Spätestens in zwei, drei Jahren dürfte auch das jetzige Krankenhausareal als Planungslupe in den Fokus rücken. Für diesen Bereich brachte Haines einen Um- oder Neubau hin zu zentrumsnahem Wohnen ins Gespräch, womöglich mit integriertem Kindergarten. Das denkmalgeschützte alte Spital könne man für eine gemeinschaftliche Nutzung umbauen, so ein weiterer Vorschlag.

Für das schon jetzt der Stadt gehörende ehemalige Postareal am oberen Ende der Ludwigstraße skizzierte Haines den Bau eines Ärztehauses. Den Blick weiter hinunter in die Altstadt richtend regte sie an, zu überlegen, das Erdgeschoss des Alten Rathauses zu öffnen, um einen überdachten Durchgangsbereich als Gegenpol zur gegenüber gelegenen neuen "Markthalle 2.0" zu schaffen.

Als weitere Planungslupe nannte Haines den Bereich rund um den ehemaligen Stadtbahnhof, zu dem es bekanntlich Bestrebungen einer Reaktivierung gibt. Für das von Parkplätzen dominierte Areal konnte sich Stadtplanerin Haines ebenfalls eine Entwicklung hin zu Wohnen und Handel vorstellen, unter "Optimierung des Stellplatzangebots". Dem Gelände zwischen Westtangente und Ignatius-Taschner-Straße bescheinigte Haines "großes Entwicklungspotenzial".

"Fünf nach Zwölf"

Die Planungslupe, zu der es die meisten Redebeiträge gab, war jedoch das Fischerviertel. Dort, so Haines, gebe es einen "teilweisen Sanierungsstau", weswegen es das Ziel sein solle, Anreize für private Sanierungsmaßnahmen zu schaffen. Bei manch altgedientem Ratsmitglied dürften leidvolle Erinnerungen aufgekommen sein. Schließlich hatte die Stadt vor Jahren versucht, ein Sanierungsgebiet Altstadt-Ost zu schaffen, war damit letztendlich jedoch am Widerstand der Anwohner gescheitert. Man müsse bei einem neuerlichen Versuch, in dem Bereich Anreize zum Sanieren von Gebäuden zu schaffen, sehr behutsam vorgehen, sagten daher mehrere Räte.

Allerdings wurde auch betont, dass man im Fischerviertel dringenden Handlungsbedarf sehe. Es sei dort "fünf nach zwölf", sagte etwa Michael Kleinfeller (CSU) mit Blick auf den Zustand mancher Gebäude. Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sprach davon, dass sich manche Häuser "nur noch gegenseitig stützen". Vor Jahren habe man sich im Bemühen, die Situation am "Eingangstor der Stadt" zu verbessern, die Finger verbrannt, erinnerte Riedmann. Womöglich habe sich angesichts des zunehmenden schlechten Zustands mancher Häuser jedoch mittlerweile die Einschätzung mancher Akteure geändert.

Stadtplanerin Haines sagte dazu, dass sich die Rahmenbedingungen zu Sanierungsgebieten mittlerweile geändert hätten. Früher den Anwohner für Wertsteigerungen ihrer Immobilien abverlangte Verbesserungsbeträge gebe es heute nicht mehr. Auch hätten sich die steuerlichen Möglichkeiten für Sanierungen in solchen Gebieten verbessert. Womöglich sollte man einfach mal Beispielrechnungen für interessierte Hausbesitzer anbieten, sagte Cima-Geschäftsführer Christian Hörmann dazu.

Mehrgleisiges Arbeiten

Thomas Nischalke (SPD) regte schließlich noch zwei weitere Planungslupen an: die Mainlände, die man attraktiver machen müsse, und die "Lohrer B-Lage" rund um Stadtmühlgasse und Schlachthausplatz. Frank Seubert (CSU) wollte überdies den Bahnhof einbezogen wissen. Diesen könne man zwar auch betrachten, sagte Hörmann. Grundsätzlich solle man sich mit den "Planungslupen" jedoch auf die Kernstadt fokussieren. Beim Blick auf all diese Bereiche und Handlungsfelder der Stadtentwicklung soll mehrgleisig verfahren werden. Zum einen installierte der Stadtrat einen Arbeitskreis.

Dort werden Vertreter aus Verwaltung, Stadtrat und Planungsbüros nichtöffentlich den Prozess steuern. In einem "Stadt-Labor" soll der Austausch mit Akteuren beispielsweise aus Handel, Gewerbe und Gastronomie praktiziert werden. Und schließlich ist vorgesehen, dass die Bevölkerung sich einbringen kann, beispielsweise über verschiedene Umfragen. Am Ende des nun fortgeführten ISEK-Prozesses sollen nach Aussage der Planer ganz konkrete Handlungsempfehlungen für die einzelnen Planungslupen stehen.

 
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