
Es braucht nicht viele Darsteller und nur wenige Requisiten, um insgesamt 19 höchst verschiedene Charaktere in zahlreichen unterschiedlichen Kurzauftritten darzustellen. Das stellten einmal mehr die Schauspieler der Kleinkunstbühne Spessartgrotte anschaulich unter Beweis. Bei der Premiere der Bühnenfassung der Kriminalkomödie "Achtsam Morden" nach dem Bestsellerroman von Karsten Dusse rotierten die drei Darsteller durch die Rollen und zogen das Publikum "achtsam" in ihren Bann.
Der erfolgreiche Rechtsanwalt und Strafverteidiger Björn Diemel (Moritz Kurtz), der sich zum Leidwesen seiner Ehefrau (Andrea Feuchtenberger) allzu intensiv um das Wohl seiner mörderischen Mandanten aus der Unterwelt kümmert, wird von seiner Frau gezwungen,ein Achtsamkeitsseminar zu besuchen, um sein Leben zu entschleunigen, seine Ehe zu retten und sich intensiver um seine Tochter zu kümmern.
Die dort erlernten überspitzt gezeichneten Regeln, die der Achtsamkeitstrainer (Timo Dassinger) während der Handlung immer wieder - szenengerecht passend - ungebeten einstreut und erklärt, setzt Björn Diemel nicht nur in seinem Privatleben um, sondern wendet diese auch akribisch genau, gelassen und entspannt bei seinem Umgang mit den Mafia-Mandanten an. Dabei ist der Strafverteidiger immer darauf bedacht, seine Work-Life-Balance zwischen Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen, sowie diese ausgewogen und entschleunigt zu gestalten. Damit das gelingt müssen aber andere dran glauben.
So geht Work-Live-Balance
Entsprechend der Regel "Suche nicht nach neuen Aufgaben, sondern die Aufgaben suchen dich" wird Diemel vom nervigen und brutalen Mafiaboss Dragan heimgesucht und stark unter Druck gesetzt. Deshalb besinnt sich der Strafverteidiger auf die einstudierten Prinzipien der Achtsamkeit, entledigt sich seines Problems, indem er den unliebsamen Mafiaboss besonders achtsam im Kofferraum seines Autos ermordet und zerstückelt.
Fortan übernimmt Björn Diemel die Kommunikation seines ehemaligen Mandanten mit den Mitgliedern des Unterwelt-Milieus und bringt die dortige Hierarchie ganz schön durcheinander. Um am Ende noch mehr Zeit für seine Familie zu haben, wird Diemel als Schlussstrich auch noch den missliebigen Konkurrenten von Dragan auf die gleiche Weise wieder besonders achtsam aus dem Weg räumen und beiseite schaffen.
Ein zweistündiges Mordsvergnügen für das rund 40-köpfige Premieren-Publikum. Von den Gästen forderte die Komposition von Ratgeberbroschüre und Kriminalkomödie mit ein wenig schwarzem Galgenhumor besondere Aufmerksamkeit und Konzentration, um den rasch wechselnden Charakteren in der turbulenten und kurzweiligen Handlung dennoch achtsam folgen zu können.
Start einer Serie von Aufführungen
Die Mehrzahl der häufigen Rollenwechsel für die 19 Charaktere meisterten Timo Dassinger, quasi festes Mitglied im Spessartgrotten-Ensemble, sowie Andrea Feuchtenberger, ebenfalls längst bekannte Darstellerin in der Spessartgrotte, mit Bravour und überzeugender Spielfreude. Das Bühnenbild war sehr minimalistisch gehalten und leitete die Gäste, sich auf die Handlung und die Achtsamkeitsratschläge zu konzentrieren. Vielleicht entschließt sich mancher Gast, auch den einen oder anderen der Entschleunigungstipps für sich zur berücksichtigen.
Die Premiere ist der Anfang einer Serie von Aufführungen, die unter der Regie von Helga Hartmann und Iris Kratzer in Szene gesetzt werden. Die nächsten beiden sind bereits am Wochenende am 21. und 22. März geplant. Weitere finden sich jeweils im Spielplan verteilt in den Monaten April bis Juli.
Weitere Informationen über die Spessartgrotte in Langenprozelten und die aktuellen Spieltermine gibt es auf der Internetseite www.spessartgrotte.de.
