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GEMÜNDEN
Premiere: Don Camillo auf der Scherenburg
Es geht nicht mit Don Camillo, aber es geht auch nicht ohne. Nach seiner Strafversetzung, lassen sich seine „Schäfchen“ vielfältige Gründe einfallen, um ihn zurückzubekommen.
Foto: Günter Roth | Es geht nicht mit Don Camillo, aber es geht auch nicht ohne. Nach seiner Strafversetzung, lassen sich seine „Schäfchen“ vielfältige Gründe einfallen, um ihn zurückzubekommen.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:51 Uhr

Mit Jubel, Bravo-Rufen und lang anhaltendem stehenden Beifall feierte das Premierenpublikum auf der Gemündener Scherenburg die Premiere des Stückes „Don Camillo und seine Herde“ von Gerold Theobalt. Allerdings waren am Mittwochabend nicht alle Plätze auf der Zuschauertribüne besetzt.

Kultfiguren der 50er und 60er Jahre

Es war ein Wagnis, das Regisseur Peter Cahn und sein Ensemble, allen voran Andreas van den Berg (Don Camillo) und Carsten Ceming (Peppone) eingegangen sind. Schließlich haben sich die beiden Kultfiguren der 1950er- und 1960er-Jahre bei den Älteren tief ins Gedächtnis gegraben. Gegen Fernandel und Gino Cervi anzutreten war eine Herausforderung, zumal auch die Geschichte aus der italienischen Po-Ebene vor die Mauern der fränkischen Scherenburg zu setzen war. Einige der Zuschauer empfanden dies zwar als Mangel, doch die weitaus größere Zahl war schlichtweg begeistert.

Fotoserie

Ein häufiger Kritikpunkt des Publikums galt dem späten Beginn um 20.30 Uhr. Da die Vorstellungen erst gegen 23 Uhr enden, kommen viele Besucher erst gegen Mitternacht nach Hause. Für Menschen, die am nächsten Tag zur Arbeit müssen, ist das nicht unproblematisch.

Kein Versuch der Kopie

Sowohl der Regisseur als auch die Protagonisten machten gar nicht erst den Versuch, die berühmten Vorbilder einfach zu kopieren, vielmehr ließen sie einander genügend Raum, ihre eigene Persönlichkeit in die Story einfließen zu lassen. Nach einem etwas zähen Beginn fanden die beiden Kontrahenten zusehends Freude an ihrem gegenseitigen Sticheleien, Provokationen und Machtkämpfen und so nahm das Geschehen mächtig an Fahrt auf, um kurz vor der Pause bei einer fulminanten Schlägerei in Zeitlupe einen köstlichen Höhepunkt zu erreichen. Ein begeisternder Einfall des Regisseurs.

Laienspieler mit viel Bühnenerfahrung

Van den Berg und Ceming haben natürlich viel Bühnenerfahrung – auch auf der Scherenburg – trotzdem sind sie Laiendarsteller, wie das übrige Ensemble. Sehr geschickt verbinden sie ihre Persönlichkeit mit der Rolle. Van den Berg spielt den Don Camillo, der als flammender Priester mit seinen fast schon verschlagenen Tricks öfter übers Ziel hinausschießt und dann von „IHM“ aus dem Off milde aber bestimmt zurechtgewiesen wird, mit viel Verve, doch charmant und liebenswürdig.

Carsten Ceming gibt einen großartigen kommunistischen Bürgermeister Peppone. Sein Glaube an den Fortschritt und das Gute, ist geprägt von Enthusiasmus, Sturheit und verblüffender Offenheit. Der Verschlagenheit seines Antagonisten hat er nicht allzu viel Raffinesse entgegenzusetzen. Das übernimmt seine Frau Ariane (Judith Djacic) die nicht nur einfühlsam spielt, sondern auch als Sängerin punkten kann.

Politisch korrekt gestaltete Bühne

Auch die übrigen Schauspieler überzeugten in ihren Rollen. Sehr gelungen ist das Bühnenbild von Christian Baumgärtel mit der politisch korrekten Aufteilung: rechts die Kanzel, links das kommunistische Parteibüro.

Wenn das heutige moderne Theater grundsätzlich bemüht ist, bei jedem „alten Stück“ einen aktuellen Zeitbezug herzustellen, dann könnte in der Aufführung eine klare Botschaft zu finden sein: Don Camillo und Peppone streiten zwar scheinbar auf verschiedenen Seiten, doch im Grunde genommen immer für dieselbe Sache. Sie haben stets das Herz auf dem rechten Fleck und bei allen Kämpfen bleibt immer noch Raum für Respekt vor dem anderen, Fairness und vor allem für ein Augenzwinkern.

Das Ensemble

Weitere Mitwirkende: Max Fritz (Regieassistenz), Richard Lang (Licht and Musik), Nuschin Raber und Vera Nätscher (Kostüme), Natalia Krylova (Maske), Peter Cahn (Jesus am Kreuz), Wolfgang Schulz (Cagnola), Luisa Weber (Paolina), Gabi Bayerschmidt (Frau Cagnola), Eduard Hilz (Falchetto), Katinka Zötzl (Dr. Tirelli), Uli Rübsamen (Smilzo), Steffen Westenmeier (Fulmine), Gaby Bayerschmidt (Desolina).

Termine: Freitag, 7. Juli, Freitag, 14. Juli, Donnerstag, 20. Juli, Samstag, 22, Juli, Sonntag 23. Juli (16 Uhr), Mittwoch, 26. Juli, Freitag, 28. Juli, Sonntag 30. Juli, Freitag, 4. August, Mittwoch, 9. August, Donnerstag, 10. August, und Samstag, 12. August. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr.

Bürgermeister Peppone ist ein glühender Verehrer Lenins.
| Bürgermeister Peppone ist ein glühender Verehrer Lenins.
Für seine Überzeugung gerät Don Camillo schon mal in Rage.
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Don Camillo: ein streitbarer, aber auch versöhnlicher Geist.
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Raum ist im kleinsten Beichtstuhl.
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In freudiger Erwartung eines neuen, kleinen Parteimitglieds.
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Die Cagnolas blicken skeptisch auf Peppones Machenschaften.
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Kommentare
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  • A. L.
    Was hat dieser selbsternannte Möchtegern-Kulturkritiker der Mainpost denn wieder zu meckern? Dass er gleich im zweiten Satz mitteilen muss, dass nicht alle Plätze besetzt waren?
    Ja, es sind Laiendarsteller. Bevor sich Herr Roth aber zwischen den Zeilen verkappt über die "Laiendarsteller" abfällig äußert, sollte er sich doch mal selbst auf die Bühne stellen und das Programm absolvieren. Dann kann er die Leistung des Ensembles nachvollziehen und vielleicht auch bewerten. Erwartet er etwa die Bayerische Staatsoper in Gemünden?
    Es sind Festspiele mit Laiendarstellern und die machen einen Super-Job.

    Und vielleicht verkraftet der Herr Kritiker auch, dass er mal ein bisschen später in die Kissen fallen kann, wenn er erst "um Mitternacht nach Hause kommt". Er kann er ja ausschlafen.
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