
Neues lernen, mit anpacken und eine Ausbildungsstelle finden: Darum geht es in der Praxisklasse an der Mittelschule Marktheidenfeld. Die Praxisklasse wird vom Europäischen Sozialfonds gefördert und ist für lern- und sozialschwache Schüler gedacht, die in einer Regelklasse ihren Abschluss nicht schaffen würden.
Durch Praktika und Projekte in örtlichen Betrieben erhöht die Praxisklasse für ihre Schüler die Chance auf einen Ausbildungsplatz. Daher besuchen die Jugendlichen am Dienstag das Gasthaus „Bräustüble“. Dort gewinnen sie einen Einblick in die Berufe des Kochs und der Restaurantfachkraft.
Die Klasse von 14 Schülern wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Hälfte arbeitet in der Küche mit, die andere im Service. In der Woche darauf wird getauscht, so dass jeder Schüler beides einmal gemacht hat. „Bräustüble“-Chef Thomas Karpf findet es wichtig, Kinder mit einer Lernschwäche an Berufe heranzuführen. Er kocht mit den Jungs und Mädchen ein Drei-Gänge-Menü mit Suppe, Schweinebraten in Biersoße mit Spätzle und Rahmwirsing und Obstsalat als Dessert. „Es klappt wirklich super“, sagt er über die Schüler.
Denen macht es auch Spaß. René Wilk sagt über die Arbeit in der Küche: „Es gefällt mir gut und macht Spaß. Ich lerne hier etwas dazu.“ René hat bereits einen Ausbildungsplatz zum Landschaftsgärtner gefunden und freut sich darüber: „Die Praxisklasse hat mir im Leben sehr weitergeholfen. Ohne sie hätte ich keinen Ausbildungsplatz.“ Luca Horn spricht ähnlich positiv über die Klasse und erzählt, dass er durch sie herausgefunden hat, was er werden will: Verkäufer. Er ist in der Service-Gruppe und hat unter anderem Tische gedeckt, Servietten gefaltet, Bier gezapft und serviert. Und der Höhepunkt des Tages: Das Gekochte wird zusammen verspeist und die Jugendlichen sind zufrieden mit ihrer Arbeit. „Ich wusste nicht, dass Suppe so gut schmecken kann“, sagt einer zu Karpf.
Auch zufrieden sind Klassenlehrer Rudolf Walter und Sozialpädagogin Tanja Losert, die die Klasse betreuen. Es sei schön, dass Betriebe sich die Zeit nehmen und die Schüler auch mit anpacken. Andere Projekte der Praxisklasse waren zum Beispiel Holzarbeiten im Grünen Klassenzimmer neben der Schule mit der Zimmerei Behl und der Schreinerei Heußlein, die auch Tischlampen aus Holz mit den Schülern gebaut haben.
Neben diesen Projekten sind die Mittelschüler in vier zweiwöchigen Blocks in Betrieben im Praktikum. Um diese Praktikumsstellen müssen sie sich selbst kümmern. Einige werden dann von diesen Betrieben übernommen. Bereits sieben der 14 Schüler haben durch ihre Praktika einen Ausbildungsplatz – alle in praktischen Berufen wie Altenpfleger, Fliesenleger oder Verkäufer. Die Lehrer und Pädagogen beraten die Kinder und Eltern und legen bei den Betrieben ein gutes Wort für ihre Schützlinge ein. Und darauf ist Rudolf Walter stolz: „In den letzten Jahren hatten wir eine Vermittlungsquote von fast 100 Prozent.“