
Am Freitag tritt erstmals der neue Kreistag Main-Spessart unter Leitung der neuen Landrätin Sabine Sitter zusammen. In der konstituierenden Sitzung wird die Zahl ihrer Stellvertreter sowie deren Besetzung beschlossen. Natürlich haben die Fraktionen dies schon im Vorfeld diskutiert – und sind sich nicht einig geworden.
Einige Dinge sind dennoch schon klar: Die Grünen werden die zweitstärkste Fraktion im Kreistag bilden, nach der CSU. Bei den Wahlen am 15. März gewannen die Grünen zehn Sitze, die Freien Wähler hingegen elf. Nun aber werden sich Rudi Gosdschan (Linke) und Michaela Schwab (ÖDP) der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen anschließen. Das hat für sie den Vorteil, dass sie Fraktionsmitglieder und keine "Einzelkämpfer" sind. Und es sorgt dafür, dass die Grünen die FW überholen.

Hubert Fröhlich, einziger FDP-Kreisrat, wird sich der Fraktion der Freien Bürger um Gerhard Thumes anschließen. Die UGM bildet mit vier Kreisräten eine eigene Fraktion. Die AfD wird mit zwei Kreisräten unter sich bleiben. Ob dies für einen Fraktionsstatus ausreicht, wird sich am Freitag beim Beschluss über die Geschäftsordnung zeigen.
Künftig drei Stellvertreter – aber wer?
Ebenfalls klar ist, dass es künftig nicht zwei, sondern drei Stellvertreter der Landrätin geben soll. Dies war zuletzt zwischen 2002 und 2008 bei Armin Grein der Fall; Thomas Schiebel hatte in beiden Perioden jeweils zwei Stellvertreter. Brigitte Riedmann, Fraktionssprecherin der Freien Wähler, sagt, es habe sich bei den Gesprächen der vier großen Fraktionen "ergeben, dass es drei Stellvertreter geben soll". Für die Freien Wähler soll Christoph Vogel stellvertretender Landrat werden. "Er war in der Stichwahl und hat 40 Prozent der Stimmen erhalten", argumentiert Riedmann.
Für die SPD soll Pamela Nembach stellvertretende Landrätin werden. "Ich werde kandidieren", bestätigt sie. Sven Gottschalk wird Fraktionssprecher der Sozialdemokraten. Auch aus den Reihen von CSU und Grünen sollen mögliche Stellvertreter kandidieren. Sabine Sitter soll sich einen erfahrenen Kreisrat wünschen. Der Grüne Gerhard Kraft erfüllt als Vertreter der zweitstärksten Fraktion die Voraussetzungen und hätte nach dem Ausscheiden aus dem Karlstadter Stadtrat auch genügend Zeit für das Amt. Es soll aber dem Vernehmen nach auf Manfred Goldkuhle (CSU) hinauslaufen, der dem Gremium schon seit 30 Jahren angehört.
Kraft und Goldkuhle sowie andere Vertreter der Grünen und der CSU möchten sich vor der Abstimmung am Freitag nicht äußern, wer aus ihrer Fraktion nominiert wird. Christian Baier (Grüne) gibt immerhin zu, dass die Grünen aus ihrem Status als zweitstärkste Fraktion "den Wunsch und Anspruch ableiten, einen Stellvertreter zu stellen". Könnte interessant werden in der konstituierenden Sitzung des neuen Kreistags am Freitag, 8. Mai, ab 9 Uhr, in der Erwin-Ammann-Halle in Karlstadt.
Auf alle Fälle nicht den Herrn Goldkuhle als Stellvertreter. Der hat schon genug Ämter und ich befürchte, dass er aus Zeitgründen kein guter Vertreter von Frau Sitter sein wird.
Und Herr Baier ist jünger und machte auf mich einen sehr guten kompetenten Eindruck, um unseren Landkreis würdig zu vertreten.
Wie oft hat Goldkuhle für das Amt des Karlstadter Bürgermeisters kandiert? 3 mal? 4 mal? 5 mal? Ist fast schon egal, Fakt ist, dass ihn die Karlstadter nie gewollt haben und dafür wohl auch ihre Gründe hatten!
Und jetzt soll dieser unverkäuflichen politischen Altlast wenigstens zum Karriereende nochmal ein Posten zugeschustert werden? Das ist wohl der Preis, mit der sich die "Neue" die Unterstützung der alten Männer der CSU sichern muss.
Natürlich nur, wenn die anderen Fraktionen mitspielen. Aber da wird dann gehandelt, geschoben und geschachert nach dem Moto "Wenn du meinen (nicht), dann ich deinen (oder auch nicht)...". Das geht natürlich nur, weil das gemeine Wahlvolk nicht mitreden darf. Gerade bei Herrn Goldkuhle hatten die Wählerinnen und Wähler ja bisher eine feine Nase.
Ich finde Ihren Wortwahl über Herrn Goldkuhle völlig unangemessen. Könnten Sie denn mehr Einsatz fürs Allgemeinwohl und Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung nachweisen als er?
1. Ich muss nicht besser sein als Karajan, um ein Konzert zu kritisieren. Und ich muss nicht bessere Romane schreiben als Goethe, um mich als Literaturkritiker zu betätigen. Sie missdeuten da leider eine 300-jährige Diskussion über das Thema, die längst entschieden ist, und zwar gegen Ihre Auffassung.
2. Ich muss nicht besser Orgel spielen oder Kirchenchöre leiten können als Herr Goldkuhle, um festzustellen, dass er bei all seinen Bewerbungen um das Karlstadter Bürgermeisteramt gescheitert ist. Dafür gibt es Gründe, und die erfahren Sie am besten von denen, die ihn nicht gewählt und/oder ihm bestenfalls Stadtrat und Kreisrat zugetraut haben.
3. Zur "Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung": Herr Goldkuhle hätte schon nach der zweiten Abfuhr merken müssen, wie der Hase läuft. Oder wollte ihn gar seine eigene Partei ins offene Messer laufen lassen? Und sieht das jetzt als kleine Entschädigung, ist ja nur ein Posten als Grüßaugust ohne wirklichen Einfluss?
Ein anderes Beispiel aus Wald und Natur: "Wie man/Mann in den Wald ruft, schallt es zurück." Die Dauerkonflikte wären vorprogrammiert. Und das wird die Mehrheit des neuen Kreistages nicht wollen. Die Partei kann ja auch ohne Landratsstellvertreter eine gute und grüne Kreispolitik machen. Die Stellvertreter der Landrätin wurden nicht von den Kreisbürgern gewählt. Last but not least, wären die Wahlen ein paar Wochen später gewesen, sähe die Zusammensetzung in allen politischen Gremien des Kreises mai-Spessart anders aus. So gesehen, dürfte die Entscheidung "Kraft wird/wurde nicht Landrätin Stellvertreter" für die Mehrheit der Kreisräte und auch der Bevölkerung nachvollziehbar und hinnehmbar sein. Die Entscheidung liegt allein bei den Kreisräten gleich hier am Anfang und über die gesamte Periode hinweg. Danach haben sich auch die Landrätin und ihre Stellvertreter zu richten. Quelle: Altlandrat Thomas Schiebel
Als erfahrener langjähriger Kreisrat und Fraktionsvorsitzender wäre Gerhard Kraft der Richtige! Die Grünen ausbooten zu wollen, das wäre der Bevölkerung nicht vermittelbar und verstöße gegen jedlichen politischen Anstand.
Zur Erinnerung: Kreistagswahl 2020 zu 2014
CSU minus 2,66%, FW minus 4,96%, SPD minus 4,09%, Grüne plus 3,1%, Die Grünen haben ihre Kreistagsmandate von 8 auf 10 erhöht. Mit Rudi Gosdschan (Linke) und Michaela Schwab (ÖDP) besteht die Fraktion jetzt aus zwölf Fraktionsmitgliedern.