Die zur Deutschen Bank gehörende Postbank wird bis spätestens Ende März des kommenden Jahres ihre Filiale an der Ludwigstraße 16 in Lohr schließen. Die dort eingemietete Deutsche Post AG verlegt ihre Postfächer noch im Oktober in den neuen Rewe-Markt an der Alfred-Stumpf-Straße und sucht für die Schalter noch einen Partner.

Nach Angaben von Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier (Bonn) gibt es aktuell noch keinen konkreten Schließungstermin. Klar sei aber, dass der Lohrer Standort bis spätestens Ende März 2022 aufgegeben werde. "Wir schließen eine Filiale nur dann, wenn sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt", betonte Rittmaier.

Entscheidend sei hierbei vor allem die Art der nachgefragten Leistungen, nicht die Kundenfrequenz. Das Verhältnis zwischen reinen Serviceleistungen wie etwa Postdienstleistungen und Bargeldauszahlungen und wertschaffendem Neugeschäft beispielsweise durch Abschlüsse und Nutzung von Bankprodukten müsse stimmen.

Digitalisierung schreitet voran

Wie andere Institute auch prüfe die Postbank ihr Filialnetz "fortlaufend auf Kundenverkehr, Produktnutzung und Wirtschaftlichkeit". Durch die fortschreitende Digitalisierung gebe es schon länger eine deutliche Veränderung des Kundenverhaltens. Dieser Trend habe sich seit Beginn der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt, sagte Rittmaier.

Das Online-Angebot werde über alle Altersgruppen hinweg stärker genutzt. Dazu kämen Video-Verbindungen zu Beraterinnen und Beratern, das Telefon-Banking und Kontaktmöglichkeiten auf dem Postweg. Laut Rittmaier gibt es in Lohr zudem bei einigen Partnern die Möglichkeit des Cashback-Verfahrens.

Keine Entlassungen

Dabei könne man sich gebührenfrei Geld auszahlen lassen, wenn man seine Einkäufe bargeldlos bezahle. Dieses Verfahren erfahre "auch bei älteren Menschen zunehmend Beliebtheit". In Lohr werde das Verfahren von den Tegut-, Aldi-, Lidl- und Norma-Märkten sowie an der Shell-Tankstelle an der Rechtenbacher Straße angeboten.

Der Pressesprecher versicherte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lohrer Postbank-Filiale würden nicht entlassen. "Die durch die Schließung der Filiale entfallenden Stellen werden sozialverträglich im Rahmen bestehender betrieblicher Vereinbarungen abgebaut."

Schreiben erhalten

In die Postbank-Filiale hat sich die Deutsche Post AG mit ihren Postfächern und einer Schalteranlage eingemietet. Die Nutzer der Postfächer bekamen bereits in der vorigen Woche ein Schreiben der Post: Die Postfachanlage an der Ludwigstraße wird zum 23. Oktober geschlossen und in den Rewe-Markt auf dem ehemaligen Brauereigelände verlegt, wo sie ab dem 25. Oktober wieder benutzbar ist.

Der regional zuständige Post-Pressesprecher Alexander Böhm (Frankfurt) sagte, der Rewe-Konzern sei in Deutschland bereits vielfach zum Post-Partner geworden. Das Unternehmen suche auch für die Schalteranlage noch einen privaten Partner. Das sei nicht ganz so einfach, weil beispielsweise benachrichtigte Sendungen, die abgeholt werden müssten, von diesem Partner zwischengelagert werden müssten. Mit der Postbank gebe es ein Übereinkommen, dass Filialen erst dann geschlossen werden sollten, wenn die Post ihre Anlagen woanders untergebracht habe.

Noch keine Kündigung

Das Gebäude an der Ludwigstraße 16 hat die Stadt Lohr bereits in der Amtszeit von Bürgermeister Ernst Prüße (2008 bis 2014) gekauft. Im Obergeschoss ist die Zentrale der Volkshochschule Lohr/Gemünden untergebracht. Was mit dem Erdgeschoss nach der Räumung passiert, ist derzeit noch offen.

Rathaussprecher Dieter Daus erklärte auf Anfrage, der Stadt sei bekannt, dass die Postbank beabsichtige, den Standort an der Ludwigstraße zu schließen. Allerdings sei im Rathaus noch keine Kündigung der Postbank eingegangen. Solange das nicht der Fall sei, "können wir keine Aussagen zu eventuellen Nachnutzungen beziehungsweise Zwischennutzungen tätigen", erklärte Daus.