„Nach unserer Überzeugung dürfen wir keinen Jugendlichen auf dem Weg in das Berufsleben verlieren.“ Mit diesen Worten brachte Arno Schmitt die Motivation für das Projekt „Schüler und Jugendwerkstatt“ auf den Punkt.
Am Mittwoch wurden zwölf Schülern der Mittelschule Marktheidenfeld Zertifikate für ihre Teilnahme an dem Projekt überreicht. Acht bis zehn Wochen lang durften sie immer einen Nachmittag lang nach der Schule bei einem Praktikum in Unternehmen im Raum Marktheidenfeld – Warema, Udo Lermann, Fertig Motors, Fenster-Paul und Redelbach Hochbau – in verschiedene Berufsfelder reinschnuppern. Ziel sei es, den Schülern eine Möglichkeit zu bieten, den für ihre Fähigkeiten richtigen Beruf zu finden.
Aktion auch in Lohr und Gemünden
Parallel dazu wurde das Projekt auch in Lohr – dort bereits zum zweiten Mal – und Gemünden durchgeführt. Insgesamt nahmen 38 Schüler – davon 19 Flüchtlinge – an dem Projekt in diesem Jahr teil.
Mitte 2015 hatte Arno Schmitt vom Lions-Club Lohr-Marktheidenfeld gemeinsam mit Ottmar Kliegl vom Rotary-Club beschlossen, gemeinsam das Projekt der Schüler und Jugendwerkstatt auf den Weg zu bringen. Schülern, die es auf Grund ihrer Rahmenbedingungen schwer haben, eine Ausbildungsstelle zu bekommen, sollen bei ihrer Berufswahl unterstützt werden.
Flüchtlinge von Anfang an einbezogen
Da zu dieser Zeit verstärkt schulpflichtige Flüchtlinge in der Region erreichten, sollten auch diese in das Projekt einbezogen werden. Die Caritas übernahm die Trägerschaft, Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder die Schirmherrschaft in Marktheidenfeld.
Es geht in den Praktika nicht nur darum, einen Beruf kennenzulernen, so Schmitt in seiner Rede, sondern um ein weiteres Übungsfeld für Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und eben auch, andere Kulturen kennenzulernen, da nach Möglichkeit ein deutscher Schüler und ein schulpflichtiger Flüchtling gemeinsam in den Unternehmen arbeiten sollen.
Jugendliche können sich Ausbildung gut vorstellen
Während der Abschlussveranstaltung kamen auch die Schüler selbst zu Wort. Reihum erzählten sie kurz von ihren Eindrücken und Erlebnissen aus ihren Praktika und zeigten von ihnen angefertigte Arbeiten wie Motoren oder Stifthalter. Alle könnten sich auch vorstellen, in den Betrieben eine Ausbildung zu beginnen. Schulleiterin Annette Hettiger zollte besonders den Flüchtlingen Respekt: „Ich bin beeindruckt, wie schnell ihr schon Deutsch gelernt habt“.
Sprachproblem in den Griff bekommen
Das Sprachproblem griff auch Ottmar Kliegl beim Ausblick in die Zukunft des Projekts noch einmal auf. Zwar habe man sehr positive Erfahrung in der allgemeinen Konversation gemacht, so Kliegl. Doch spätestens in der Berufsausbildung sieht er durch das „Fachdeutsch“ echte Probleme auf die Flüchtlinge zukommen. „Wir wollen versuchen, den Bogen von der Konversation hin zu den fachspezifischen Begriffen zu verbessern“, sagt Kliegl.
Dank an Unternehmen und Schüler
Als positiv für alle Seiten sah auch Koordinator Thomas Michaelis das Projekt. Der ehemalige Ausbildungsbetreuer bei Rexroth in Lohr besuchte die Schüler an ihren Praktikumsplätzen. Sein Dank ging sowohl an die Unternehmen, die sich der Verantwortung bewusst waren und ein abwechslungsreiches Programm geboten haben, als auch an die Schüler, die sich an ihren freien Nachmittagen freiwillig dieser Aufgabe gestellt haben. Begeistert war Michaels auch von der Hilfsbereitschaft der Schüler untereinander.
Neben Lohr, Gemünden und Marktheidenfeld soll das Projekt im Landkreis erweitert werden. Im kommenden Jahr soll die Schüler- und Jugendwerkstatt auch in Karlstadt und Frammersbach angeboten werden.