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Lohr
Politisch Unkorrektes im Einmachglas
Lohrs Kunstszene hat mit dem Aschaffenburger Gerd Sendelbach satirischen Zuwachs bekommen. Seit August lebt der 74-Jährige mit seiner Frau in der Stadt.
Foto: Frank Zagel | Lohrs Kunstszene hat mit dem Aschaffenburger Gerd Sendelbach satirischen Zuwachs bekommen. Seit August lebt der 74-Jährige mit seiner Frau in der Stadt.
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 11.02.2022 02:21 Uhr

"Satire im Glas" heißt die neue Ausstellung im Lohrer Kunstschaufenster der Hubertus Apotheke. Mit dem Aschaffenburger Gerd Sendelbach, der im vergangenen Jahr nebst Gattin nach Lohr zog, hat die städtische Künstlerszene eine originelle Bereicherung erfahren.

"Humorvoll, kritisch und zum Nachdenken", umschreibt der Künstler selbst seine in Einmachgläsern eingelassenen Karikaturen. Diese bestehen aus Gips gefertigten Figuren, die mittels Sprechblasen eine satirische Situation darstellen.

Spezieller Humor

Viele der insgesamt mehr als 100 Exponate – im Kunstschaufenster sind etwa 20 zu sehen – sind mit einem sehr speziellen Humor versehen, zu dem sich der 74-Jährige bekennt. "Die meisten Ideen bekomme ich aus dem Alltag, der Politik und von Witzen", sagt Sendelbach beim Pressetermin direkt vor seiner ersten Ausstellung in Lohr.

Inspiriert von einer Zeichnung in einem Einmachglas begann der berentete Vertriebsmitarbeiter in den 90er Jahren mit seinen außergewöhnlichen Kunstwerken. Anfangs nur für das familiäre Umfeld als Unikate angefertigt, dauerte es nicht lange, bis Sendelbach zur ersten Ausstellung in Aschaffenburg eingeladen wurde.

In Einmachgläsern präsentiert Gerd Sendelbach seine Satiren, die Figur mit der Knollennase hat er sich selber ausgedacht.
Foto: Frank Zagel | In Einmachgläsern präsentiert Gerd Sendelbach seine Satiren, die Figur mit der Knollennase hat er sich selber ausgedacht.

"Mit meinen Gläsern stand ich zwischen Gestricktem und Gebastelten" erinnert er sich schmunzelnd zurück: "Das war schon etwas peinlich." Im Jahr 1995 ergab sich für Sendelbach die Möglichkeit, gemeinsam mit Chlodwig Poth, dem Mitbegründer der Satire-Zeitschriften Titanic und Pardon, eine Ausstellung zu bestreiten. Das Interesse der Kunstszene war geweckt.

Zu derb zum Ausstellen

Neben seiner eigens kreierten Figur, die Sendelbach als glatzköpfigen und dicknasigen Mann beschreibt, hat er auch noch eine humorvolle Engelsfigur, ebenso aus Gips gefertigt, erschaffen. Auch diese Figuren haben den Schalk im Nacken. Während manche Engel lediglich ein Herz mit den Händen umklammern oder einen Bücherstapel tragen, finden sich auch Exponate mit E-Gitarren, Haschtüten und Teufelshörnern. "Politisch oder sexuell korrekt sind meine Darstellungen sicherlich nicht", gibt Sendelbach unverhohlen zu. "Einige Exponate waren dann auch zu derb, um sie hier auszustellen", sagt er lachend. Gemeinsam mit dem Inhaber der Hubertus-Apotheke, Peter Imgrund, habe er das Schaufenster dekoriert.

Der Kontakt sei durch seine Lohrer Künstlerkollegin Kerstin Römhild entstanden. Seit August lebt Sendelbach mit seiner Ehefrau in Lohr, das Aschaffenburger Haus hat er verkauft. Die Stadt und die gute Spessartluft gefallen dem humorvollen Künstler gut, auch wenn er coronabedingt bisher noch nicht viele Bekanntschaften zur Künstlerszene herstellen konnte. Etwa drei bis vier Monate im Jahr verbringt das Ehepaar im eigenen, in den 70er Jahren erbauten, Haus auf der griechischen Insel Peloponnes. Dort bastelt Sendelbach an seinen Figuren und lässt sich vom Zeitgeschehen für neue satirische Begebenheiten im Glas inspirieren. "Ich brauche ja etwas zu tun, sonst wird mir schnell langweilig", so Lohrs neuester Künstlerzuwachs abschließend.

Das Kunstschaufenster

Das Kunstschaufenster in der Hubertus-Apotheke entstand im Jahr 2004. Die Idee entstammt aus einem Künstlerstammtisch, an dem neben Peter Imgrund auch Reinhard Stinzing regelmäßig teilnahm. "Kunst sollte greifbar sein und im besten Fall an 365 Tagen im Jahr zum Kunstgenuss führen", erklärt Stinzing gegenüber unserer Redaktion am Telefon. Alle zwei Monate wechseln die Ausstellungen. Die Nachfrage an der Ausstellungsfläche unter Künstlern sei groß, so Stinzing. Die Ausstellung "Satire im Glas" ist noch bis Mitte Februar zu sehen.
Quelle: FRZA
 
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