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Kreuzwertheim
Podiumsdiskussion: Das europäische Haus renovieren
'Was ist Europa eigentlich für uns?' Mit dieser Frage setzten sich die Teilnehmer auf dem Podium der VG Kreuzwertheim auseinander.
Foto: Elmar Kellner | "Was ist Europa eigentlich für uns?" Mit dieser Frage setzten sich die Teilnehmer auf dem Podium der VG Kreuzwertheim auseinander.
Elmar Kellner
 |  aktualisiert: 10.05.2019 02:11 Uhr

„Wir sind (für) Europa“ – Unter diesem Motto hatten Bürgermeister und Gemeinderäte der Verwaltungsgemeinschaft Kreuzwertheim am Samstag zu einer Podiumsdiskussion in die Dreschhalle geladen. „Es ist besser, das europäische Haus zu renovieren, als es abzureißen", sagt der Kreuzwertheimer Bürgermeister Klaus Thoma, und alle Teilnehmer des Podiums schienen sich auf diesen Satz einigen zu können. Rund 120 Interessierte waren in die Dreschhalle gekommen um „ein klares Zeichen zu setzen für ein vereintes Europa“, so Thoma, nachdem ein Bläserquintett zur Einstimmung die Eurovisionsfanfare intoniert hatte.

Als ausgewiesener Europa-Experte war Dr. Georg Weinmann, Lehrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wertheim, geladen worden. „Das europäische Haus, das sind wir letztendlich alle“, stellte er in seinem Impulsreferat fest.

Experte Weinmann: "Europa ist schwerfälliger geworden"

Die Gefahr bestehe, dass die, die mit der Abrissbirne zu Werke gehen wollen, zahlreicher und mächtiger würden. Dem wollten Thoma und seine Bürgermeisterkollegen Karl-Heinz Schöffer aus Hasloch und Thea Kohlroß aus Schollbrunn und die Gemeinderäte aus den drei Kommunen mit der Podiumsdiskussion entgegenwirken.

Die große Frage sei, so Weinmann: „Was ist Europa eigentlich für uns?“ Für einige sei es eine Idee, für manche ein Gefühl und für wieder andere die Europäische Union mit ihren Institutionen. Gerade Jüngeren seien unterschiedliche Währungen oder Grenzkontrollen gänzlich unbekannt.

Nachdem die Zahl der „Bewohner“ im europäischen Haus im Lauf der Jahre von ursprünglich sechs auf jetzt 28 gestiegen sei, sei Europa aber auch komplizierter und manchmal schwerfälliger geworden, räumte der Referent ein. Und es werde immer wieder einmal als Sündenbock missbraucht.

Für den Moderator des Abends, Georg Wolpert, ist „Europa ein Haus, das noch nicht fertig ist, an dem weitergebaut werden muss“.  Thoma erinnerte daran, dass das europäische Projekt mit Städtepartnerschaften begonnen habe. Die Kommunen nannte er „wichtige Bausteine des europäischen Gebäudes“ und forderte für diese mehr Mitspracherechte und Unterstützung.

Europawahl hat große Bedeutung für kommende Generationen

Wie wichtig es ist, dass Europa mit einer Stimme spricht, um in der Welt ernst genommen zu werden, betonte Rainer Kurtz, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Kurtz Ersa. „Wir brauchen dafür mehr Europa“, sagte er. Es gebe auch Fehlentwicklungen, die man sehen müsse. Vielleicht führe der Brexit ja dazu, dass darüber mehr diskutiert werde. „Trotzdem ist es schade, dass die Engländer gehen wollen.“ Persönlich fehle ihm die Nähe zum Volk, Effizienz und Kommunikation müssten verbessert werden.

Die große Bedeutung der Europawahl für kommende Generationen stellte Harald Hilbig als Vertreter des Natur- und Umweltschutzes auf dem Podium fest. In sehr berührenden, persönlichen Worten sagte er, die EU sei zwar kein Allheilmittel für den Frieden, aber auch dafür verantwortlich, dass er jeden Tag seiner jetzt 70 Jahre in Frieden habe leben können.

Michael Schneider, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Main-Tauber, brachte unter anderem die Stichworte niedrige Inflation, stabile Wirtschaft und Zollfreiheit in die Diskussion ein.

Jüngster auf dem Podium war der Student Julius Busch. Auf sehr offene und sympathische Art machte er deutlich, wie selbstverständlich Europa für seine Generation längst geworden ist. Vorteile beim Studium waren da nur ein Aspekt, Reisen ohne Passkontrollen ein anderer. „Krieg ist für uns absolut unvorstellbar, deshalb spricht meine Generation lieber über die Zukunft.“ Man dürfe die Diskussion über Europa nicht den Rechten überlassen, mahnte er.

Wer nach den Statements der Podiumsteilnehmer gedacht hatte, die Pflichtveranstaltung sei nun vorbei, sah sich schnell getäuscht. Das Publikum zeigte sich recht diskussionsfreudig und sprach auch wunde Punkte an, wovon die Entwicklungs- oder die Flüchtlingspolitik nur zwei waren. 

 
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