Es war eine große Ehre für Christian Staat: Der 30-jährige Doktorand der Wirtschaftswissenschaften, der aus Büchold stammt, durfte im August an der renommierten Nobelpreisträger-Konferenz in Lindau am Bodensee teilnehmen. Mit ihm waren dort 460 junge Wissenschaftler aus 80 Nationen vertreten. Staat studiert derzeit an der Freien Universität in der belgischen Hauptstadt Brüssel.
Bei der Konferenz hatte Staat die Möglichkeit, mit 19 Nobelpreisträgern der Wirtschaftswissenschaften zusammenzutreffen. Natürlich sprach er nicht mit allen persönlich, aber immerhin mit zweien: den US-Amerikanern Eric S. Maskin (ausgezeichnet im Jahr 2007) und Lars Peter Hansen (2013). „Beide sind sehr bodenständige Menschen“, sagt Staat. „Ich hatte anfangs gedacht, dass so hoch dekorierte Wissenschaftler gar kein Interesse an Doktoranden haben würden – aber genau das Gegenteil war der Fall.“
Der Austausch mit den angesehenen Ökonomen hat Staat vor allem eines gebracht: die Gewissheit, beruflich auf dem richtigen Weg zu sein. 2009 machte er seinen Bachelor-Abschluss an der Universität in Mannheim, 2011 folgte der Master-Abschluss in Mannheim. Seit jenem Jahr ist Staat in Brüssel – und dort geht es für ihn wahrlich international zu: Gesprochen wird überwiegend französisch, seine Doktorarbeit verfasst er auf Englisch.
Das Thema lautet: „Does better pay attract better politicians?“ (auf Deutsch: „Bringt eine bessere Bezahlung bessere Politiker hervor?“) – eine spannende Materie, findet Staat. Denn verglichen mit mächtigen Wirtschaftsbossen verdienen Spitzenpolitiker deutlich weniger. Ein Beispiel: Volkswagen-Chef Martin Winterkorn kassiert pro Jahr über 15 Millionen Euro, Bundeskanzlerin Angela Merkel dagegen „nur“ 220 000 Euro – dabei ist ihre Verantwortung nicht minder groß.
Für sein Forschungswerk hat Staat schon viele Daten gesammelt. Dabei kommt es ihm gelegen, dass er in Brüssel quasi an der Quelle sitzt, denn hier hat das Europäische Parlament seinen Zweitsitz. Seine Doktorarbeit hat der Bücholder zu drei Vierteln fertig, seinen Abschluss macht er nächstes Jahr. Wenn alles klappt, darf er sich dann „Doctor of Philosophy“ (PhD) nennen. PhD ist ein Doktortitel, der auch international anerkannt ist. Er eignet sich besonders für diejenigen, die eine Tätigkeit in der Forschung anstreben.
Staats Wunsch ist es, nach dem Abschluss seines Studiums noch etwas weiterforschen zu können. Zu diesem Zweck wird er sich frühzeitig um eine passende Stelle bemühen. Der Jobmarkt für Ökonomen ist groß, die Konkurrenz aber auch – da macht sich im Lebenslauf die Teilnahme an einer Konferenz wie der in Lindau natürlich gut. Gespräche mit Nobelpreisträgern sind ja auch etwas, womit man sich schmücken darf.
Am Bodensee traf Staat noch zwei weitere bekannte Persönlichkeiten. Die eine war Mario Vargas Llosa, Literaturnobelpreisträger von 2010. Der 78-jährige peruanische Schriftsteller las in Lindau aber nicht etwa aus seinen Büchern, sondern sprach über Politik, über seinen Blick auf die Welt. Im Anschluss ließ sich Staat ein Buch von Vargas Llosa signieren – und er nutzte die einmalige Chance, sich mit dem Autor fotografieren zu lassen.
So weit drang er zu Angela Merkel, der im Zusammenhang mit ihrem Gehalt bereits erwähnten Kanzlerin, nicht vor. Merkel eröffnete die Nobelpreisträger-Konferenz und hielt eine Rede. Als „Beweis“ hat Staat ein Foto davon geschossen. Es ist mit dem Smartphone aufgenommen, ein wenig pixelig und es sind viele schwarze Hinterköpfe darauf zu sehen. Trotzdem ist es eine schöne Erinnerung für Staat – obwohl er auch gerne ein Bild gemeinsam mit Merkel gemacht hätte.
Seine Forschungsarbeit in Brüssel kostet Staat viel Zeit, und der Weg von Belgien nach Unterfranken ist auch nicht gerade der nächste. Seinen Heimatort Büchold, wo seine Eltern Karl und Adelheid leben, besucht er dennoch regelmäßig. An kirchlichen Feiertagen wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten oder wenn Geburtstage und andere Familienjubiläen anstehen. Da wird die große Welt dann wieder ganz klein – und das ist zwischendurch auch mal schön, findet Staat: „Ich bin sehr gerne zu Hause.“
Dank des Internets kann Staat auch von fern den Kontakt in seine Heimat halten. Mit dem Schachverein Arnstein ist er nach wie vor sehr verbunden. Er pflegt dessen Homepage www.sk79.de. Nur zum Spielen kommt er nicht mehr so häufig wie früher. Aber das, was er in Brüssel macht, ist ja auch Kopfarbeit.
ONLINE-TIPP
Weitere Informationen über Christian Staat und seine Arbeit gibt es im Internet unter www.christian-staat.de