Die Kirche und alle damit verbundenen Ämter sind im Umbruch und müssen neu sortiert werden. Deshalb fand am Montagabend in der Spessarthalle Esselbach ein Informations- und Diskussionsabend zum pastoralen Raum Marktheidenfeld statt.
Zu diesem pastoralen Raum gehören fünf Pfarrgemeinschaften: PG Heilig Geist im Spessartgrund Esselbach, PG St. Laurentius am Spessart Marktheidenfeld, PG Maria – Patronin von Franken Urspringen, PG Erlenbach-Triefenstein sowie PG Haseltal-Himmelreich Kreuzwertheim. Insgesamt betreuen die fünf Pfarrgemeinschaften 27 einzelne Pfarrgemeinden. Seit einigen Jahren treffen sich ihre hauptamtlichen Mitarbeiter, um zu beraten, wie die geplante Neugestaltung des Bistums konkret umgesetzt werden kann. Nun sollte mit jeweils zwei ehrenamtlichen Vertretern aller Pfarrgemeinderäte diskutiert werden, wie die Kirche der Zukunft mitgestaltet werden kann.
Zwangsehe oder Liebesheirat der beteiligten Pfarrgemeinschaften?
Pastoralreferent Reinhold Grimm aus Marktheidenfeld führte durch den Abend und entschuldigte sich erst einmal dafür, dass die Ehrenamtlichen die letzten drei Jahre im Ungewissen gelassen wurden. Dies solle sich jetzt ändern. Es wurde die Rätestruktur im Bistum Würzburg vorgestellt. Auf Ortsebene gibt es zukünftig die Gemeinden mit ihren Gemeindeteams. Die Arbeitsebene beschreibt den gemeinsamen Pfarrgemeinderat, während die Strategieebene den pastoralen Raum meint und auch einen Rat im pastoralen Raum stellen soll.
Grimm stellte heraus, dass der pastorale Raum die Arbeitsgröße der Hauptamtlichen meint. Der Schwerpunkt soll aber nach wie vor in den Kirchengemeinden vor Ort sein. Jedoch habe man keinen Anspruch mehr darauf, einen Seelsorger für sich alleine zu haben. Jede Gemeinde solle aber einen Ansprechpartner vor Ort haben.
Hier stellte sich schon das erste Mal heraus, dass noch viele Dinge offen und ungeklärt sind. Welche Aufgaben ein solcher "Gemeindeleiter" beispielsweise hat, weiß man noch nicht genau. "Manche Funktionen sind benannt, aber inhaltlich noch nicht gefüllt", so Grimm. Die hauptamtlichen Mitarbeiter haben aus ihrem Gremium mit Pfarrer Alexander Eckert schon einen Moderator und mit Pastoralreferntin Kathrin Fuchs eine Koordinatorin gewählt.
Bei der Versammlung durften die ehrenamtlichen Mitarbeiter ihr Votum dazu abgeben. In geheimer Wahl wurde den gewählten Vertretern zugestimmt. Pfarrer Eckert sieht in der neuen Freiheit auch eine große Chance für die Gemeindearbeit: "Es gab noch keine Zeit, in der Kirche so frei gestaltet werden konnte. Jetzt ist die Stunde, jetzt ist die Zeit, jetzt wird getan oder vertan", ist sich der Geistliche sicher.
Ehrenamtliche fordern "Business Plan"
Unter den ehrenamtlichen Pfarrgemeinderatsmitglieder machte sich dagegen eine große Unsicherheit breit. Sie durften sich innerhalb ihrer Tischgruppe austauschen und in der folgenden Aussprache ihre Befürchtungen, aber auch ihre Ideen loswerden. Unmut herrschte vor allem darüber, dass immer mehr Arbeit auf die Ehrenamtlichen abgewälzt werden soll. Man befürchtete hier eine Überforderung sowohl von hauptberuflichen wie auch ehrenamtlichen Mitarbeitern. Außerdem wurde eine Art "Business Plan" mit mehr Struktur hinter der Idee vermisst. Das gaben die Ehrenamtlichen den Hauptamtlichen als Hausaufgabe mit auf den Weg: Es soll vor einem erneuten Austausch ein pastorales Konzept, ähnlich einem Business Plan, erarbeitet werden.
Man hoffe, dass die hauptberuflichen Mitarbeiter den Kontakt zur Gemeinde nicht verlieren. Außerdem müsse unbedingt ein Seelsorger vor Ort erreichbar sein. Vertreter von kleinen Gemeinden fürchteten, nicht mehr berücksichtigt und irgendwann sogar aufgelöst zu werden.
Pfarrer Eckert sagte, er sehe keine Alternative zur Errichtung eines pastoralen Raumes. Er habe alleine acht Gemeinden zu bedienen und dies müsse im neuen pastoralen Raum gerechter aufgeteilt werden.
Wie geht es nun weiter?
Noch im November wird ein Treffen der hauptamtlichen Mitarbeiter stattfinden, bei dem auch geklärt werden soll, wer künftig welche Aufgaben übernimmt. Dann muss der pastorale Raum offiziell beantragt und errichtet werden. Eine Neuheit stellt das Gremium gegen Ende der Veranstaltung noch vor: "AndersZeit 2022". Jeden ersten Sonntag im Monat, beginnend am zweiten Januar, wird um 18.30 Uhr in der St. Laurentius Kirche in Marktheidenfeld ein Gottesdienst stattfinden. Hier sollen neue Gottesdiensformate ausprobiert werden. Man kann also gespannt sein, wie die Kirchengemeinden der Zukunft aussehen.
Zur "freien Gestaltung" und die von der Diözese propagierten „selbständige Kirchengemeinden“ kann ich nur sagen, bitte die Satzungen für das „Gemeindeteam“ und den „Gemeinsamen Pfarrgemeinderat“ einmal lesen.
Aus meiner Sicht ist das zukünftige Gemeindeteam ein kompetenzloses und mittelloses Gremium, welches für die Arbeiten/Aufgaben in den Kirchengemeinden vor Ort, auch für die ureigenen Aufgaben der Hautamtlichen für die es keine „Weihe“ Bedarf, zuständig ist.
Gleiches wird unter dem Deckmantel der „Selbständigen Kirchengemeinde“ verkauft.
Dass noch viele Dinge offen sind höre ich seit zwei Jahren, für mich ist dies Inkompetenz der Projektleitung „Trial and Error“ Methode.
Herrn Pfarrer Eckert wünsche ich, dass er zukünftig genug Ehrenamtliche auch aus den mittleren und jüngeren Generationsgruppen findet, die sich weiterhin für eine solche Kirche engagieren und auch die Zeit dafür haben. Schauen wir mal was der März 2021bringt