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MAIN-SPESSART
Pippilotta Tausendschön und die Häkel-Guerillas
Von unserer Mitarbeiterin ANNA WILLER
 |  aktualisiert: 26.04.2023 17:51 Uhr

Bisher waren unter dem Begriff „Graffiti“ nur mehr oder auch weniger schöne Wandmalereien bekannt. Seit Ende Februar gibt eine unbekannte Frau aus dem Spessart, die sich „Pippilotta Tausendschön“ nennt und im Internet keine Unbekannte mehr ist, dem Begriff eine ganz neue Bedeutung. Wer mit offenen Augen durch Marktheidenfeld läuft, wird die Häkel-Graffiti bereits bemerkt haben und sich sicherlich gefragt haben, was sie zu bedeuten haben.

Laut der Facebook-Seite „From Spessart with Love“ und einem eigenen Blog der Knitterinnen handelt es sich bei ihnen um mehrere Frauen aus der Region Main-Spessart. Sie haben sich zusammengetan, um das sogenannte Guerilla-Knitting bei uns zu verbreiten. Die Chefin der Gruppe, „Pippilotta Tausendschön“, hat bis jetzt stets darauf geachtet, anonym zu bleiben. Auf Bildern zeigt sie sich nur verhüllt – und auf eine Anfrage der Main-Post via Facebook kam keine Antwort.

Bunt und fröhlich

Ihre ersten Kunstwerke befestigten die Frauen an einem Zaunpfahl in La Palma sowie am Ortsschild des US-amerikanischen El Paso und auf dem dortigen Vulkan Gomez. Außerdem verpassten sie zwei texanischen Kakteen ein „hübsches Stirnband“, wie die Spessarterinnen es in ihrem Blog nennen. Sie schreiben dort: „Der Spessart zeigt, was er kann – nämlich bunt und fröhlich sein.“

In Deutschland selbst begannen die mysteriösen Unbekannten mit Weihnachtsgrüßen in Form von roten Bändern mit Tannenbäumen darauf. Diese wurde zum Beispiel in Froschhausen, einem Stadtteil von Seligenstadt in Hessen, an Briefkästen und Regenrinnen angebracht. Weiter ging es mit einem Monster am Marktplatz von Warburg bei Höxter (Nordrhein-Westfalen) sowie einem Schweinchen am Bahnhof von Neumarkt. Aber auch an der Hamburger Sternschanze und an der Düsseldorfer Rheinpromenade machten die „Guerilla-Knitterinnen“ von sich reden.

Meist suchen sie den Schutz der Dunkelheit, um nicht enttarnt zu werden. Im Blog schreibt eine der Frauen: „Als ich (...) mit Taschenlampe und Nähzeug bewaffnet in die Höfe der Leute eingefallen bin, um meine Häkel-Grüße zu hinterlassen (...), hat mich niemand bemerkt – trotz massenhafter Beleuchtung, die an Bewegungsmelder gekoppelt ist. Zum Glück bin ich natürlich nur mit den besten Absichten unterwegs.“ Ihre wahre Identität hat tatsächlich noch kein Außenstehender herausgefunden – auch im Spessart nicht, in den die Gruppe Ende Februar eingefallen ist. Zuerst im Marktheidenfelder Wald in der Nähe des Waldkindergartens, danach in Michelrieth, Karbach, Hafenlohr, Windheim und seit Neuestem auch in der Marktheidenfelder Altstadt.

Zu finden sind die gehäkelten Kunstwerke unter anderem am Straßenpfosten vor dem Weltladen, an der Laterne vor dem Parkplatz des Gymnasiums, entlang der Luitpoldstraße, am Äußeren Ring, am Mainkai und am Marktplatz – sie sind überall, egal ob in Form von Monster-Gesichtern, als Stulpen, Stirnbänder oder Blumen. Und sie alle tragen ein grünes Etikett mit der Aufschrift „From Spessart with Love“. Wo genau sie ihre „bunten Schönheiten“ verstecken, geben die Knitterinnen nicht preis. Im Internet veröffentlichen sie zwar Bilder von ihren neuesten Kreationen – da diese aber in Nacht-und-Nebel-Aktionen fotografiert wurden, ist meist nicht eindeutig zu erkennen, wo sie sich befinden. Die Bürger werden stattdessen animiert, sich auf die Suche zu begeben.

Die Freude an den Knitting-Aktionen teilt jedoch nicht jeder. So kam es in Marktheidenfeld auch schon vor, dass ein blaues Monster, das seinen Platz vor dem Fitnessstudio „Fit4Vita“ fand, schon am nächsten Morgen wieder entfernt wurde. „Dabei hätte es den Laden echt mal aufgemöbelt“, bedauern die Frauen in ihrem Blog.

ONLINE-TIPP

Mehr über die ungewöhnlichen Aktionen lesen Sie auf der Facebook-Seite der Knitterinnen (www.facebook.com/fromspessartwithlove) und im Blog: fromspessartwithlove.blogsport.de

Guerilla Knitting

Bei dieser Form der Straßenkunst, die auch Urban Knitting, Yarnbombing oder „gestricktes Graffiti“ genannt wird, werden Gegenstände im öffentlichen Raum durch Strickereien oder, wie im Fall der Frauen aus dem Spessart, durch Häkeleien verändert. Dies kann vom Anbringen von gestrickten Accessoires bis zum Einstricken ganzer Stadtmöbel reichen. Die Knittings können sowohl der Verschönerung dienen als auch eine symbolische Bedeutung haben. Entstanden ist diese Art von Kunst im Jahre 2005 in Houston/Texas (USA) nach der Idee von Magda Sayeg.

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