Pilze sind begehrt. Besonders gut schmecken sie, wenn man sie selbst gesammelt und zubereitet hat – sofern man die richtigen Speisepilze in seinem Korb hatte. Möglichst viele Pilzarten zu bestimmen und kennenzulernen, das war nicht das Ziel der Pilzexkursion, die Jürgen Krosta, Naturparkführer beim Naturpark Spessart, im Rahmen eines Seminars der Volkshochschule Gemünden in den Mittelsinner Wäldern leitete. Der Waldspaziergang diente vielmehr dazu, Sicherheit beim Erkennen der wesentlichen Speisepilze unserer Heimat zu vermitteln und Tipps für die Pilzsuche zu geben. Das richtige und erfolgreiche Sammeln stand dabei ebenso im Vordergrund wie Zusammenhänge zwischen Pilzen und Bäumen, Boden und Niederschlägen zu verstehen.
Viele Pilze gehen eine Symbiose mit Bäumen oder Pflanzen ein. „Die Pilze, die Sie sehen, sind eigentlich nur die Fruchtkörper“, sagt Krosta. Das eigentliche Pilzgeflecht, das sogenannte Mycel, findet sich im Boden und steht mit den Wurzeln der Bäume in einem Nährstoffaustausch. Dieses Wissen hilft dabei, die richtige Zeit für die Pilzsuche zu erkennen und mögliche Pilzstandorte zu finden. „Ich gehe nur in den Wald, wenn die Pilze wachsen“, sagt der Naturparkführer einfach. Pilze wachsen nur bei genügend Feuchtigkeit im Boden, erklärt er eine der Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Pilzsuche: „Wenn mein Regenmesser im Garten 40 Liter anzeigt, dann wachsen die Steinpilze.“ Ist erst mal eine gewisse Grundfeuchtigkeit vorhanden, dann reichen auch 20 Liter, um das Pilzwachstum wieder anzuregen.
„Wenn wir Pilze wie Steinpilze und Pfifferlinge suchen, dann dort, wo Bäume wie Fichte und Buche wachsen, mit denen das Pilzgeflecht eine Symbiose eingehen und wo genügend Feuchtigkeit herrscht“, fasst Krosta zusammen. Pilze brauchen kein Licht, sondern nur Wärme. Wenn die Sonne im Frühjahr an den Waldhängen einstrahlen und die Wärme gut an den Boden kann, entwickeln sich auch die ersten Pilze. Dann findet man Anfang Mai die ersten Pfifferlinge und im Juni die ersten Sommersteinpilze. Im Herbst und Winter mit den ersten anhaltenden Frosttagen endet dann die Pilzsaison.
Der Naturparkführer empfiehlt: „Anfänger sollten nicht versuchen, möglichst viele Pilze kennenzulernen, sondern mit einigen wenigen essbaren Arten beginnen, die sie dann sicher bestimmen können.“ Das Wissen kann dann im Laufe der Jahre immer mit neuen Arten erweitert werden. Krosta hält nichts davon, wenn „Pilzsammler“ alles, was sie finden, in ihren Korb tun, um dann später ihre „Ausbeute“ von „Experten“ in gut und schlecht, brauchbar und ungenießbar sortieren zu lassen.
Was man nicht kennt, soll man in der Natur stehen lassen, so seine Devise. In Deutschland gibt es rund 4000 Pilzarten. Selbst für Pilzexperten ist es schwierig, ohne zusätzliche Bestimmungshilfen einen Großteil der vorkommenden Pilze zu kennen. Krosta: „Ich kenne vielleicht 150 Arten.“
Nicht nur die Pilze, die an sich schon giftig sind, können für den Menschen gefährlich sein. Auch Speisepilze können unangenehme „Vergiftungen“ verursachen, wenn man beim Sammeln und der Zubereitung nicht gewisse Grundregeln beachtet, erklärt Jürgen Krosta den Vhs-Teilnehmern. Nur frische, junge und gesunde Pilze sammeln – also Pilze, die eine gute Qualität haben, lautete eine davon. „Die ganz großen, riesigen Steinpilze, die man immer in der Zeitung sieht, die lässt man lieber im Wald stehen“, rät Krosta. Diese sind meist viel zu alt und ebenso wie schon vergammelt wirkende Exemplare nicht genießbar, ist er überzeugt.
Verdorbene Pilze sind teilweise schon am Geruch zu erkennen. „Immer mal am Pilz riechen“, empfiehlt er. Bei unangenehm fauligem, modrigem und käsigem Geruch die Finger davon lassen. Denn die Eiweiße der Pilze zersetzen sich leicht und rufen dann entsprechend vergiftungsähnliche Erkrankungen hervor. Auch Speisepilze können vom Schimmel befallen werden. Krosta zeigt einen kleinen Steinpilz mit gelblich, bräunlichen an andrer Seite weißlichen Stellen. Auch diese sollte man nicht mehr verwenden.
„Natürlich dürfen Sie Pilze wieder aufwärmen“, beantwortet Krosta eine immer wiederkehrende Frage. Die Reste der Pilzgerichte müssen nur gleich nach dem Essen ausreichend gekühlt aufbewahrt werden.
„Pilze mit Hilfe von Büchern oder Apps auf dem Handy bestimmen zu wollen ist nicht immer einfach“, warnt Krosta die Teilnehmer des Vhs-Kurses. In der Natur variieren meist die Farben und Formen. Als ein Beispiel dafür nennt er die Rotkappe, deren Farbe von rot bis gelblich-braun oder grau variiert. Die Mahlzeit verderben kann auch der Gallenröhrling, wenn er auf Grund falscher Bestimmung mit dem Steinpilz verwechselt wird. „Hier gilt, sich genau die Unterscheidungsmerkmale einzuprägen und nicht allein auf die Abbildung zu verlassen.“
„Wenn Sie Pilze sammeln gehen, dann sollten Sie immer quer zum Hang gehen und hangaufwärts schauen“, gibt Jürgen Krosta noch einige Tipps, bevor es ins Gelände geht. Dann sind Stiel und Hut oder Kappe des Pilzes leichter zu erkennen, weil man von unten schaut. Hangabwärts gesehen ist der Pilz meist von Moos oder Laub verdeckt nur schwer zu sehen.
Gerade Pfifferlinge sind im Herbstwald so schwer zwischen gelben Birkenblättern zu erkennen. „Immer wieder mal stehen bleiben oder in die Hocke gehen und einen Rundblick zu starten hilft, manchen Pilz zu finden, der sonst leicht übersehen wird“, empfiehlt der Naturparkführer.
Gut 800 Meter hinter dem Mittelsinner Schützenhaus schickt Krosta die Teilnehmer in ein lichtes, mit Birken und Fichten bestandenes Stück unterhalb des Waldweges. „Hier könnten Pilze stehen“, ist er sich sicher. Es dauert nur wenige Minuten, dann hat jeder Teilnehmer die ersten Pfifferlinge für sein Körbchen gefunden. So geht es weiter rund drei Kilometer durch den Mittelsinner Wald.
Immer wieder unterbricht Jürgen Krosta das Sammeln mit Erläuterungen zu den gefundenen Pilzen und schickt die Pilzsucher in weitere Waldstücke, die ihm vielversprechend erscheinen. Am Ende, wieder am Schützenhaus angekommen, hat jeder Teilnehmer genügend Speisepilze in seinem Korb und es wartet bereits eine leckere Pilzmahlzeit auf ihn.
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