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Rechtenbach
Pilotprojekt: Ein neuer Träger für den Kindergarten in Rechtenbach
Der Kindergarten St. Elisabeth in Rechtenbach: Mit einem Trägerwechsel soll die Zukunft der Einrichtung gesichert werden.
Foto: Jochen Kümmel | Der Kindergarten St. Elisabeth in Rechtenbach: Mit einem Trägerwechsel soll die Zukunft der Einrichtung gesichert werden.
Bearbeitet von Jochen Kümmel
 |  aktualisiert: 28.03.2022 02:23 Uhr

Kann ein Kindergarten im Ehrenamt in der heutigen Zeit noch geführt werden? Mit dieser Frage setzte sich der Rechtenbacher Johanniszweigverein in seiner Jahresversammlung am Montagabend in der Turnhalle auseinander. Mit einem Trägerwechsel zum Caritasverband Main-Spessart möchte der Verein als erster der 52 selbstständigen Kindergärten im Landkreis Main-Spessart als Pilotprojekt die Weichen für die Zukunft stellen.

Seit fast 100 Jahren besteht der Johanniszweigverein und fungiert hauptsächlich als Träger des örtlichen Kindergartens. Vorsitzender Roland Hartung verdeutlichte, dass die Aufgaben des Trägervereins und vor allem der Arbeitsalltag im laufenden Betrieb immer komplexer werden. "Im Ehrenamt ist es nebenbei gar nicht mehr möglich, wenn Qualität und Angebot nicht leiden sollen", sagte Hartung.

Personalmanagement, Rechtsangelegenheiten, Datenschutz, Hygiene- und Gesundheitsvorschriften sind hier die Schlagworte, die es einem ehrenamtlich geführten Verein sehr schwer machen. Als Vorsitzender hat er aktuell die Verantwortung für acht bis zehn Mitarbeiter, 40 Kinder und über ein Jahresbudget von 200.000 bis 250.000 Euro. Deshalb war für die aktuelle Vorstandschaft klar: "Ein 'weiter so' gibt es nicht."

Entlastung für das Ehrenamt

Um Qualität und Angebot einer den heutigen Anforderungen und Vorschriften genügenden Kindertagesstätte gerecht zu werden, sieht Vorsitzender Hartung eine hauptamtliche Professionalisierung in vielen Bereichen als notwendig an. Um den Betrieb langfristig sicherzustellen, braucht es laut Hartung zum einen eine Weiterentwicklung der Strukturen, zum anderen eine Entlastung des Ehrenamtes bei gleichzeitiger Möglichkeit, sich weiter vor Ort zu engagieren.

Um dies zu schaffen, soll die Trägerschaft in die Hände des Caritasverbandes Main-Spessart gegeben werden. Der Johanniszweigverein wird künftig als Förderverein den Kindergarten unterstützen.

Für die aktuell neun Mitarbeiter ändert sich wenig, sicherte der Geschäftsführer des Caritasverbands für den Landkreis Main-Spessart, Florian Schüssler, zu, da die Caritas im identischen Tarifmodell unterwegs ist. Auch bereits vorhandene Verwaltungsstrukturen und Spezialisten, die sich täglich mit gleichen Themen auseinandersetzen, können genutzt werden und sorgen für Entlastung.

Synergieeffekte prognostiziert

Die Vorteile eines Trägerwechsels liegen laut Caritasvertreterin Keoma Lambinus langfristig gesehen bei einem kindergartenübergreifenden Team, das Methoden, Arbeitsmittel und Kompetenzen untereinander austauschen kann. Da viele Kindergärten ähnliche Probleme in ihren ehrenamtlichen Strukturen haben, rechnet man damit, dass sich weitere Kindergärten anschließen und sich Synergieeffekte beispielsweise durch einen Springer als Vertretung ergeben. Ein Beschwerdemanagement für Mitarbeiter und Eltern verteilt auf mehrere Schultern würde die Kindergartenleitung entlasten und mehr Zeit für die Kinderbetreuung bieten.

Der Plan ist Beständigkeit

"Wir wollen keine Kompetenzen abnehmen, sondern unterstützen und für Beständigkeit sorgen", sagte Schüssler. Die "Professionalisierung" hat auch ihren Preis: Mit fünf Prozent "on top" für Verwaltungskosten rechnet Schüssler bei der Übernahme der zusätzlichen Dienstleistungen, die dann künftig nicht mehr im Ehrenamt nebenbei erledigt werden müssten.

Die Vorstandschaft bekam von den lediglich sieben anwesenden Vereinsmitgliedern einstimmig grünes Licht, die Übergabe der Trägerschaft zum Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. September vorzubereiten. Das Interesse für die zukunftsweisende Entscheidung bei Kindergarteneltern und Gemeinderatsmitgliedern hielt sich in Grenzen, denn unter den 20 Anwesenden waren weder Eltern noch Gemeinderäte, bedauerte die Vorstandschaft des Vereins.

Neuwahlen beim Johanniszweigverein

Bei den anstehenden Neuwahlen erklärten sich Vorsitzender Roland Hartung, Schriftführerin Silvia Wolf und Kassiererin Maria Adolf bereit, ihre Ämter fortzuführen, bis der Übergabeprozess abgeschlossen ist. Auch Pfarrvikar Christian Nowak bleibt als Vertreter der Pfarrei bis zu seinem Weggang im Sommer dem Gremium erhalten. Für Klaus Bartel rückt Bürgermeister Christian Lang als stellvertretender Vorstand nach. Die Kasse prüfen weiter Manfred Franz und Bruno Hörnig.
(mejk)
 
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