Die Stadt Lohr will untersuchen lassen, ob die ehemalige Mülldeponie in Sendelbach als Standort für eine Photovoltaik-Anlage taugt. Das wurde am Mittwochabend in der Sitzung des Umweltausschusses des Stadtrats deutlich. Dort war der Jahresbericht über die Nachsorge der 2013/2014 sanierten Deponie Thema.
Am Ende nahm Bürgermeister Mario Paul aus den Wortbeiträgen der Räte "die deutliche Bereitschaft mit", dass die Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt. Diese würde wohl rund 8000 Euro kosten und soll nicht zuletzt untersuchen, ob und wie eine PV-Anlage in der recht steilen Deckschicht der sanierten Deponie überhaupt montiert werden könnte.
Über den in den Jahren von 1949 bis 1977 im Sendelbach Süden neben der Straße Richtung Pflochsbach aufgehäuften Müllberg ist seit acht Jahren im wahrsten Wortsinn Gras gewachsen. Damals wurde die 1,6 Hektar große Altlast mit großem Aufwand mit einer Hülle aus Kunststoffbahnen überdeckt, um das Eindringen von Regenwasser zu verhindern. Für die enormen Kosten der Sanierung erhielt die Stadt damals kräftige Zuschüsse aus einem Altlastenfonds.
Permanente Überwachung
Die Devise "Aus den Augen, aus dem Sinn" greift seither jedoch nicht. Für die Deponie ist eine permanente Nachsorge vorgeschrieben. Sie kostet pro Jahr rund 15 000 Euro. Überwacht werden dabei Parameter wie zum Beispiel Gasaustritt, Grundwasserzustand oder auch Setzungen. Über die Ergebnisse der Beobachtung des vergangenen Jahres berichtete am Mittwoch Manfred Eberle vom beauftragten Planungsbüro R&H Umwelt GmbH aus Nürnberg.
Die von ihm präsentierten Messergebnisse zeigten etwa, dass sich der Deponiekörper seit 2014 im Schnitt um zweieinhalb Zentimeter gesetzt hat. An den zehn Messpunkten habe die größte Setzung gut sechs Zentimeter betragen. Ein kleines bisschen ist die Deponie auch gewandert, allerdings nur im Zentimeterbereich und nicht durchgängig in die gleiche Richtung. Insgesamt zeigten die Messungen, dass die Deponie stabil sei, beurteilte Eberle die Werte. Es gebe keine Hinweise auf Schäden an der Deponieabdeckung.
Auf der Spitze des Deponiehügels sitzt ein Schacht, über den Methangas entweichen kann. Er ist gefüllt mit einem Substrat unter anderem aus Hackschnitzel. In diesem Biofilter werde Methan abgebaut, erklärte Eberle. Allerdings habe man dort an einem Messpunkt im vergangenen Jahr deutlich erhöhte Werte gemessen.
Auch aus einem anderen Grund sei die Deponieüberwachung "noch lange nicht am Ende", prognostizierte Eberle noch lange andauernden Nachsorgebedarf: Die Schadstoffwerte im Grundwasser seien seit der Deponiesanierung zwar zurückgegangen, hätten jedoch die angestrebten Werte noch nicht erreicht.
Noch immer erhöhte Werte
Es gebe noch immer erhöhte Werte bei diversen organischen und anorganischen Stoffen. Dennoch schlug Eberle vor, bei der Aufsichtsbehörden zu beantragen, die Abstände zwischen den Untersuchungen auszudehnen. Dadurch ließen sich Kosten sparen, so sein Argument.
Geld einnehmen ließe sich eventuell, wenn auf der Deponie eine Photovoltaikanlage installiert würde. Die Idee dazu hatte es bereits zum Zeitpunkt der Sanierung gegeben. Doch damals war sie verworfen worden, weil sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Einspeisung ins Stromnetz verschlechtert hatten. Grundsätzlich, so Eberle, sei die Deponie durch die Südwest-Ausrichtung des großen Hangs "machbar und sinnhaft". Eventuell winke auch ein neues Förderprogramm unter dem Titel "Alte Lasten, neue Energien".
Er denke, dass es sich lohne, das Projekt anzugehen, riet Eberle zu einer Initiative der Stadt. Erster, auch von der Regierung geforderter Schritt wäre eine Machbarkeitsstudie. Mit ihr wäre beispielsweise zu klären, ob eine PV-Anlage auf der dünnen Überdeckung der Deponie überhaupt Halt finden könnte. Man müsse schlicht die Chancen und Risiken des Standorts ausloten.
Frage nach Betreibermodell
Klare Aussagen dazu könnten womöglich auch die Suche nach einem Investor erleichtern. Manfred Wirth, der städtische Umweltbeauftragte, erklärte dazu, dass es keineswegs selbstverständlich sei, für eine solche Fläche einen Investor zu finden. Grundsätzlich müsse sich die Stadt aber ohnehin die Frage nach einem Betreibermodell stellen. Sofern es für die klamme Kommune finanzierbar wäre, käme eventuell auch ein Bau in Eigenregie in Betracht.
So oder so wäre jedoch ein neues Förderprogramm "ein Segen" für das Vorhaben, so Wirth. Bürgermeister Mario Paul erklärte abschließend, dass die Stadt sich nun an die Regierung wenden werde, um das mögliche weitere Verfahren abzustimmen.