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Lohr
Phantastische Werke des Barocks
Dekanatskantor Alfons Meusert interpretiert Werke des Norddeutschen Barocks. 
Foto: Xenia Trendel | Dekanatskantor Alfons Meusert interpretiert Werke des Norddeutschen Barocks. 
Xenia Trendel
 |  aktualisiert: 27.10.2019 02:11 Uhr

Ein Orgelkonzert mit Musik des norddeutschen Barocks gab es am Sonntag in der Kirche Sankt Michael in Lohr zu hören. Dekanatskantor Alfons Meusert spielte Werke von Dieterich Buxtehode, Matthias Weckmann, Nicolaus Bruhns und Johann Sebastian Bach und bot den gut 80 Zuhörern ein kurzweiliges Programm auf höchstem Niveau.

Meusert beeindruckte mit seinem virtuosen und doch feinfühligen, dann wieder kraftvollem Spiel, mit dem er die barocken Werke interpretierte. Das Konzert stand unter dem Titel "Stylus phantasticus", einer Stilrichtung der Barockmusik, die sich durch kontrastreiche, äußerst virtuose und unerwartete Setzweise auszeichnet. Ihren Höhepunkt hatte die Musik in der norddeutschen Orgelschule im späten 17. Jahrhundert. Buxtehude, Weckmann und Bruhns führten den Stil zur Vollendung.

Klanggewaltig

Die Bachschen Werke, die an diesem Abend auf dem Programm standen, stehen ebenfalls in Verbindung zu Norddeutschland. Buxtehudes "Toccata in d" verdeutlichte gleich zu Beginn des Konzertes, was es mit dem Titel "Stylus phantasticus" auf sich hat: Ein Wechsel von klanggewaltigen, fast orchestral gesetzten Passagen und dann solchen, in denen nur eine Melodiestimme führt, ein Wechsel der Affekte. Sich emporschraubende Sequenzen, in denen die Töne auf der Sandtner-Orgel in Sankt Michael um die Wette eiferten, dann wieder spannungsgeladene Pausen – Meusert zeigte, welch virtuoses Spiel die Toccata erfordert und wurde dieser auch gerecht.

Auch die Chromatik, eine Melodie in Halbtonabständen, ist typisch für diese Setzkunst des Barocks. Dies ließ Meusert in Buxtehudes Choralbearbeitung "Ich dank dir, lieber Herre" hörbar werden, wo Dissonanzen durch chromatisch geführte Polyphonie entstanden. Bei Weckmanns "Nun freut euch, lieben Christen gmein" wurde diese Setzweise bis hin zu kaskadenartigen chromatischen Läufen geführt. Obwohl Meusert sich nur auf einen Stil beschränkte, war das Konzert gerade wegen dieses einfallsreichen Stils sehr abwechslungsreich.

Bach in Hamburg

Dass am Ende des Konzertes Bach auf dem Programm stand, liegt an der Verbindung seiner "Fantasia et Fuga g-moll" mit einem Besuch Bachs in Hamburg. Zeitlich später angesetzt als die Werke der anderen Komponisten ist auch dies ein Werk mit Chromatik und führte so den roten Faden des Konzertes weiter. Strahlkraft, Virtuosität und fein geführte Kontrapunktik lagen in Bachs Werk sowie Meuserts Interpretation desselben.

Der Klang von Bachs "An Wasserflüssen Babylon" breitete sich mit einer ungeheuren Kraft, die von dem Stück ausging, fast spürbar in der ganzen Sankt Michaelskirche aus. Wie Pfarrer Johannsen sagte: "Das Orgelspiel geht über das musikalische hinaus, es ist immer ein Blick in die Ewigkeit, ein Blick in die Transzendenz" – dies spürte man in diesem Konzert.

 
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