
Joshua Bilezky steht mitten im Lohrer Stadtwald, in der Hand einen Spaten. Noch vor wenigen Monaten standen auf dem Hang Buchen, Fichten und Kiefern. Sie fielen dem Borkenkäfer zum Opfer und mussten gefällt werden. Jetzt sollen hier wieder Bäume wachsen. Dafür sammeln sich am Samstag trotz der Kälte und des matschigen Bodens Freiwillige, darunter einige Kinder. Gemeinsam pflanzen sie Atlaszedern – eine von 15 verschiedenen Baumarten, die am Ende auf der Fläche gedeihen sollen. Bilezky hat die Fläche konzipiert und die Bäume ausgewählt. Es ist der dritte Pflanztag, den das gemeinnützige Unternehmen "Spessartbaum" organisiert.
Der 31-jährige Bilezky ist Schüler an der Forsttechnikerschule in Lohr. Die Fläche ist sein Abschlussprojekt. Allen Bäumen ist gemein, dass sie sowohl mit Trockenphasen als auch Frost klarkommen. Dafür schaute er in wärmere Regionen, etwa die höheren Lagen im Mittelmeerraum oder nach Amerika. Es gebe nicht sehr viel Auswahl, sagt er. 15 Arten wählte er für die Fläche aus, darunter verschiedene Zedern, Eiben oder die kanadische Hemlocktanne. Letztere werden nur selten von Schädlingen befallen, erklärt Bilezky.
Keines der 15 Gehölze ist im Spessart heimisch. Wie Michael Neuner, Leiter der Lohrer Forstverwaltung, erklärt, ist die Pflanzfläche auch ein Experiment, welche Bäume im Spessart in Zukunft mit mehr und längeren Trockenphasen gut wachsen können. "Viele heimische Baumarten haben ein Problem", kommentiert er die Notwendigkeit für ein solches Experiment.
Auch ein Experiment
Es ist nicht die einzige Fläche im Lohrer Stadtwald, auf der nicht-heimische Bäume mit besserer Resistenz gegen Hitzephasen gepflanzt werden. Aber es ist die einzige Fläche, auf der so viele Freiwillige mit anpacken. Der Pflanztag ist eine Kooperation zwischen Spessartbaum und der Stadt Lohr. Es sind vor allem die Mitarbeiter des Forstamts, die auf der Fläche stehen und die Ehrenamtler einweisen.
Stefan Gruber, einer der drei Revierleiter im Lohrer Stadtwald, ist vor Ort und erklärt das Vorgehen: Die Ehrenamtler müssen mit einem Spaten eine kleine Grube ausheben und anschließend den Setzling stecken und befestigen. Die Bäume dürfen nicht zu nah beieinander stehen. Eineinhalb Meter Abstand zueinander sind mindestens nötig. Gruber läuft seine Fläche ab und markiert die Punkte, an denen die Bäume gepflanzt werden sollen.
Spessartbaum organisierte vor allem das Drumherum, etwa die Verpflegung und den Freibierstand der Brauerei Keiler. Geschäftsführer Thomas Pflugbeil steht am Grill und brutzelt Bratwürste. Er sei sehr zufrieden mit der Aktion und wie viele Menschen gekommen seien. Und das, obwohl das Wetter am Samstag nicht gerade zu einem Waldspaziergang einlädt. Es ist matschig und kalt, eine aufgestellte Feuerschale ist bitter nötig. Doch zumindest am Vormittag regnet es nicht und auch der dichte Lohrer Nebel lichtet sich kurz vor der Pflanzfläche. Trotz des steilen und etwas rutschigen Hangs stolperte und verletzte sich am Vormittag niemand: Eine bekannte Gefahr für Waldarbeiter, erklärt Bilezky.
Mit Spaten und Hacke
Spessartbaum kaufte auch die Setzlinge. Zwischen 20 und 50 Zentimeter groß sind die noch sehr kleinen Pflanzen. Mit einem Spaten oder einer Hacke heben die Freiwilligen die Erde aus. Das ist nicht immer einfach, im Boden sind viele Steine. Wenn das Werkzeug nicht ausreicht, muss auch manchmal mit der Hand gegraben werden.
Unter den Freiwilligen ist etwa Thomas Gesell, der bei der Druckerei Schleunung arbeitet, einem Partner von Spessartbaum. Der Marktheidenfelder war bei allen drei Pflanztagen von Spessartbaum dabei. Als naturbegeisterter Wanderer bedeuten ihm die Wälder im Spessart viel, erzählt er, während er eine Eibe im Boden eingräbt. Er ist einer der vielen Freiwilligen, die von einem der Partnerunternehmen kommen. Viele Ehrenamtler haben Kinder dabei, die mit kleinen Schaufeln ebenfalls Bäume anpflanzen. "Für uns ist das eine schöne Möglichkeit, Menschen in den Wald zu bringen", kommentiert Michael Neuner die Aktion.
