In die seit Ende 2019 leer stehenden früheren Räume eines Matratzenhändlers an der Jahnstraße neben dem Kupsch-Markt zieht neues Leben ein – und das ist wörtlich zu verstehen. Dort wird es voraussichtlich ab Anfang September lebendige Pflanzen geben, denn die Firma Blumen-Schemm, bislang in Sackenbach zu Hause, verlagert ihren Standort dorthin.
Warum sie das tut, wie die Zukunftspläne aussehen und welche Folgen die Corona-Krise hat, erläuterten in einem Gespräch mit unserem Medienhaus Inhaber Norbert Schemm und seine Tochter Ramona, die den Betrieb zu gegebener Zeit übernehmen will. Die derzeitige Lage an der viel befahrenen B 26 in Sackenbach sei zwar verkehrsgünstig, "aber die Parksituation ist mehr als schlecht", so Norbert Schemm.
Großer Parkplatz
Die Kunden parkten entweder am Straßenrand, wo die Autos den Verkehr behinderten, oder halb auf dem Gehsteig, was im Mai mehreren Leute Strafzettel über 80 Euro eingebracht habe. Das sei "nicht unbedingt geschäftsfördernd". Passiert ist laut Ramona Schemm noch nie etwas, aber vor allem in der Hochsaison habe es schon brenzlige Situationen gegeben, wenn Lastwagen um die Kurve am Ortsende von Sackenbach donnerten.
Anders sieht es an der Jahnstraße aus. Dort gibt es einen großen Gemeinschaftsparkplatz für den Kupsch-Markt und die Geschäftsräume daneben. Diese liegen nach den Worten von Norbert Schemm sehr günstig zwischen dem Markt und dem Café Bernhard, neben ZOB und Stadthalle. Im Gegensatz zum Standort in Sackenbach werde es dort Laufkundschaft und Spontankäufer geben, meinte seine Tochter. "Man kann viel daraus machen."
Die Ladenfläche an der Jahnstraße ist nach Angaben von Norbert Schemm um einiges größer als in Sackenbach, die Fläche für den Freiverkauf draußen aber kleiner. Das sei "der einzige Nachteil". Der jetzige Standort in Sackenbach werde nach dem Umzug leer bleiben.
Die beiden Floristinnen, die er in Sackenbach beschäftigt, nimmt er natürlich mit, außerdem denkt er über Neueinstellungen nach – je nach Geschäftsentwicklung. Die Kundenreaktionen auf den Umzug seien jedenfalls "100 Prozent positiv bis überschwänglich".
Weil die Ladenfläche größer ist, plant er eine Ausweitung des Floristikbereichs, etwa für Bestattungen, und des Deko- und Geschenkeangebots. Bislang halten sich im Sortiment Floristik und Garten in etwa die Waage. Dazu passt das Berufsbild von Vater und Tochter: "Ich bin der Gärtner, sie ist die Floristin."
Die 21-jährige Ramona Schemm war bereits mit 19 ausgebildete Floristin. Gelernt hat sie in einem größeren Betrieb in Prien am Chiemsee, wo sie seit fünf Jahren lebt. Ende des Jahres will sie wieder in die Heimat zurückkehren und im väterlichen Betrieb mitarbeiten, den sie übernehmen möchte. Ihr sei es wichtig, schon jetzt bei der Gestaltung des neuen Ladens mitzumachen, wofür ihr der verständnisvolle Chef in Prien zwei Wochen Zeit gegeben habe. Nach der Aufbauphase will sie die Meisterschule für Floristik besuchen.
Erstaunliche Erfahrungen haben Vater und Tochter in der Corona-Krise gemacht. Die Arbeitsabläufe seien schwieriger geworden, meinte Norbert Schemm, und seine Tochter ergänzte: "Es ist schon anstrengend, den ganzen Tag die Maske zu tragen, aber das ist ja in vielen Branchen so." Was sich jedoch verbessert habe, sei der Kundenzuspruch.
"Die Leute waren mehr daheim und beschäftigten sich mehr mit Garten, Balkon und Blumenschmuck", berichtete Norbert Schemm. Garten und Blumen hätten eine psychologische Wirkung, weil sie die Menschen entspannten. Sie seien wichtig für das Wohlbefinden, "eigentlich sollte es sie auf Krankenschein geben".
Freude an kleinen Dingen
Viele Menschen haben nach den Worten von Ramona Schemm wieder damit angefangen, etwas im Garten anzubauen, um sich selbst zu versorgen. Sie freuten sich wieder über die kleinen Dinge: "Wenn man es zu Hause schön und ein gewisses Leben in der Wohnung hat, muss man nicht unbedingt in Urlaub fahren." Und sie freue sich selbst, "wenn ich etwas verkaufen kann, was die Leute glücklich macht".