"Der Schritt der Gemeinde, den Wünschen der Bürgerschaft und der veränderten Trauerkultur Rechnung zu tragen, ist lobenswert und geht in die richtige Richtung", sagte Pfarrer Gunnar Zwing bei der Segnung des neuen Urnenfeldes im Mittelsinner Friedhof. Sein katholischer Amtsbruder, Diakon Walter Konrad, bezeichnete die neue pflegefreie Bestattungsart als Mittelsinns Antwort auf die Ruheforste sowie den Erhalt des örtlichen Friedhofs. "Die Urne der Verstorbenen kann nun in heimischer Erde bestattet werden".
Bürgermeister Peter Paul wertete die pflegeneutralen Urnenfelder als wichtigen Baustein der modernen Friedhofskultur. Wenn beispielsweise keine Angehörigen mehr vor Ort sind und das Urnengrab in einem Friedwald nicht gewünscht wird, ist dies die ideale Alternative einer würdevollen Bestattung. Insgesamt wurden 29 Urnengräber für 58 Urnen geschaffen. Eine Expansion des Feldes ist bei Bedarf problemlos möglich, sagte Paul vor den rund 70 Ortsbürgern. Die Grünpflege der Flächen übernimmt die Gemeinde und der Urnenbaum ist eine klimaresistente Säulenhainbuche, um die sich acht Urnenplätze gruppieren. Eine Ecksitzbank aus Sandsteinblöcken lädt zum Innehalten ein.
Grabgebühren werden angepasst
Mit 37 500 Euro gestalteten sich die Kosten leicht günstiger als das Ausschreibungsergebnis. Paul führte weiter aus, dass man dem Wunsch auf pflegefreie Urnengräber Rechnung trägt. Somit ist die Ablage von Blumen, Grabkerzen, Weihwasserkesseln und Laternen untersagt. Hiervon ausgenommen ist der Zeitraum von vier Wochen nach der Beisetzung. Die Grabgebühren und die Friedhofssatzungen werden in der nächsten Gemeinderatssitzung angepasst. Der Bürgermeister dankte der bauausführenden Firma Matthias Breitenbach (Obersinn) für eine gute handwerkliche Arbeit und dem Planungsbüro Toponeo (Burgsinn) für die moderne Gestaltungsplanung. Sein Dank ging auch an die Adresse der Familie Isolde und Hermann Engelhaupt, die durch die Überlassung der benachbarten Wiese als Baustellenzufahrt zu einer erheblichen Kosteneinsparung beitrug. Ortsbürger empfinden die Lage des mitten im Friedhof angesiedelten Urnenfeldes als angenehm.
Nicht nur Orte der Trauer
Für Pfarrer Zwing gehört der Tod untrennbar zum Leben dazu und Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer, sondern der Hoffnung und auch Heimstätte für Lebende. "Es tut gut, einen Ort der Trauer zu haben und der Friedhof vermittelt ein Gefühl von Heimat".
"Wir sind nun mal der Vergänglichkeit unterworfen", erklärte Diakon Konrad. Obwohl er selbst einer Einäscherung skeptisch gegenüber stehe, lobte er Bürgermeister und Gemeinderat, auf die Wünsche der Bürger zu reagieren. Er wertete das pflegefreie Urnenfeld als einen Meilenstein zum Erhalt des örtlichen Friedhofs. Gemeinsam segneten die beiden Geistlichen das neue Urnenfeld und beschlossen die Feierstunde mit dem Gebet aller Christen, dem Vaterunser.