Pfarrer Peter Rüb verlässt Ende August die Pfarreien Gräfendorf und Wolfsmünster der Pfarreiengemeinschaft Sodenberg und die Pfarreien Langenprozelten und Rieneck der Pfarreiengemeinschaft „Main-Sinn, Rieneck“. In einem Rückblick erinnert er sich an die vergangenen 25 Jahre.
Einer neuen Aufgabe stellen
Schon seit zehn Jahren möchte er sich verändern, berichtet der Pfarrer, doch aus Rücksicht auf seine Pflegemutter blieb er im Pfarrhaus Wolfsmünster, in dem sie ihm den Haushalt führte und den Garten bis zu ihrem 100. Geburtstag pflegte. Nun will sich der 58-Jährige noch einmal einer neuen Aufgabe stellen und blickt auf sein 25 Jahre langes Wirken im Saaletal und ab 2013 auch im Sinn- und Maintal zurück.
Im Herbst 1993 kam Pfarrer Peter Rüb als Kaplan von Bad Kissingen nach Gräfendorf, um dort den erkrankten Pfarrer Josef Rüth zu unterstützen. „Pfarrer Rüth bot mir einen sehr angenehmen Einstieg in das Pfarreileben und hat mir diesen Schritt sehr erleichtert“, sagt der Geistliche von seiner ersten Pfarrstelle. Bei der Einführung in den seelsorgerischen Bereich einer Pfarrei habe er immer auf den Erfahrungsschatz von Pfarrer Rüth zurückgreifen können. „Er ließ mir immer freie Hand, ohne sich aufzudrängen, war aber immer für alle Fragen offen“, berichtet er über seine Erfahrungen in der Anfangszeit.
Bei allen Renovierungen mitgewirkt
Ab 2005 übernahm Rüb die Pfarreien Gräfendorf und Wolfsmünster, leitete die Pfarreiengemeinschaft Sodenberg und wirkte bei fast allen Renovierungen der Kirchen und Filialkirchen von Weickersgrüben, Michelau, Gräfendorf, Schonderfeld, Wolfsmünster und Seifriedsburg mit. „Nur die Renovierung der Kirche in Aschenroth habe ich nicht mehr ganz geschafft, aber sie ist in Planung“, resümiert Pfarrer Rüb.
Früher musste er noch jede Rechnung als Pfarrer gegenzeichnen, heute geht das viel schneller summarisch. Sehr in Erinnerung blieb ihm sein erstes Hochwasser 1993, als er früh um fünf Uhr geweckt wurde, um sein Auto neben dem Kindergarten in Gräfendorf wegzufahren, da dies schon im Wasser stand. Das Wasser bedrohte schon seine provisorische Wohnung im alten Kindergarten.
Erinnerung an schöne Feste
Gerne erinnert sich Rüb an das Fest zum 30-jährigen Bestehen der Kirchweih am Sportplatz in Gräfendorf, die 1200-Jahrfeier von Wolfsmünster, die energetische Sanierung der Schutzengelkirche, die bunten Elferratssitzungen, an viele Dorffeste und an die sehr gute Zusammenarbeit in den Pfarrgemeinderäten und Kirchenräten der Pfarreien. „Manchmal kommt bei so vielen Gemeinden einfach alles zusammen. So zum Beispiel am Wochenende der ökumenische Gottesdienst in Weickersgrüben, das Jakobus-Fest in Seifriedburg, der Fahrradgottesdienst in Schaippach als feste Termine im Jahr am letzten Sonntag im Juli und dazu noch die Bulldogsegnung in Wolfsmünster. Da wird die Zeit schon recht knapp und die Einteilung schon schwierig“, beschreibt er die Aufgaben in einer Pfarreiengemeinschaft.
Sehr gefreut hat sich der Priester immer darüber, wenn sich musikalische Gruppen in Gottesdiensten oder Andachten einbrachten, ob als Chor, Instrumental- und Gesangsgruppe. Auch traurige Erinnerungen blieben nicht aus: „Es sind nicht nur die Beerdigungen und die Trauer der Hinterbliebenen, die jeden bekümmern. Besonders sind es Beerdigungen junger Leute, die eigentlich das Leben noch vor sich hatten und nach einer Krankheit oder einem Unfall zu Gott berufen werden. Das ist schwer für alle“, sagt der Geistliche nachdenklich.
Ökumenische Zusammenarbeit
Wichtig waren dem Priester die ökumenische Zusammenarbeit mit den evangelischen Nachbargemeinden, mit Pfarrer Thomas Schweizer in Gräfendorf und in Weickersgrüben mit Pfarrerin Kathrin Seeliger. Auch als wichtig und sehr angenehm empfand er die geistliche Begleitung der Gräfendorfer Kreuzbergwallfahrt, die er 25 Jahre lang in der Gebetsvorbereitung und durch seine persönliche Begleitung als Beichtvater unterstützte. Außerdem hatten die ökumenische Notfallseelsorge, die geistliche Begleitung von Menschen bei Unfällen, Krankheit oder der Überbringung von Todesnachrichten große Bedeutung für ihn.
„Wichtig ist mir, immer für die Menschen da zu sein, in Freud und Leid, und ihnen in Krisen zur Seite zu stehen“, nennt er die Schwerpunkte seines seelsorgerischen Einsatzes. Für sein persönliches Leben als Priester orientiert er sich an dem erst vor wenigen Jahren heiliggesprochenen Charles de Foucauld, der „mitten unter den Menschen das verborgene Leben Jesu in Nazareth“ nachahmen wollte. In diesem Sinne ist Rüb der seelsorgerische Bereich wichtiger als die Verwaltung. „Hinderlich sind mir die Verwaltungsaufgaben wie Versicherungen, Umsetzung von Kirchenverwaltungsbeschlüssen und Rechnungen aus der Kirchenverwaltung“, erklärt er.
Mit gespannter Freude blickt Pfarrer Peter Rüb in die Zukunft, auf seinen neuen Wirkungskreis in Poppenlauer mit zehn Kirchengemeinden, und erwartet, dort die gleichen Schwierigkeiten und die gleichen Freuden wie im Sinn- und Saaletal vorzufinden: Die Einwohnerzahlen sinken, der demografische Wandel ist hier wie dort zu spüren, die Menschen ziehen weg, und nur die Alten bleiben in ihren Gemeinden, sagt Rüb. „Es ist immer wieder eine Herausforderung, die Menschen für den christlichen Glauben zu begeistern. Da ist es wichtig bei den Menschen zu sein und sie in ihren Lebenssituationen zu begleiten, ihnen Mut und Hoffnung zu machen in ihren Alltagssorgen, in Krankheit, in den Sorgen der Jugend und des Alters.“