Zum aktuellen Streit um die Aufhängung von Kreuzen in bayerischen Behörden nahm in seiner Predigt am Sonntag der Lohrer Stadtpfarrer Sven Johannsen Stellung. Das Aufhängen von Kreuzen in staatlichen Gebäuden sei zunächst eine Angelegenheit des Staates, sagte der Geistliche. Für Christen sei das Kreuz aber weder Zeichen einer kulturellen Identität, noch ein Kampfzeichen in der Auseinandersetzung mit anderem Kulturen und Religionen.
Für Parteipolitik ungeeignet
„Das Kreuz, Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen soll zusammenführen und nicht trennen!“ Es eigne sich deshalb auch nicht zum Gegenstand parteipolitischer Auseinandersetzungen. Das Kreuz und der daran hängende Christus stünden für Nächstenliebe, Menschenrechte und missachtete Menschenwürde.
Er erinnerte an die zahllosen Menschen, die in vielen Ländern ihres christlichen Glaubens wegen umgebracht werden oder ihre Heimat verlassen mussten. In der Pfarrei St. Michael leben einige christliche Flüchtlinge aus Syrien, die nun auch hier erleben müssten, dass man das Kreuz in der Öffentlichkeit nicht mehr haben wolle.
Pfarrer Johannsen kritisierte die seiner Meinung nach überzogenen Äußerungen des Würzburger Studentenpfarrers Burkhard Hose. Markus Söder sei ein demokratisch gewählter Ministerpräsident. „Wir leben doch hier nicht in Ungarn oder in irgend einer lateinamerikanischen Diktatur.“
Für welche Werte das Kreuz steht
Er erinnerte aber auch daran, für welche Werte das Kreuz wirklich steht und zitierte dazu aus einer Predigt, die Bischof Dr. Julius Döpfner nach seiner Bischofsweihe 1948 gehalten hatte. Damals ging es darum, im immer noch zerstörten, hungernden und frierenden Deutschland Flüchtlinge und Vertriebene aufzunehmen. Der spätere Kardinal, dessen Wahlspruch lautete „Wir aber predigen Christus den Gekreuzigten“ sagte damals:
„Die Liebe des Gekreuzigten drängt uns auch zur helfenden Bruderliebe. … Ohne den Geist echter Liebe sind alle Maßnahmen des Staates und der Kirche nutzlos … Um des Gekreuzigten willen beschwöre ich euch: Lasst den Herrn in den notleidenden Brüdern nicht vergeblich rufen. Sonst entfernt das Kreuz von allen Wänden, holt es von allen Türmen; denn es ruft das Gericht über ein Land, das sich christlich nennt und das Gesetz der Selbstsucht und des Hasses erfüllt.“