Gemäß dem diesjährigen Leitwort der Wallfahrtssaison Walldürn: "Fürchte dich nicht, ich bin bei dir", (Jes.41.10a) trauten sich über 40 Wallfahrer aus der Pfarreiengemeinschaft 12 Apostel auf den Wallfahrtsweg von Urphar nach Walldürn. Da man am traditionellen Termin, dem Sonntag nach Fronleichnam, der damaligen Coronalage geschuldet, noch nicht "wallen" durfte, kam Wallfahrtsführer Siegfried Schmitt dem Wunsch vieler nach, die diese Wallfahrt zu einem späteren Zeitpunkt unbedingt "erleben" wollten. In Walldürn erfuhr man dann, dass unsere Wallfahrtsgruppe bisher die einzige ist, die in 2021 die Wallfahrt durchgeführt hat.
Ein Jahr ohne Wallfahrt aber, wie 2020, sei genug, dies dachten wohl auch einige Kreuzbergwallfahrer, die sich in diesem Jahr, um, wie es einer formulierte "Entzugserscheinungen zu vermeiden", der Walldürnwallfahrt anschlossen. Sogar eine Frau aus Fulda, deren große Wallfahrt nach Walldürn in diesem Jahr auch nicht stattfand, nahm an dieser Wallfahrt teil. Der "Einstieg" in die Wallfahrt konnte in diesem Jahr nicht an der Wehrkirche in Urphar erfolgen, da der talseitige Zugang wegen "Baufälligkeit" gesperrt war. So bewältigte man gleich den steilen Anstieg auf die Anhöhe über Urphar und nahm bei wolkenlosem Himmel mit dem Sonnenaufgang den etwa 35 Kilometer langen Wallfahrtsweg auf, der über eine landschaftlich abwechslungsreiche Strecke, an reifen Feldern vorbei, durch schattige Wälder, bergauf und bergab, führte.
In insgesamt sechs Streckenabschnitte gegliedert, war das Kloster Bronnbach im Taubertal das erste Ziel, wo Mutter und Tochter Feistle, die die Wallfahrer mit einem Kleinbus begleiteten, mit heißem Kaffee und selbst gebackenem Kuchen die Wallfahrer erfreuten. Beim Überqueren der Taubertalbrücke dachte man betend an die vielen, durch reißende Wasserfluten wenige Tage vorher zerstörten Brücken und der dadurch in Not geratenen Menschen.
Der zweite Wegabschnitt führte danach wieder lange bergauf und war betend und singend der Mutter Gottes gewidmet. Nach einer kurzen Station an einer kleinen Waldkapelle, wo man mit Glockenläuten begrüßt wurde, erreichte man die, in neuem Glanz erstrahlende Marienkapelle am "Roten Rain". Mit unterwegs gesammelten Blumen und Kräutern banden einige Frauen den Blumenkranz, der von da an das Wallfahrtskreuz schmückte. Mit gut eineinhalb Stunden lag dann der längste Streckenabschnitt vor den Wallfahrern, der zur Mittagsrast nach Steinfurt führte.
In diesem Jahr verzichtete man auf den "traditionellen Pichelsteiner" als Mittagessen, die Wallfahrer konnten sich aus einer Auswahl von vier Gerichten ihre passende "Stärkung" schon vorab auswählen, sodass der zeitlich "knappe" Rahmen von einer Stunde gut eingehalten werden konnte. Auf der Nachmittagsstrecke war dann durchwegs die Sonne ein "strahlender" aber auch heißer Begleiter und alle waren froh, dass die Wegstrecke nach sehr sonnigen Feldwegen zunächst bergab ins Erfttal führte, dabei recht oft die schattigen Laubwälder des Odenwaldes leichte "Abkühlung" verschafften. Wohltuend und sehr willkommen für alle, nach dem erneuten, heißen Aufstieg von der Wohlfahrtsmühle auf die Höhen des Odenwaldes, war die Erfrischungsmöglichkeit an der vorletzten Station, der Wassertretanlage nahe Höpfingen.
Im frischen Wasser abkühlen
Nahezu alle nutzten die Gelegenheit, um Arme, Gesicht und Hände im frischen Wasser abzukühlen. So erfrischt nahm man den letzten Wegabschnitt nach Walldürn in Angriff und erreichte pünktlich um 16.30 Uhr die Basilika. Pfarrer Johannsen begrüßte die Wallfahrer schon vor der Basilika, da die gewohnte Begrüßung durch einen Geistlichen der Pfarrei Walldürn in diesem Jahr nicht erfolgte. Man zog diesmal auch nicht, wie in den letzten Jahren von der "kleinen Wallfahrtskapelle" um Johannes Ritter unterstützt, der aber den ganzen Weg die Lieder auf seinem Tenorhorn begleitete, sondern unter den Klängen der großen Orgel, kraftvoll intoniert von Kantor Alfons Meusert und angeführt von Pfarrer Johannsen voller Freude, ja "glückselig", in die Basilika ein. In seiner Predigt fragte Pfarrer Johannsen: "Warum steigen wir auf Berge, warum nehmen wir die anstrengende Wallfahrt auf uns? Warum verausgaben sich Menschen beim Wandern, Bergsteigen, Wallfahren…. oft bis zur Erschöpfung? Vernünftig scheint das doch nicht zu sein, oder? Weil ich mich aber bis zur Erschöpfung verausgabe, lasse ich dem, was meine Seele quält, keinen Raum mein Denken zu beherrschen. Das gibt mir die Möglichkeit, mich von Sorgen und Ängsten zu befreien, mich zu erholen. Sich erschöpfen um auftanken zu können, das motiviert Menschen auf die Berge zu steigen oder wie ihr heute, einen langen Wallfahrtsweg zu gehen."
Dieses befreiende, beruhigende und stärkende Gefühl mit in den Alltag zu nehmen, so die Meinung aller Wallfahrer beim gemeinsamen Abendessen, ist der Hauptgrund, diese Wallfahrt mit "Leib und Seele" jedes Jahr aufs Neue erfahren zu wollen. Dazu kommt dann noch das Erleben einer sich gegenseitig verbindenden "Weggemeinschaft" mit Gleichgesinnten, das zur Erkenntnis führt: "Wer glaubt, ist nie allein". In Vorfreude auf die Wallfahrt 2022, dann hoffentlich wieder am 19. Juni, dem Sonntag nach Fronleichnam, fuhr man in jeder Hinsicht "gestärkt" nach Lohr zurück.
Von: Pfarreiengemeinschaft 12 Apostel