Internationaler Tennismeister im Sudan, Volontär bei einem Cognac-Hersteller in Cognac, Betreiber von Sportartikelläden in Südafrika, Tennishallenbesitzer in Sackenbach – Peter Zilg ist herumgekommen in der Welt. Eine Konstante zog sich seit seinem 14. Lebensjahr durch: die Begeisterung für den Tennissport. Zilg wird am Sonntag 80 Jahre alt.
"Ich habe eigentlich drei Leben gehabt", sagte Zilg im Gespräch, "ein Berufsleben, ein Sportleben und ein Privatleben" – und alle drei sind übervoll. Geboren und aufgewachsen ist er in Freiburg. Vater und Onkel besaßen dort die Julia-Werke, die Badezusätze und Seifen herstellte.
In Cognac-Firma gearbeitet
Auf Vermittlung seines Vaters lernte er in Bremen bei der Reederei Norddeutscher Lloyd Industriekaufmann. Mit 20 Jahren ging er als Kaufmann für ein Jahr in den Sudan zu einer Handelsfirma, die dem "Tennisbaron" Gottfried von Cramm gehörte. 1960 und 1961 wurde Zilg internationaler sudanesischer Tennismeister.
Zurück in Europa arbeitete er unter anderem bei einem Cognac-Hersteller in Cognac, wo er als Deutscher für die französisch-englische Korrespondenz zuständig war. Sein Vater hätte ihn gerne als Juniorchef in seiner Fabrik gehabt, "aber ich habe mich mit 26, 27 dafür zu jung gefühlt". Die Firma sei auch zu klein gewesen, die Konkurrenz groß, "das wäre nichts geworden".
Stattdessen ging er 1968 nach Frankfurt zu Degussa und Mitte 1973 nach Südafrika zum Bayer-Konzern. In Johannisburg wechselte er mit Sportartikelläden in die Selbstständigkeit. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland machte Zilg das Hobby zum Beruf.
Mitten im Tennisboom
1981 übernahm er das Tennis-Center in Mömbris, 1983 die Tennishalle in Sackenbach, zunächst als Mietkaufobjekt, 1986 als Besitzer. Ein Jahr zuvor hatte Boris Becker das Turnier in Wimbledon gewonnen, Tennis boomte: "Alle wollten Tennis spielen." Zilg gab auch Tennisunterricht. "Dort konnte ich arbeiten, meinem Hobby nachgehen und hatte eine Wohnung."
In die Halle steckte Zilg viel Geld, "das war Idealismus pur". Freizeit habe er keine gehabt und fast keinen Urlaub gemacht. Der Boom ebbte ab, "1995 hat es schon angefangen zu bröckeln". Ab 2005 suchte er altersbedingt nach einem Nachfolger und fand keinen. 2012 verkaufte er die Tennishalle an die Wiesener HSL Laibacher GmbH.
Mit dem Tennisspielen hatte Zilg 1954 angefangen, weil auch sein Vater und sein Onkel spielten. Der Höhepunkt seiner Karriere sei 1964 gewesen: "Ich habe den Sommer über nur Tennis gespielt und war bei den French Open und Wimbledon in der Qualifikation." Bis 1968 spielten dort nur Amateure. Ins Hauptfeld schaffte er es nicht.
Nie Geld fürs Tennisspielen bekommen
Als er bei Degussa arbeitete, wurde Zilg mit der Tennisabteilung von Eintracht Frankfurt von 1966 bis 1971 sechsmal hintereinander hessischer Mannschaftsmeister, einmal Deutscher Meister und einmal Vizemeister. Bis 2011 spielte Zilg in allen Altersklassen Amateurtennis, zuletzt in der Bayernliga bei den "Herren 70".
Neben dem Beruf hat er nach eigenen Angaben "mindestens 100 offene Tennisturniere in Europa gespielt". Erstklassig habe er nie gespielt, so Zilg, aber auf der Ebene darunter "konnte ich jeden schlagen".
Geld hat er fürs Tennisspielen "nie gekriegt, auch nicht als deutscher Mannschaftsmeister". Aber das störte ihn nicht: "Mein Leben war immer Tennis, ich war mit Haut und Haaren Tennisspieler." Er verfügt über die Trainerlizenz des Deutschen Tennisbundes und des Hessischen Tennisverbandes.
Keine Langeweile
Peter Zilg war zweimal verheiratet, ab 1966 mit seiner Frau Regina, ab 1986 mit der Lohrerin Christa, geborene Bode. Beide Ehen wurden geschieden. Aus der ersten Ehe stammen zwei Töchter und ein Sohn, aus der zweiten zwei Töchter. Die Kinder habe er "erfolgreich ausgewildert", sagt Zilg, Eine Tochter lebt in Lohr, die anderen Kinder sind über Deutschland verstreut. Mittlerweile hat Zilg fünf Enkel und zwei Urenkel. Mit dem Großteil von ihnen wird am Sonntag gefeiert.
Zilg lebt allein in Sendelbach und ist dem Alter gemäß bei guter Gesundheit. Beim Tennissport hatte er nie Verletzungen zu beklagen, "nur beim Fußball". Er liest viel und stillt sein politisches Interesse über Fernsehen, Internet und Zeitungen, wo er das Zeitgeschehen verfolgt. "Langweilig ist mir nicht", sagte er.