
„Glaube ist nicht, fromm in der Kirche zu knien, sondern der Glaube soll ein gutes Stück Lebensqualität bringen.“ – So erklärt Peter Kunz seine Berufung zum Priester. Der 30-Jährige, dessen Eltern Friedhelm und Sieglinde Kunz in Erlenbach leben, wurde am Samstag, 1. Juli, im Passauer Dom zum Priester geweiht. Tags darauf feierte er in Kirchdorf im Wald (Bistum Passau) seine Primiz.
Als Leitspruch für sein Amt wählte Kunz einen Satz des heiligen Paulus im zweiten Korinther-Brief: „Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern wir sind Mitarbeiter eurer Freude.“ – „Ich möchte anderen helfen, ein freudiges Leben zu haben“, sagt Peter Kunz. Dabei gehe es ihm nicht um den kurzfristigen Spaß, den man zum Beispiel beim Kinobesuch oder beim Konsumieren von Alkohol bekommen kann. Vielmehr sei es erstrebenswert, das ganze Leben mit dieser Freude zu erfüllen. Kunz verweist auf Biografien tiefgläubiger Menschen, die oftmals trotz ihres Leidens eine dauerhafte Freude in sich tragen.
Im Gespräch zeigt sich Kunz als aufgeschlossener Mensch, der auf andere zugeht und weltoffen ist. Angst vor den Veränderungen, die der Institution Kirche bevorstehen, hat er nicht. Keiner könne abschätzen, was auf sie zukommt. Da bringe es nichts, Angst zu haben. Kunz glaubt stattdessen fest daran, dass die Menschen Angebote der Kirche annehmen und die Vorurteile weniger werden. Er ist niemand, der seine Meinung für sich behält. Stattdessen weiß er, wie er sie in Worte verpackt, die jeder versteht – ohne dabei andere vor den Kopf zu stoßen.
„Wir müssen davon weg, die Institution Kirche zu kritisieren“, sagt Kunz. Oft höre man nach dem Sonntagsgottesdienst Dinge wie: „Der Pfarrer predigt nicht das, was ich hören möchte. Die Ministranten waren nicht mit Konzentration bei der Sache. Der Bischof fährt nur ein prunkvolles Auto, anstatt sich mit den Sorgen der einfachen Menschen zu behängen.
“ – Jeder müsse seinen Glauben bei sich selbst suchen – und werde ihn dort auch finden, sagt Kunz. Die Kirche sei nur ein Instrument.
Doch dieses „Instrument“ hat es erst möglich gemacht, dass die Gemeinschaft der Christen in den vergangenen 2000 Jahren derart gewachsen ist. Kunz schätzt es sehr, dass die Menschen heute ehrlich zu ihm sind. Sie vertreten ihre eigene Meinung, sind aber auch bereit, zuzuhören. „Das ist eine Chance für die Kirche.“
Doch wie kam Kunz dazu, dem Ruf Gottes zu folgen? „Fragt man meine Eltern, würden sie sicherlich sagen, dass ich schon immer Priester werden wollte“, schmunzelt der 30-Jährige. Er selbst sieht das nicht so, sondern beschreibt seine Erfahrungen als viele kleine Mosaiksteinchen, die sich nach und nach zu einem großen Ganzen zusammengefügt hätten.
So fühlte er sich zum Beispiel in der Gemeinschaft der Ministranten wohl, kehrte dann als Jugendlicher der Kirche jedoch den Rücken. „Ich war wie andere auch“, sagt er. Erst mit der Firmung im Alter von 15 Jahren spürte er einen tieferen Sinn im Glauben. Kunz tauschte sich mit Priestern über sein Interesse an Gott und der Kirche aus. Er bekam den Rat: „Lerne deinen Glauben kennen.“ – „Und ich begriff, dass der Glaube etwas ist, das das Leben mit Sinn füllen kann“, so Kunz.
Das Leben des Jugendlichen änderte sich. Er engagierte sich als Jugendleiter, ministrierte wieder und las als Lektor in Gottesdiensten vor. Sicherlich gab es einen Punkt in seinem Leben, an dem er die Entscheidung getroffen hat, Priester zu werden. Doch Kunz sagt auch: „Man geht seinen Weg Schritt für Schritt und wächst in dieses Leben hinein. Ich hatte viel Zeit, mir reiflich zu überlegen, wie es weitergeht“, sagt er.
Anfangs habe er den Weg über den Orden der „Legionäre Christi“ gewählt, weil ihm die junge, internationale Gemeinschaft gefiel. Er war der Meinung, dass er hier seiner Berufung folgen könnte. Doch nach einiger Zeit spürte er, dass ihm dort die Vielfalt der Kontakte mit anderen Menschen fehle. Als Ortspfarrer sei er näher an seiner Gemeinde. Da könne es schon mal vorkommen, dass er an einem Tag verschiedenste Termine habe: Unterricht an der Schule, Beerdigung, Geburtstagsfeier, Ministrantenstunde, Pfarrgemeinderatssitzung.
Angst, dass er wegen der vielen Verpflichtungen und der anfallenden Bürokratie überlastet werden könne, habe er nicht, sagt Kunz. Gerade weil er nicht verheiratet sei und keine Kinder habe, könne er sich seine Zeit frei einteilen und habe den Kopf frei für das Priesteramt, spielt er auf die immer wiederkehrende Kritik am Zölibat an.
Doch auch der Ausgleich zu dem, was ihn beschäftigt, ist Kunz wichtig. Ihn findet er beim Gespräch mit Freunden oder beim Wandern in den Bergen. Und dann sind da noch das Gebet und die Zeit mit sich selbst. „Wenn ich mal gar nicht mehr weiter weiß, dann kann ich meine Sorgen bei Gott ablegen“, erklärt er.