
Um den Transport zu erleichtern und neue Verwertungsverfahren zu ermöglichen, denkt der Abwasserzweckverband Zellingen über eine Pelletierung des Klärschlamms nach. Derzeit wird dieser auf der Kläranlage Retzbach nur gepresst, ehe er ins Karlstadter Zementwerk der Firma Schwenk transportiert wird. Er enthält dann noch 70 Prozent Wasser und muss erst getrocknet werden, um als Sekundärgrundstoff im Drehofen genutzt werden zu können.
Ein Ende dieser Verwertung ist absehbar, weil damit keine Rückgewinnung oder Nutzung der enthaltenen Phosphorverbindungen möglich ist. Diese wird den Kläranlagen in den nächsten zehn Jahren gesetzlich vorgeschrieben. Der derzeitige Vertrag mit der Firma Südwasser, das Zementwerk nimmt Klärschlamm nicht direkt von den Anlagenbetreibern an, läuft noch bis 2026.
Revision wird 25.000 Euro kosten
Abwassermeister Thomas Hemmelmann erklärte der Verbandsversammlung, mit einer Pelletierung würde der Wasseranteil nur noch zehn Prozent betragen. Möglich wäre das mit einer Anlage, in deren Gasbrennern Faulgase verfeuert werden. Platz genug dafür wäre auf der Anlage. Für eine Verwertung mit Phosphorrückgewinnung müsste der Klärschlamm weiter transportiert werden, da spare weniger Wassergehalt viel Geld. So laufen im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt bereits Versuche. Der Verbandsvorsitzende Herbert Hemmelmann berichtete von der Pyrolyse pelletierten Klärschlamms als eventuelle Zukunftsperspektive. In Deutschland ist dieses Verfahren noch nicht zugelassen, es wäre aber auf der Kläranlage denkbar und die Asche könnte als phosphorhaltiger Dünger genutzt werden.
Rund 25.000 Euro wird die Revision des Blockheizkraftwerkes kosten, das aus dem Faulgasen Strom und Wärme erzeugt. Wie der Abwassermeister berichtete, hat der Gasmotor am Zylinderkopf und aus der Kurbelwellenentlüftung inzwischen leichte Ölverluste, was nach 62.500 Betriebsstunden – das sind über sieben Jahre am Stück und der eigentliche Wartungszeitpunkt lag bei 50.000 Betriebsstunden – auch nicht verwunderlich sei. Den Angebotspreis der Firma Wolf Power-Systems, die damit wiederum den Motorenhersteller MAN beauftragen wird, empfanden mehrere Räte als günstig dafür, dass Pleuelstangen und -lager, die Zylinderlaufbuchsen und Kolben sowie die kompletten Zylinderköpfe erneuert werden.
Kläranlage kann künftig auch Altfett aus Großküchen annehmen
Unbedingt erneuert werden muss zudem die Prozessleittechnik, aktuelle Software lasse sich in dem veralteten System nicht mehr installieren und die Arbeitsplätze sollen für mehr Stabilität auf industrietaugliche PCs umgerüstet werden. Kosten wird das rund 46.000 Euro. Vergleichsweise günstig ist die Umrüstung der Beleuchtung der Kläranlage auf LED-Technik mit knapp 6000 Euro. Das liegt auch daran, dass die Mitarbeiter selbst die Leuchtmittel tauschen werden. Dabei geht es nicht nur um Raumbeleuchtung sondern auch um rund 30 Straßenlaternen die auf dem Betriebsgelände stehen.
Der Abwassermeister informierte die Räte auch darüber, das die Kläranlage künftig auch Altfett aus Großküchen annehmen könnte. Dabei geht es um Fett, das aus Fettabscheidern im Abwassersystemen stammt. Da sei "jeder Anlagenbetreiber scharf drauf", weil sich mit dem energiereichen Material die Gasausbeute im Faulturm steigern lasse. Dieser ist in der Anlage in Retzbach bei weitem nicht ausgelastet. Dafür ist aber eine Pumpe mit "Häcksler" nötig, die Kosten werden noch ermittelt. Nicht annehmen darf eine Kläranlage andere Fette, etwa aus Fritteusen. Diese werden meist für die Kosmetikindustrie aufbereitet.
Einer der beiden Klärschlammbehälter ist seit Jahren außer Betrieb
Die Kläranlage hat zwei große Klärschlammbehälter mit je 1000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Einer ist derzeit nicht nutzbar und seit Jahren außer Betrieb, der andere musste nun einmal gereinigt werden. Deshalb wurde ein Angebot für eine neue Leitung zum unbenutzten Behälter angefordert. Das würde auch die Möglichkeit eröffnen, Fremdschlämme anzunehmen.
Auf der Kläranlage wurden zwei Bürocontainer aufgestellt, die während der Sanierung des Zellinger Rathauses als Zwischenlösung für das Bauamt genutzt und nun vom Verband gekauft wurden. Dort wird das Archiv untergebracht, wofür noch die Holztüre gegen eine Stahltüre ausgetauscht wird. Da bei einem Container, den die Gemeinde Himmelstadt kaufte, die Stahltür ausgetauscht werden muss ist eine günstige Lösung möglich.
Feier zum Jubiläum des Abwasserzweckverbandes
Nach der nächsten Sitzung am 26. Juni soll das Jubiläum des Abwasserzweckverbandes gefeiert werden, er wurde vor 50 Jahren gegründet. Herbert Hemmelmann berichtete aus der Bürgermeisterrunde, dass es ein Fest im kleinen Rahmen werden soll, zu dem ehemalige Verbandsräte und der langjähriges frühere Geschäftsführer eingeladen werden. Von einem Tag der offenen Tür habe man abgesehen, weil man Besucher wegen der Unfallgefahr nicht einfach über die Anlage laufen lassen kann. Nicht nur Kinder könnten in eines der Becken stürzen und ertrinken.