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MARKTHEIDENFELD
Pavlo & Band: Neues Leben in alter Musik-Tradition
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 18.12.2015 13:34 Uhr

Zum 60. Jubiläum der Volkshochschule Marktheidenfeld lud die Bildungseinrichtung die Musik-Gruppe „Pavlo und Band“ ein. Sie machte damit sich und den rund 50 Gästen im historischen Weinkeller des Franck-Hauses ein fantastisches Geburtstagsgeschenk.

Es war ein besonderer, stimmungsvoller Abend in einmaligem Ambiente, was auch der aus Toronto (Kanada) stammende Weltmusiker mit seinen Bandmitgliedern immer wieder betonte. Sicher ist Pavlo Simtikidis, der bislang neun Musikalben veröffentlichte, größere Bühnen und Auditorien gewohnt. Dies ließ er sein Publikum als Profi aber an keiner Stelle spüren. Er hat sich die Leidenschaft für seinen einzigartigen Musikstil erhalten und das Gefühl für die Magie des Moments.

Europische Wurzeln

„Pavlo und Band“ stehen für eine Musik des Mittelmeerraums, obwohl die Musiker aus Nordamerika stammen. Aber die Bandmitglieder haben europäische Vorfahren. Pavlo Simtikidis' Eltern George und Freda sind einst aus dem Städtchen Kastoria in Nordgriechenland nach Kanada ausgewandert. George Vasilakos hat ebenso griechisches Blut in den Adern und er spielt die Bouzouki als das Instrument des griechischen Blues, des Rembetiko, ebenso meisterhaft wie deren kleinen Bruder, den Baglamas.

Schlagzeug, Percussion und vor allem die Kistentrommel Cajon sind die Domäne des temperamentvollen Gino Mirizio, der wiederum auf italienische Vorfahren verweisen kann. Bassist Randy Rodrigues stammt aus einer ursprünglich portugiesischen Familie.

Die vier Musiker zelebrierten eine geniale Mixtur von griechischen Klängen, klassischer Gitarre und rasendem Flamenco. Leidenschaftlich reckten sie die Hälse ihrer Gitarren und Bouzoukis zur Decke, wenn virtuose Läufe den Charakter bestimmten. Zur Musik kommt die typisch griechisch, männliche Pose, mit der es Pavlo verstand, vor allem die Herzen der Damen im Sturm seiner temperamentvollen Klänge zu erobern.

Vom ersten Moment an wurde rhythmisch mitgeklatscht und bald schon verließ Pavlo die kleine Bühne, spielte unter seinen Zuhörern, erklomm die Tische und balancierte auf einem Bein in der Kniebeuge während seine Finger über die Saiten rasten. Kein Wunder, dass es nach der Pause kein Halten mehr gab und eine ganze Reihe bevorzugt weiblicher Gäste vor der Bühne über den holprigen Kellerboden tanzend hin- und herwirbelte.

Flamenco und griechische Folklore

Was die Kompositionen von Pavlo prägt, ist zum einen griechische Folklore und zum anderen der Flamenco. Überraschenderweise haben sie spürbare Verbindungen; beide tragen unverhohlen arabische Traditionen in sich, die in der Geschichte das Mittelmeer umkreisten.

Spürbar wurde dies besonders, als Gino Mirizio zur orientalischen Tabla-Trommel griff. Neben den fordernden, schnellen Stücken, boten die Musiker aber auch langsamere, träumerische Passagen. So erinnerten sie an die Strände der Kykladen-Insel Santorin, was für manchen Gast sicher eigene Reiserinnerungen wachrief.

Eines zeichnete den Abend außerdem aus. Pavlo ist sich neben seinen virtuosen Eigenkompositionen nicht zu schade, den einen oder anderen Klassiker anzuspielen. „Ta Paidia Tou Piraia“ (Die Kinder von Piräus) von Manos Hadjidakis sang einst die wunderbare Melina Mercouri lasziv im Streifen „Sonntags… Nie!“, und Anthony Quinn tanzte den Sirtaki zu „Sorbas Tanz“ von Mikis Theodorakis.

Solche unvergesslichen Melodien, wie auch das mexikanische Liebeslied „Besame Mucho“, griffen Pavlo und seine Musiker gerne auf und machten sie mit ihrem herausragenden Können und Verständnis immer mehr zu ihrem eigenen, völlig unverwechselbaren Ding. So entstand dabei hörbar neues, kunstvolles Leben in traditioneller, folkloristischer Musik.

 
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