Verbesserungen am Lohrer Bahnhof forderten am Montagvormittag rund 150 Demonstranten vor Ort. Vor allem ging es ihnen um die Herstellung von Barrierefreiheit sowie Einrichtung eines Fahrkartenschalters, einer öffentlichen Toilette und eines Warteraums. Etliche der Demonstranten hatten Protestschilder dabei mit Aufschriften wie "Service statt Saustall", "Senioren nicht im Regen stehen lassen" oder "Behinderte sind bei der Bahn unerwünscht".
Aufgerufen zur Demonstration hatte der Lohrer Seniorenbeirat anlässlich eines Treffens des Lohrer Bürgermeisters Mario Paul mit Bahnvertretern sowie dem neuen Eigentümer des Bahnhofsgebäudes. Michael Donath, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats, sprach von "unhaltbaren Zuständen" am Lohrer Bahnhof. Behinderte seien dort verloren, sagte er mit Blick auf Bahnsteig 3, der nur über Treppen zu erreichen ist. Ferner kritisierte er das Fehlen einer öffentlichen Toilette am Bahnhof. Eine Petition zur Verbesserung der Situation haben seinen Worten nach bereits mehr als 600 Leute unterschrieben.
Bernd Rützel unterstützt die Demonstranten
"Wir fordern einen kundenfreundlichen Bahnhof und Beseitigung der Missstände", sagte Karl-Heinz Ebert und schob unter dem Applaus der Demonstranten nach: "Der Lohrer Bahnhof muss eine Visitenkarte unserer märchenhaften Stadt werden." Er stehe voll auf der Seite der Demonstranten, sagte der BundestagsabgeordneteBernd Rützel (SPD). Seinen Worten nach ist am Lohrer Bahnhof, der täglich von 1500 Fahrgästen genutzt werde, derzeit "gar nichts" geplant. Und dies sei eindeutig "zu wenig".
Die Beseitigung vorhandener Missstände könne nur gelingen, wenn Bahn, Eigentümer und Stadt Lohr an einem Strang zögen, betonte Bürgermeister Paul. Wenn man es ernst meine mit ökologischer Verkehrswende und Barrierefreiheit, dann müsse auch Geld dafür bereitgestellt werden. Bei einem Rundgang durch das Bahnhofsgebäude im Anschluss an die Demonstration sagte Eigentümer Stefan Steinert, dass er aktuell dabei sei, im Obergeschoss Wohnungen einzurichten.
Bäcker, Zeitschriftenladen und Gaststätte sollen einziehen
Für das Erdgeschoss stelle er sich einen offenen Marktplatz vor mit Bäcker, Zeitschriftenverkauf und nach Möglichkeit einer öffentlichen Toilette, wobei es nicht leicht sei, in der etwas abgelegenen Lage des Bahnhofs Mieter für solche Einrichtungen zu finden. Bislang habe er für das Erdgeschoss einen Motorradclub, der dort eine öffentliche Gaststätte betreiben wolle, die voraussichtlich abends geöffnet sei.
Nach dem Ortstermin gab es noch ein nichtöffentliches Gespräch im Rathaus, das Bürgermeister Paul als "sehr erfolgreich" bezeichnete und dessen Ergebnisse er anschließend in einem Pressegespräch mitteilte. Paul nannte folgende sieben Punkte:
– Die Bahn werde in Sachen des Lohrer Bahnhofs eine Machbarkeitsstudie erstellen, die im Herbst zunächst der Stadtverwaltung und anschließend der Öffentlichkeit vorgestellt werden solle.
– Der "runde Tisch" am Montag sei keine Eintagsfliege gewesen, ab Herbst werde es Folgetermine geben.
– Die Stadt Lohr werde die Vorplatzgestaltung am Bahnhof übernehmen.
– Es sei vorgesehen, einen Fahrkartenverkauf über Video anzugehen. Dies hielt Rützel für eine gute Sache. Bayernweit gebe es 21 derartige Videokabinen, die 70 Stunden pro Woche geöffnet seien.
– Die Wirtschaftsförderung der Stadt Lohr werde auf den Eigentümer des Bahnhofs zugehen, um nach Möglichkeit bei der Realisierung einer Markthalle im Erdgeschoss behilflich zu sein.
– Der bestehende Fahrkartenautomat werde durch ein modernes Gerät ersetzt, das leichter zu bedienen sei.
– Investitionen der Bahn im erweiterten Umgriff des Bahnhofs seien derzeit nicht vorgesehen; die Holzverladestation werde weiterhin betrieben. Noch vertieft werden müssen laut Paul die Themen Fahrradabstell- und Parkplätze.