Seit fünf Schuljahren haben die Patientinnen und Patienten der Forensik des Bezirkskrankenhauses Lohr die Möglichkeit, einen Schulabschluss während ihres Aufenthalts nachzuholen. "Das ist eines der tollsten Projekte unserer Forensik", so der Ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses Lohr und Maßregelvollzugsleiter, Dominikus Bönsch. Jedes Jahr nehmen in etwa zehn Patientinnen und Patienten diese Möglichkeit wahr und stellen ihre Weichen neu, informiert das BKH in einer Pressemitteilung. So auch im Schuljahr 2021/2022, elf Patienten konnten ihren Schulabschluss nachholen. Darunter ein erfolgreicher Mittelschulabschluss, drei qualifizierte Mittelschulabschlüsse und gleich siebenmal der mittlere Bildungsabschluss.
"Ihr habt einen großen Schritt getan mit diesem Zeugnis", so Susanne Rinno, Schulleiterin der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule in Lohr. Sie überreichte den Schülern ihre Zeugnisse und man spürte, mit welcher großen Freude die Schulleiterin die herausragenden Leistungen in Form der Zeugnisse überreichte.
Wieder den nächsten Schritt tun
Bei einer kurzen Rede zeigte die Schulleiterin gemeinsam mit Frau Otto eine blanke Lampenfassung an einer Decke baumelnd. Sie zeigten auf, dass irgendwann, irgendjemand hier den nächsten Schritt tun muss und dass mit dem heutigen Tag die Patienten ihren nächsten Schritt getan haben und es nun an ihnen liegt, wieder den nächsten Schritt zu tun. "So kann aus einer Vielzahl von Lampenschirmen ausgewählt werden, es gibt den minimalistischen Typ, ohne viel Schnörkel, den Oktopus, der gerne überall mitmischt, den schrillen Kronleuchter, der gerne hervorsticht" und viele weitere Typen, die vorgestellt wurden. "Es gibt nicht den Einen und den besten Typ und man kann zwischen den Typen auch wechseln, man muss nur zufrieden und glücklich sein", so die abschließenden Worte vonseiten der Schulleitung.
Während der gesamten Zeugnisübergabe spürte man die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Mittelschule und der Lehrkraft des Bezirkskrankenhauses, aber auch zwischen den Lehrkräften und Schülern. In jedem Jahr werden in der Mittelschule ab April die mündlichen und schriftlichen Prüfungen abgenommen. Die Vorbereitung innerhalb der Forensik wird von September bis Juli durch Frau Buhler und Herrn Schlaug übernommen. Die Patientinnen und Patienten haben dort nahezu täglich, in den prüfungsrelevanten Fächern, Unterricht.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
Für die gute Zusammenarbeit und das tolle Engagement der Lehrkräfte bedankte sich auch Bönsch. "Das Schulprojekt zeigt, dass während des Aufenthalts in der Forensik neue Wege eingeschlagen werden können und dies auch von ihnen genutzt wird. Es zeigt also auch, was durch die Forensik erreicht werden kann, zeigt ihnen selbst, was sie erreichen können und dient abschließend dazu, dass Dinge gerade gezogen werden", so der Maßregelvollzugsleiter.