
Wie sieht der Partensteiner Gemeindewald in den nächsten 20 Jahren aus? Mit einem sogenannten Grundlagenbegang steckte der Gemeinderat in seiner Sitzung am Freitagnachmittag die wichtigsten Eckziele für die neu zu schaffende Forsteinrichtung ab. Diese wird bis zum Frühjahr 2026 vom Forstsachverständigen Alfred Raunecker aus Augsburg erstellt.
Eine Forsteinrichtung dient dazu, für die nächsten 20 Jahre konkrete Bewirtschaftungsziele festzulegen. Sie bildet die Grundlage für die Bewirtschaftung des rund 485 Hektar großen Gemeindewaldes. Wie der Waldumbau im Partensteiner Gemeindewald aussehen könnte, zeigten Wolfgang Grimm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt und anwesende Forstexperten exemplarisch in zwei Waldgebieten auf.
Ein klimastabiler Wald braucht eine möglichst große Vielfalt
Zwei Ansatzpunkte sind denkbar: Einerseits durch eine langsame, naturnahe Naturverjüngung, bei der innerhalb von etwa 40 Jahren die Buche weiterhin dominieren würde. Ergänzend würden gezielt klimaangepasste Baumarten, wie Esskastanien, Douglasien und eventuell Roteichen angepflanzt. Alternativ wäre auch die Rodung einzelner Teilflächen denkbar, um dort gezielt Eichen aufzuforsten, was allerdings einen stärkeren Eingriff in die Natur darstellt.
Die anwesenden Forstexperten betonten ausdrücklich, dass die Lösung für einen zukunftssicheren, klimastabilen Wald in einer möglichst großen Vielfalt und Mischung der Baumarten liegt. Risiken durch Schädlingsbefall und Klimawandel würden so breit gestreut. Auch an einem etwa 80 Jahre alten Fichtenbestand zeigten sie beispielhaft, wie ein aktiver Waldumbau stattfinden könnte. Hier wäre eine Mischung aus Naturverjüngung der Fichte sowie gezielten Pflanzungen von Buchen, Weißtannen und Spitzahorn denkbar.
Ein wesentliches Anliegen der Gemeinde ist laut Bürgermeister Stephan Amend der Einklang von Wirtschaftlichkeit und ökologischer Verantwortung. Die wirtschaftliche Nutzung muss künftig nicht mehr oberste Priorität haben. Stattdessen erhalten Erholungswert, Grundwasser- und Erosionsschutz hohe Bedeutung. Auch die Versorgung der Bürger mit Brennholz sowie der Industrie mit Rohholz soll weiterhin sichergestellt werden.
Der Jahreshiebsatz soll signifikant reduziert werden. Während dieser in der letzten Periode bei 3.700 Festmetern jährlich lag und 2012 auf 3.600 Festmeter gesenkt wurde, strebt die Gemeinde künftig einen Jahreshiebsatz von etwa 2.500 Festmetern an. Alfred Raunecker erklärte, dass er den Hiebsatz zunächst unabhängig von den Wünschen der Gemeinde festlegen, diese aber später berücksichtigen werde. Die Forstexperten wiesen darauf hin, dass ein Mindesthiebsatz erforderlich ist, um der Naturverjüngung ausreichend Licht zu geben.
Kommune will Biotope fördern
Ein weiteres Anliegen der Kommune ist es, Biotope zu fördern und zu schaffen. Insbesondere Feuchtbiotope stehen dabei im Fokus. Flächenstilllegungen von knapp 30 Hektar wurden bereits beschlossen. Künftig sollen pro Hektar mindestens fünf Biotopbäume erhalten oder neu ausgewiesen werden. Die Wasserrückhaltung im Wald soll weiter ausgebaut werden, um zukünftige Hochwasserereignisse besser abzumildern, so Bürgermeister Amend.
Zum Zeitplan erklärte Alfred Raunecker, dass er ab Mai dieses Jahres den Wald intensiv begehen werde, um aktuelle Verhältnisse zu dokumentieren, Bestandsgrenzen neu festzulegen und eine digitale Neukartierung vorzunehmen. Im November und Dezember erfolgt eine umfassende Waldinventur, bei der unter anderem Holzvorrat, Baumbestand, Alter, Wachstum und Qualität der Bestände exakt erfasst werden.
Nach Auswertung dieser Daten werden die Ergebnisse laut Raunecker dem Gemeinderat im Frühjahr 2026 zur endgültigen Beschlussfassung vorgestellt. Die Erstellung der Forsteinrichtung erfolgt dabei in enger Abstimmung mit Gemeindeförster Jonas Ostarek und Betriebsleiter Thorsten Schwab von der Forstbetriebsgemeinschaft Main-Spessart West.