Bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle und auf dem Weg hin zu einer gelingenden Ausbildungsreife zeigen sich bei Jugendlichen verstärkt Probleme und Hemmnisse. Besonders die Übergänge von Schule zu Ausbildung und von Ausbildung in den Beruf seien schwierig. Es fehlten Praktika und Berufsorientierung. Darüber diskutierte der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel in einem von ihm initiierten Fachgespräch mit Vertretern von IHK, HWK, Arbeitsagentur und Mittelschule, wie es in einer Pressemitteilung aus dem Büro Rützel heißt.
Bewerber im Bereich Unterfranken hätten im Schnitt aktuell 1,6 offene Stellen zur Auswahl, gab Rützel eingangs als Information aus einem Gespräch mit dem Präsidium der Industrie- und Handelskammer (IHK) Unterfranken bekannt. Matthias König, Vertrauenslehrer und Ansprechpartner für Übergang Schule/Beruf der Mittelschule Gemünden, zeigte auf, dass die Schüler des Mittlere-Reife-Zugs (M-Zweig) mit großer Mehrheit versorgt seien. Probleme sähe er im Regelbereich. Hier hätte nur knapp die Hälfte der Schüler eine Zusage für einen Ausbildungsplatz. Der akute Lehrermangel mache sich bemerkbar, ebenso wie die häufig fehlende Förderung durch das Elternhaus.
Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Unterfranken, und Andrea Sitzmann, Leiterin des Geschäftsbereichs Berufsbildung, bestätigten Königs Schilderungen, und betonten zugleich die Offenheit ihrer Handwerksbetriebe für Mittelschul-Absolventen. HWK-Bildungszentren und Berufseinstiegsbegleiter seien eine wichtige Ergänzung um Bildungslücken abzufedern und in Sachen Sozialverhalten Orientierung zu geben.
„Die Berufsorientierung muss jetzt schnell einen höheren Stellenwert bekommen und auch im Lehrplan entsprechend Freiraum hierfür geschaffen werden“, ergänzte Ralf Streller, Leiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Würzburg. Verstärkt in die Schulen zu gehen und das Image von Ausbildungsberufen weiter aufzuwerten, seien aktuell die zwei wichtigsten Punkte. Andreas Freundt und Lukas Kagerbauer (IHK Aschaffenburg und Würzburg) bestätigten ihre Erfahrungen mit sehr gut angenommenen virtuellen Ausbildungsbörsen.