
Eine Frau gegen drei Männer - Amy Winehouse gegen tausende an Männerstimmen: Beim 5. Deutschen Parodisten-Festival der Bürger-Kultur-Stiftung Marktheidenfeld traten in diesem Jahr die besten Künstler der vergangenen Jahre gegeneinander an. Esther Filly, alias Amy Winehouse, war der Star des Abends. Sie durfte den "Marktheidenfelder Stern" für die beste Aufführung mit nach Hause nehmen. Die 120 Gäste im Pfarrheim erkoren sie zum Publikumsliebling.

Filly gewann bereits die erste verliehene Auszeichnung im Jahr 2012. "Als ich damals in Marktheidenfeld auftrat, kannte hier keiner Amy Winehouse", sagte sie. Trotzdem hat sie es damals mit schauspielerischem Talent und ihrer beeindruckenden Stimme geschafft, das Publikum zu begeistern.
Damit sie "performen" könne, brauche sie eine gehörige Portion Lampenfieber, verriet die 53-Jährige. Schnell noch den Lippenstift nachgezogen, das Essen links liegen gelassen und in Richtung Bühne stolziert: Von der Aufregung war nichts zu spüren, als sie sich frech auf die Knie der Herren im Publikum setzte und einen Schluck aus dem Weinglas von Marianne Goldstein nahm.

Was sie nicht wusste: Die Künstlerin hatte den Stern gestaltet, den Filly später von Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder erhalten sollte. Man hätte meinen können, die 2011 verstorbene Winehouse stehe leibhaftig auf der Bühne, als Filly in deren typischen Stil mit Pettycoat, Hochfrisur, Tattoos und dem obligatorischen Weinglas in der Hand den Welthit "Back to black" sang.
Filly dankte später am Abend der Bürger-Kultur-Stiftung unter ihrem Vorsitzenden Wolfgang Hörnig für die Auszeichnung, die ihre Karriere voranbrachte. Und sie lobte Helga Schmdit-Neder: "So eine Bürgermeisterin wie dich habe ich noch nie kennengelernt." Diese beiden waren es auch, die den Abend eröffneten.

Schnell zeigte sich: Esther Filly stellte die Sieger der vergangenen Wettbewerbe in den Schatten. Harry Bogner, Mister He. und Bernd Schmitt eint, dass sie viele verschiedene Stimmen imitieren können. Letzterer stand als erster auf der Bühne. Schmitt hatte es deshalb schwerer als die anderen, das Publikum in Stimmung zu bringen.
In seinem aktuellen Programm verleiht er "nervigen Flugzeugdurchsagen" neuen Schwung mit den Stimmen von Promis. Didi Hallervorden verschaffte sich mit einem "palim palim" die Aufmerksamkeit der Passagiere und Heinz Erhard hielt sie mit einem Vierzeiler bei Laune. Schmitt ließ Florian Silbereisen als Kapitän das "Traumschiff der Volksmusik" über die Weltmeere segeln. Für Maddin Schneider und Edmund Stoiber stellte sich Bernd Schmitt eine ruhmreiche Zukunft als Tatort-Kommissare vor.
Zehn Punkte für das Publikum
"Das Publikum ist super", befand Schmitt. Er vergab zehn von zehn Punkten an die Stimmung. Der Gewinner des "Marktheidenfelder Sterns" von 2013 selbst war allerdings nicht ganz so locker und gut aufgelegt wie damals.
Auf eine Zeitreise in die vergangenen 90 Jahre Musikgeschichte nahm Jürgen Höhn alias Mr. He die Besucher mit. Johannes Heesters, Max Raabe, Elvis Presley oder Michael Jackson hatten beeindruckende Gastauftritte unter Höhns Stimme. Schade nur, dass er überwiegend auf Altbewährtes setzte: dieselben Witze und Songs wie an gleicher Stelle vor zwei Jahren. Die Gäste im Saal nahmen es Höhn nicht übel.

Immerhin umfasst das Repertoire Höhns eine Reihe verschiedener Parodien. Harry Bogner hingegen sang immer wieder das gleiche Lied, begleitet von seiner Gitarre. Langweilig war es trotzdem nicht. Als Heino, Herbert Grönemeyer, Gérard Depardieu und Julio Iglesias "Sag mir wo die Blumen sind…" singen, klang das immer wieder anders, aber immer wieder komisch. Der "Mann der 1000 Stimmen" heulte wie Reinhard Mey (Zwischen den Blumen muss die Freiheit wohl grenzenlos sein) und flötete á la "Die Prinzen" (Pflücken ist bei mir nicht erlaubt).
Beachtliche Stimmbreite
Die beachtliche Stimmbreite der männlichen Künstler beeindruckte das Publikum an diesem Abend nicht genug, um sie zum Sieger zu küren. Ausgelassene Partystimmung kam mehr an. Das zeigte auch der Auftritt der Moderatorin Ellen Obier. Egal ob als Tina Turner, Lady Gaga oder Cher – Obier brachte Besucher dazu, ausgelassen zu tanzen und mitzusingen.
Letztendlich war es gar nicht mehr wichtig, wer die Trophäe mit nach Hause nehmen durfte. Es kam Besuchern wie Künstlern darauf an, einen unterhaltsamen und kurzweiligen Abend zu erleben. Und das war gelungen.
