
Gesund, hellwach und aktiv wie eh und je – so begeht Berthold Wagner am Sonntag, 10. Juni, seinen 80. Geburtstag. Er fühle sich nicht alt, schmunzelt er. 35 Jahre lang hatte der Altphilologe am Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium Geschichte, Latein und Griechisch unterrichtet, anfänglich auch das neu eingeführte Fach Sozialkunde. Als Gemeinderat in Frammersbach besitze er das nötige Wissen dazu, habe der Schulleiter gesagt.
Nach 35 Dienstjahren in Lohr trat er am 1. Februar 2001 in den Ruhestand. Beim Abschied bescheinigte ihm Chef Helmut Fath, hergebrachte Tugenden und Werte verkörpert zu haben. Noch während seiner Volksschulzeit in seinem Geburtsort Frammersbach unterrichtete eine Lehrerin ihn in Latein. „Der Pfarrer und der Kaplan meinten, ich müsse Priester werden und das bedürfe der rechtzeitigen Vorbereitung.“ Auch seine Familie habe gehofft, er werde den Beruf ergreifen.
Nach der Aufnahmeprüfung am Lohrer Gymnasium 1952 übersprang er dank seiner Begabung die ersten zwei Klassen und stieg in die siebte ein. 1959 legte er sein Abitur ab. „Da wusste ich schon längst, dass aus mir kein Priester wird.“
Nach seinem Lehramts-Studium in Würzburg und Wien war er zuerst Referendar am Würzburger Riemenschneider-Gymnasium, danach in Lohr. Hier blieb er. „Zu meinem Leidwesen“, sagt seine Frau Ursula, geborene Schrepfer. Mit ihr feierte er im Juli 2017 Goldene Hochzeit. Die gebürtige Lohrerin hätte es hinaus gezogen, „doch mein Mann und unsere Kinder Matthias und Birgit wollten bleiben.“
Volksbildungswerk geleitet
Außerschulisch begann Wagners Engagement bereits als Studienassessor. Ihm wurde die Leitung des Volksbildungswerks (VBW) angetragen. „Die Einrichtung war damals so gut wie tot.“ Neben seinem Beruf leitete er sie von 1967 bis 1979. Unterstützt in Bürokratie und Schreibarbeit von seiner Frau, warb er Lehrer an, suchte Räume, etablierte Kurse und bereitete den Weg für eine florierende VHS, die mit der Kreisreform 1972 in städtische Obhut übertragen und von Meinrad Amrhein hauptberuflich geführt wurde.
Über je mehr als ein Jahrzehnt brachte er sich als Stellvertretender Vorsitzender in den Kunst- und Kulturverein Lohr und den Verein „Freunde des Gymnasiums“ein. Bis heute ist er Zirkelvorsitzender (Lohr, Gemünden, Marktheidenfeld) im UV, der ältesten katholischen Studentenverbindung Deutschlands im Unitas-Verband.
Dass Wagner Naturliebhaber ist, erkennt man unschwer an der Pflanzen- und Blumenpracht rund um sein Haus in der Bahnhofstraße. Er ist Gründungsmitglied der 1985 ins Leben gerufenen Lohrer Ortsgruppe Bund Naturschutz (BN). Von 2001 bis 2012 stand er ihr vor, im Anschluss übernahm er vier Jahre lang den stellvertretenden Vorsitz. Im Team von 14 BN-Mitstreitern bewirtschaftet er den von der Stadt gepachteten Weinberg am Beilstein. „Unser primäres Ziel ist, Flora und Fauna wieder herzustellen und die alte Weinbergstruktur sichtbar zu machen.“
Sichtbar wird hier wie auf der Wöhrde-Wiese, städtischen Flächen, entlang der Bahnhofstraße oder um das Wagner'sche Haus, welchem Hobby der Naturschützer frönt: der Holzschnitzerei. Gäste im Hause Wagner werden an der Tür von der „Tänzerin“ begrüßt, im Garten spielt ein hölzernes Orchester neben Schneewittchen und den sieben Zwergen.
Feier im Familienkreis
Seinen Geburtstag begeht Berthold Wagner im Kreis seiner Familie. Sohn Matthias (50), stellvertretender Leiter einer deutschen Schule in Santiago/Chile, trifft in Kürze mit seinem zwölfjährigen Sohn Lucas ein, Tochter Birgit (46), promovierte Kunsthistorikerin, lebt mit Sohn Frederik (9) im elterlichen Haus.