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Obersinn
Ortsstraße "Eller" wird heuer nicht ausgebaut
Schwere Schäden weist die Ortsstraße 'Eller' aus, die nun in diesem Jahr nicht angegangen wird. Bürgermeisterin Lioba Zieres sorgt sich um die Garantie des Winterdienstes.
Foto: Jürgen Gabel | Schwere Schäden weist die Ortsstraße "Eller" aus, die nun in diesem Jahr nicht angegangen wird. Bürgermeisterin Lioba Zieres sorgt sich um die Garantie des Winterdienstes.
Jürgen Gabel
 |  aktualisiert: 14.08.2020 02:10 Uhr

Erstmals in der Historie des Obersinner Marktgemeinderates traf dieser nach einer Ausschreibung keine Vergabeentscheidung, sondern hob diese wegen deutlicher Überschreitung der Kostenschätzungen auf. Interessant wurde die Entscheidung über den jetzt nicht gebilligten Ausbau der Ortsstraße "Eller" erst durch das Patt bei der Abstimmung, die 4:4 ausging. Nach Artikel 51 der Bayerischen Gemeindeordnung gelten Beschlüsse bei Stimmengleichheit als abgelehnt.

Nach Jahren der Planung sollten in diesem Jahr für den Ausbau der "Eller" mit Bau eines Oberflächenwasserkanals und Erneuerung der Wasserleitung die Baumaschinen rollen. Vorsorglich hatte Bürgermeisterin Lioba Zieres dafür 500 000 Euro in den Haushaltsplan eingestellt.

In der jüngsten Sitzung stellte der für den Straßenbau beauftragte Dipl. Ingenieur Erich Hutzelmann (Hammelburg) vom gleichnamigen Ingenieurbüro die Ergebnisse der Submission vor. So hatten vier Firmen je ein Angebot für die ausgeschriebenen Leistungen eingereicht. Mit einer Summe in Höhe von 873 424 Euro legte das Bauunternehmen Engelhaupt (Mittelsinn) die wirtschaftlichste Offerte vor. Zusätzlich zeigte die Firma mit einem Pauschalangebot über 808 703 Euro das preiswerteste Angebot. Planer Hutzelmann wunderte sich über die große Differenz von 300 000 Euro zwischen dem günstigsten und teuersten Bieter im Preisspiegel. Interessant sei die Erkenntnis, dass die Baukosten des Regenwasserkanals und der Wasserleitung deutlich die des eigentlichen Straßenbaus übersteigen.

"Wahnsinnssumme"

Auch Bürgermeisterin Zieres kommentierte das Ausschreibungsergebnis als "Wahnsinnsumme" und fügte an, dass es keinen Sinn mache, bei einem Straßenausbau die alten über Privatgrund verlaufenden Wasserleitungen zu belassen. "Durch gewisse Änderungen und Einsparungen in der Bauausführung könnten rund 40 000 Euro eingespart werden", versuchte sie die bereits auf Ablehnung tendierende Stimmung im Gremium aufzuhellen.

Klare Worte gebrauchte stellvertretender Bürgermeister Oskar Weber, der gegen eine Vergabe stimmen werde. "Mir ist das Projekt zu teuer, und ich hege die Hoffnung, dass sich 2021 die Baupreise beruhigt haben und somit die Maßnahme preiswerter wird." Derzeit seien die Preise im Baugewerbe "ganz oben" angesiedelt. "Unter 750 000 Euro werden wir wohl nicht kommen", kommentierte Weber den zarten Rettungsversuch der Bürgermeisterin. Die Differenz im Haushalt könnte durch einen Kredit geschlossen werden. Er sah vielmehr die weiteren vor der Tür stehenden Großprojekte wie Hartbergausbau und Tieferlegung der Brückenunterführung am Friedhof, die nicht aufschiebbar sind. Weber befürchtet, dass dem Markt irgendwann die Luft ausgehen wird: "Ich entscheide mich klar dafür, heute die Ausschreibung aufzuheben."

Plötzlich 500 000 Euro

Matthias Mack rief noch einmal die ehemals genannten Baukosten von 350 000 Euro in Erinnerung. "Dann waren es plötzlich 500 000 Euro, und jetzt liegen wir bei über 800 000 Euro." Hutzelmann bestätigte den Preis von 350 000 Euro, welche die Kosten des Straßenbaus betreffen und im Groben passen. Für die Planung und Projektierung von Kanal und Wasserleitung sei das Büro Auktor verantwortlich, und dazu könne er nichts sagen.

Lioba Zieres bestätigte Erkundigungen bei Nachbargemeinden, dass die offenbarten Preise derzeit "in Ordnung" seien. Sie möchte durch eine diesjährige Bauausführung die Reduzierung der Mehrwertsteuer von rund 21 000 Euro mitnehmen und "ich glaube nicht an eine Preisreduzierung im kommenden Jahr, und eine Kreditaufnahme könnten wir uns leisten. Ich würde das Projekt jetzt beginnen".

Olaf Würfel sprach sich dafür aus, dass beim Ausbau der "Eller" auf jeden Fall die Verbreiterung im mittleren Teilstück "dabei sein muss". Er könne nicht nachvollziehen, warum nicht die ebenfalls notwendigen Ausbauten wie Hartberg oder Rhönstraße favorisiert werden. "Ich werde auf jeden Fall dagegen stimmen."

Den Marktbeobachten

Einen Rückgang des hohen Preisniveaus im Baugewerbe vermutete Udo Weber erst in drei Jahren, und auch Alexander Schelbert ist von einem maximalen Endpreis von 500 000 Euro ausgegangen. Auch Matthias Mack signalisierte ein klares Nein, da er eine Billigung nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne. Planer Erich Hutzelmann empfahl aufgrund der negativen Tendenz im Marktgemeinderat das Preisgefüge, den Markt zu beobachten, ob eine Trendwende erkennbar ist.

Stellvertretender Bürgermeister Oskar Weber mutmaßte, dass beim Haushaltsansatz von 500 000 Euro für den Ellerausbau der Kostenanteil des Büros Auktor für Kanal und Wasserleitung nicht vorlagen und so keine Aufnahme fanden. "Sonst wären gleich 750 000 Euro drin gewesen". Die finale Abstimmung der Auftragsvergabe für den Ausbau der Ortsstraße Eller ergab ein Ergebnis von 4:4 Stimmen, welches als abgelehnt gilt. Die Ausschreibung ist wegen Überschreitung der Kostenkalkulation aufzuheben.

 
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