Neben dem vor wenigen Tagen vorgestellten neuen "Jahrbuch" 2018 des Geschichts- und Museumsvereins sind zwei wichtige Werke zur Geschichte der 1939 nach Lohr eingemeindeten Gemeinde Sendelbach erschienen.: Die "Chronik von Sendelbach", nach sicherlich jahrelangen Forschungen erstellt von Pfarrer Franz Conrad, die bisher nur als handgeschriebenes Exemplar im Sendelbacher Pfarrarchiv einsehbar war, und "Alt-Sendelbach - Die ältesten hundert Häuser und ihre Eigentümer im Zeitenwandel". Die Herausgabe beider Bücher ist Hans-Joachim Wirthmann zu danken, einer der fleißigsten unter den Lohrer Chronisten.
Franz Conrad, der Verfasser der Sendelbacher Chronik war am 26. Oktober 1842 in Sendelbach geboren und wurde 1865 zum Priester geweiht. Ab Oktober 1877 bis April 1915 war er Pfarrer und Dechant in Hüttenheim im Erzbistum Bamberg und Erzbischöflicher Geistlicher Rat. Seine Heimatgemeinde Sendelbach, wo er seinen Ruhestand verbrachte, ernannte ihn 1909 zum Ehrenbürger. Er starb dort am 15. Main 1925. Bis kurz vor seinem Tode hatte er an seiner Chronik gearbeitet, die sein wertvollstes Vermächtnis an seine Mitbürger war. Er hatte 1923 in einem Vorwort geraten, die Handschrift nicht auszuleihen, "da erfahrungsgemäß solche Bücher von Hand zu Hand gehen und gewöhnlich beschädigt zurückkommen. Wer es benützen will, möge es im Pfarrhaus einsehen".
Generationen von Heimatforschern, unter anderem Alfons Ruf und Fred G. Rausch, konnten sie als wertvolle Quelle für ihre Veröffentlichungen nutzen. Der Sendelbacher Otto Imhof (1929 - 2010) hatte bereits einen ersten Schritt unternommen, diese Hand geschriebenen Aufzeichnungen einem größeren Interessentenkreis zugänglich zu machen und zugleich für kommende Generationen zu sichern. Der Kreis derer, die die alte deutsche Schreibschrift noch lesen können, wird ja immer kleiner. Imhof hatte den Text in eine Computerdatei transkribiert und diese Hans Joachim Wirthmann zur Verfügung gestellt. Der hat sie redigiert und mit erläuternden Anmerkungen versehen. Vieles von dem, was Pfarrer Conrad bei seiner Niederschrift noch als allgemein bekannt voraussetzen konnte, ist ja inzwischen in Vergessenheit geraten und bedarf der Erläuterung. Wichtig sind die Aufzeichnungen nicht nur für Sendelbach selbst, sondern auch für Pflochsbach, zu dem es jahrhundertelang kirchlich als Filialgemeinde gehörte, und für den Wallfahrtsort Mariabuchen.
Kaum weniger wichtig für die Sendelbacher Ortsgeschichte ist der Band "Alt-Sendelbach - Die ältesten hundert Häuser und ihre Eigentümer im Zeitenwandel".
Wie man das von Hans-Joachim Wirthmann gewohnt ist, hat er dort akribisch gesammelt und erläutert, was er zur Bau- Verkehrs-und Wirtschaftsgeschichte des Ortes erfahren konnte. Wer allerdings fürchtet, eine trockene Aufzählung von Zahlen und Fakten zu finden, der wird positiv überrascht werden, denn wie es der Titel schon andeutet, befasst sich das Buch nicht nur mit den Häusern sondern auch mit ihren Bewohnern. Natürlich ist eine solche Quellensammlung nichts, was man auf die Schnelle liest, aber wer sich für das Alltagsleben der Menschen in früheren Jahrhunderten und Jahrzehnten interessiert, für den entsteht ein lebendiges Bild von Alt-Sendelbach und seinen Bewohnern, von ihrer Arbeit, vom dörflichen Leben und auch von den kleinen und größeren Streitigkeiten, die überall entstehen können, wo Menschen zusammenleben. Auch für die Familienforschung ist dieses Buch eine ergiebige Fundgrube.
Eine wertvolle Ergänzung sowohl zu den Aufzeichnungen von Franz Conrad wie für die Häusergeschichte stellen auch die zahlreichen Illustrationen dar, die teils auf alten Aufnahmen beruhen, teils den heutigen Zustand wiedergeben.
Die beiden Bücher sind als Folge 62 (300 Seiten) und 63 (400 Seiten) in der Schriftenreihe des Geschichts- und Museumsvereins erschienen. Die Chronik von Franz Conrad ist zum Preis von 22,90 Euro, "Alt-Sendelbach" für 26,90 Euro erhältlich in Lohr bei der Bücher-Ecke in der Hauptstraße, bei der Buchhandlung Grote in der Gärtnerstraße und in Sendelbach bei Schreibwaren Heinz.