
"Da standen die Bayern und da standen die Preußen… nur einen Steinwurf entfernt." Darum und um noch viel mehr zur Geschichte des Marktes Helmstadt ging es beim Unterrichtsgang der Klasse 4b mit vier Feldgeschworenen. Nicht nur zur Vorbereitung auf Helmstadts 1250-Jahrfeier, sondern auch, weil die Geschichte der Heimatgemeinde Lehrplaninhalt ist, wurden den Kindern Informationen nahegebracht, die man so nicht aus Büchern nachlesen kann.
Da standen vier Männer mit leuchtenden Augen, mit Lachfältchen im Gesicht und hatten selbst mindestens genauso viel Freude daran zu erzählen, wie die Schüler und Schülerinnen beim Zuhören.
Vinzenz Bauer, Edgar Martin, Bernd Schätzlein und Edgar Turmann waren perfekt vorbereitet und jeder von ihnen hatte sein Spezialgebiet. Dennoch wusste einer wieder mehr als der andere und sie warfen sich die Anekdoten wie Bälle zu.
Dabei waren sie stets darauf bedacht, die Fragen der Kinder mit in ihren Vortrag zu integrieren.
Der "Marsch" begann beim Kalkbrennofen Richtung Neubrunn und ging weiter zum Schlachtfeld des deutsch-österreichischen Krieges am Aussichtspunkt Krammberg. Dass es hier sogar noch Munitionsfunde im Acker geben sollte, verlockte die Kinder sofort zum Suchen.
Danach ging es weiter zum Brunnen in der Schräggasse, dessen Bedeutung für die Wasserversorgung in Helmstadt deutlich wurde. Ganz in der Nähe kamen wir zum Denkmal des Pfeiferhannes von Niklashausen, der vielleicht als "VIP" von Helmstadt gelten könnte. Hans Böhm, der um 1458 in Helmstadt geboren und als Pfeiferhannes von Niklashausen bekannt wurde, wurde 1476 am Schottenanger in Würzburg hingerichtet. Dass er dafür verbrannt wurde, weil er sich über das ungerechte Verhalten der damals Mächtigen beschwert und es gewagt hatte, andere von seiner Meinung überzeugen zu wollen, das wäre den Schülern und Schülerinnen gar nicht eingefallen.
Seine Meinung sagen zu dürfen, das ist tatsächlich auch Kindern heute selbstverständlich, wie schön. Die "Faszination" des deutsch-deutschen Krieges wurde in den immer wieder um dieses Thema kreisenden Fragen der SchülerInnen deutlich. Dabei waren es gerade die Anekdoten, die die Feldgeschworenen kannten, die die Darstellung des Krieges so drastisch vor Augen führten. Dass der spätere König Ludwig lll. ausgerechnet bei Helmstadt knapp unterhalb des Reitbesatzes seiner Hose verwundet wurde, sodass er zeitlebens einen Stock als Gehhilfe benutzen musste, das merkt sich natürlich jetzt jeder und jede, die bei diesem Gang durch die Geschichte dabei war. Aber auch, dass die Bürger und Bürgerinnen die Verwundeten in ihren Häusern pflegten und dabei keinen Unterschied machten, ob es sich um preußische oder bayerische Soldaten handelte. Ein für uns sehr beeindruckender Gedanke, der für seine Aktualität nichts kann.
Von: Manuela Reif-Schnaidt für die Astrid-Lindgren-Grundschule Helmstadt



