Wer überprüfen will, ob sein GPS-Empfänger auch tatsächlich genau arbeitet, kann das ab sofort am Lohrer Schlossplatz vor dem Spessartmuseum kostenlos erledigen. Dort liegt auf einem Sandsteinpfeiler der erste geodätische Referenzpunkt im Landkreis Main-Spessart – der 19. in ganz Bayern. Staatssekretär Albert Füracker stellte die neue Attraktion am Freitagnachmittag vor.
Hinter dem Begriff „Geodätischer Referenzpunkt“ steckt ein Punkt auf dem Boden, der so extrem genau vermessen wurde, dass an ihm die Exaktheit der Angaben auf GPS-Geräten überprüft werden kann. Man legt das Gerät auf die Metallplatte und vergleicht die angeschriebenen Koordinaten mit denen, die das Handy oder GPS-Gerät auf dem Display anzeigt. Die Koordinaten des Lohrer Referenzpunktes: 49° 59,7497' nördliche Breite, 9° 34,4099' östliche Länge, 163,1 Meter über Normalnull.
GPS-Geräte, Smartphones, Navigationsgeräte, so sagte Staatssekretär Albert Füracker, funktionieren heutzutage fast wie von selbst. Zur exakten Positionsbestimmung werden allerdings Koordinaten benötigt. Die Welt ist von einem unsichtbaren Koordinatensystem überzogen, ohne welches das Leben in der modernen High-Tech-Gesellschaft nicht möglich wäre. Dieses, so Füracker, sei eine unersetzbare Grundlage für unsere Navigations- und GPS-Empfänger. Mehr als 50 Navigationssatelliten umkreisen ständig die Erde und liefern uns unsere aktuelle Position direkt auf die Geräte. „Dank des Geodätischen Referenzpunktes der Vermessungsverwaltung kann nun Jedermann die Zuverlässigkeit seines Gerätes mit nur einem Klick überprüfen.“
Überall auf der Welt, so informierte der Staatssekretär, gebe es Referenzpunkte, die allerdings bislang nur von Fachanwendern nutzbar waren. Nun würden derartige Referenzpunkte auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. „Geocacher, Radfahrer, Wanderer wollen die Natur genießen aber auch auf dem richtigen Weg bleiben.“ Ob ihr GPS-Empfänger genau arbeitet, das könnten sie nun in Lohr ermitteln. Der ausgewählte Platz in unmittelbarer Nähe zum Rathaus, am Schneewittchenmuseum, sei ideal.
Er diene als Ausgangspunkt für die Erkundung der Stadt, zudem beginne am Schlossplatz der 33 Kilometer lange Schneewittchenwanderweg bis ins hessische Bieber.
Erhard Glaab, Leiter des Vermessungsamtes Lohr, sagte, es sei das Ziel, dass solche Geodätischen Referenzpunkte an touristisch bedeutenden Orten installiert werden, die auch von vielen Menschen frequentiert werden. Der Platz für den von ihm „Schneewittchenstein“ getauften Referenzpunkt vor dem Schloss in Lohr erfülle eben diese Kriterien hervorragend. Dies bekräftige auch Landrat Thomas Schiebel. Der Punkt, der an der Schnittstelle von Stadt- (Schlossplatz) und Landkreisliegenschaften (Schloss) liegt, sei nicht nur für Behörden, sondern auch für viele Freizeitaktivitäten wichtig. Der Punkt sei gut gewählt.
Die Optik des Referenzpunktes passe gut in das historische Ambiente. „Ich könnte mir nicht vorstellen, dass er drei Meter hoch und abstrakt gestaltet wäre“, konnte sich der Landrat im Hinblick auf die Schneewittchenskulptur eine kleine Frotzelei allerdings nicht verkneifen.
Lohrs Bürgermeister Mario Paul sprach ebenfalls von einem „perfekten, belebten Ort vor märchenhafter Kulisse“. Schon kurz nach der Installation, die er von seinem Bürofenster aus beobachtet hatte, seien neugierige Passanten auf den Referenzpunkt aufmerksam geworden. Mit Hilfe des Punktes finde man „Orientierung der besonderen Art“, um von Lohr aus in die Welt aufzubrechen und auch, um wieder zurückzufinden, meinte Paul.