Die Orgel ist mit ihren vielen Pfeifen ein sehr gewaltiges und für einen Laien auch ein sehr kompliziertes Instrument. So schrieb zum Beispiel schon im Oktober 1777 Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater: "Die orgel ist doch in meinen augen und ohren der könig aller instumente"
Damit wird allein schon deutlich, dass es nicht ausreicht, wenn man nur Noten lesen und Klavier spielen kann. Als nach einer längeren Pause feststand, dass Frau Gertrud Engelsmann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Organistin zur Verfügung steht, nahmen dies Pf. Dr. E. Zarosa und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Wolfgang Muthig zum Anlass, sie würdig in den Ruhestand zu verabschieden. Mit Blumenstrauß und Präsentkorb warteten sie bei der Seniorin auf. Herr Muthig erfuhr bereits im Vorfeld, dass Gertrud in der Orgelschule Schneider die älteste Schülerin war und dankte ihr für mehr als 30 Jahre Dienst an der Orgel, ihre Mitgliedschaft im Pfarrgemeinderat und im Kirchenchor Cäcilia.
Auch Pfarrer Dr. Zarosa, der Gertrud immer wieder ermutigte, nicht aufzuhören, fand viele Worte des Lobes. Er sagte, dass sie trotz Berufstätigkeit und Familie kaum einen Gottesdienst versäumte und sie zuverlässig und immer zur Stelle war, egal aus welchem Anlass. Er sprach sein Vergelt's Gott aus für ihre unkomplizierte, flexible und erfahrene Zusammenarbeit und betonte, dass er viel von ihr gelernt habe, was die Tradition in Burgsinn betrifft. Des Weiteren meinte er, was wir jahrzehntelang als selbstverständlich wahrgenommen haben, war in Wirklichkeit eine ganz außergewöhnliche Leistung, die sie für die Gemeinde und zur Ehre Gottes ausführte und wünschte alles Gute für die Zukunft.
Bei der anschließenden Bewirtung wurde von Gertrud so einiges über ihre Anfänge berichtet. Das musikalische Talent erbte sie vom Vater und bereits in jungen Jahren spielte sie Flöte, war am Orgelspiel sehr interessiert und schaute beim Spielen zu. Das Geld für den Unterricht reichte aber nie aus. Als Pfarrer Stürmer auf sie zukam, ließ sie sich überreden, obwohl sie damals schon 50 Jahre alt war. Ihr erster Auftritt fand nach circa einem Jahr Unterricht in der "ewigen Anbetung" statt. Ihre Gedanken dabei waren: "Hoffentlich kommt niemand zur Kirche".
Ihr Bruder ermunterte sie und ihre Helfer gaben ihr den Einsatz. Vor lauter Aufregung musste sie von Fr. Rita abgelöst werden. Diese sagte auch mal zu ihr: "ach, wenn Du nur 10 Jahre jünger wärst" oder "aha, Du bist ja durchs ganze Gesangbuch gejagt worden".
Da gerade bei uns in Burgsinn Organisten rar sind, fällt dieser endgültige Abschied besonders schwer und so sagen wir auch im Namen der ganzen Pfarrgemeinde und allen Kirchenbesuchern, die an ihr Spiel gewöhnt waren und es geschätzt haben DANKE.
Von: Kornelia Schelbert, Kath. Kirche St. Michael Burgsinn