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Retzbach
Orgelbauer Norbert Krieger aus Retzbach feiert 90. Geburtstag
Der 90-jährige Jubilar Norbert Krieger an einer selbst gebauten Orgel in seiner Werkstatt. Daneben sein Neffe und Nachfolger Wolfram Kuhn.
Foto: Günter Roth | Der 90-jährige Jubilar Norbert Krieger an einer selbst gebauten Orgel in seiner Werkstatt. Daneben sein Neffe und Nachfolger Wolfram Kuhn.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 20.03.2021 02:16 Uhr

"Mein Leben verlief zum größten Teil mit, von und für die Orgel", sagt Norbert Krieger aus Retzbach und diese lebenslange Leidenschaft zeigte er als Organist und Orgelbauer. Jetzt zu seinem 90. Geburtstag blickt er auf 80 Jahre als Orgelspieler und 60 Jahre als Orgelbauer zurück.

Zur "Königin der Instrumente" kam er als Neunjähriger aus politischen Gründen. Die damals herrschenden Nationalsozialisten waren bestrebt die klassischen Organisten, die Volksschullehrer, von der Orgel und damit von der Kirche fernzuhalten. Außerdem waren nicht wenige im Kriegsdienst. So bildete der damalige Ortspfarrer Hermann Klug junge Leute aus, einer davon war Norbert Krieger, der zusätzlich beim Pfarrer das Klavierspielen erlernte.

Die Musik und sein Instrument ließen ihn nie mehr los. Mit einer Ausnahmegenehmigung durfte er am Staatskonservatorium in Würzburg studieren, bis dieses beim Bombenangriff im März 1945 zerstört wurde. Danach begann Norbert Krieger eine Berufsausbildung als Schreiner, anschließend eine Lehre als Orgelbauer beim benachbarten Betrieb Weiß in Zellingen.

Die Gesellenzeit führte ihn dann nach Ludwigsburg, wo er auch die bekannte Orgelbaufachschule besuchte. Mit 29 Jahren wurde ihm dort der Meisterbrief ausgestellt. Ein Jahr später eröffnete Krieger in seinem Heimatort Retzbach einen eigenen Orgelbaubetrieb. Seine Arbeiten stehen noch heute in den Kirchen der Diözese Würzburg, aber auch in anderen deutschen Gegenden. 77 Orgeln hat er neu gebaut, dazu kommen 25 größere Umbauten und neun historische Orgeln, die er umfassend restauriert hat. Besonders stolz ist Norbert Krieger auf sein Werk in St. Michael im Kloster Oberzell, wo 39 Register und rund 30 000 Pfeifen zusammenzustellen und einzurichten waren.

1988 stellte der überzeugte Junggeselle seinen Neffen Wolfram Kuhn als Gesellen ein und übergab ihm zum Jahreswechsel 1992 den Betrieb. Er steht aber noch heute seinem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite. Während in den Anfangszeiten viele Aufträge abgelehnt werden mussten, ging die Nachfrage in den 1990er Jahren für Neubauten stark zurück. Heute stehen Sanierungen, Restaurierungen und Ausreinigungsarbeiten, aber auch Schimmelbekämpfungen bei vorhandenen Instrumenten im Mittelpunkt.

Neben dem Orgelbau hat sich Norbert Krieger auch als Musiker einen Namen gemacht. In gut 40 Kirchen der Umgebung spielte er und half aus, wenn ein Organist gebraucht wurde. So kam er auf 80 Jahre an den Manualen. Dafür wurde er vom Bischof mit der Bruno-Medaille ausgezeichnet und vom Land Bayern erhielt er eine Auszeichnung für die Tätigkeit im Ehrenamt "Reife Leistung".

 
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