
„Das geht vorbei, es gibt Schlimmeres“, redet Heinrich Roßmann die Folgen einer Handoperation herunter. Als kleines „Geschenk“ zu seinem 85. Geburtstag durfte er sogar das Krankenhaus am Tag seines Wiegenfestes verlassen.
Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Dankbarkeit nennt Roßmann unter anderem als Eigenschaften, die ihn durch sein Leben begleitet haben.
Der Jubilar, der im vergangenen Jahr mit seiner Frau Lydia, geb. Weinberner, das seltene Jubiläum der Diamantenen Hochzeit feiern konnte, verbringt im gemütlichen Heim in der Homburger Maintalstraße einen ruhigen Lebensabend. Seine geistige Frische ist bemerkenswert. Er kann spannende Ereignisse aus seinem Leben berichten, als hätten sie sich erst gestern zugetragen. Interessierte Zuhörer waren in der Geburtstagsrunde Bürgermeister Norbert Endres und Pater Sylvester, die den Jubilar mit kleinen Geschenken beehrt hatten.
Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Roßmann bei seinem Vater zunächst das Schuhmacherhandwerk – einen Beruf, mit dem man in der Zeit seiner Lehrjahre keine Reichtümer erzielen konnte. Aus der unseligen Gefangenschaft zurückgekehrt, führte er einige Jahre später seine Frau Lydia zum Traualtar. Dem Ehepaar wurden drei Kinder geschenkt.
Mit der kleinen Landwirtschaft und der Schuhmacherei konnten die Roßmanns in der Nachkriegszeit keine allzu großen finanziellen Sprünge machen. Es war nämlich damals nicht immer üblich, dass reparierte Schuhe gleich bar bezahlt wurden. Häufig kam das wenige Geld erst zum Jahresende in die Familienkasse.
Dies war mit ein Grund, warum sich Heinrich Roßmann nach einem sicheren Arbeitsplatz umschaute und diesen zunächst bei der Firma Braun in Marktheidenfeld fand. Als sich Mitte der 1960er Jahre in Trennfeld der Würzburger Druckmaschinen-Hersteller Koenig & Bauer ansiedelte, erhielt Roßmann eine wohnortnahe Arbeitsstelle, die er bis zum Eintritt ins Rentenalter beibehielt.
Nahezu drei Jahrzehnte lang bewirtschafteten die Roßmanns als Genossenschaftswinzer bis zur Verpachtung eigene Weinberge.
Zu Heinrich Roßmanns großer Leidenschaft gehörten das Fotografieren und das Filmen mit der Super-8-Kamera. In seinem Privatarchiv lagern Aberhunderte Farbdias von allen möglichen Anlässen, die er manchmal zu einer Tonbildschau verarbeitete. Mit der Filmkamera hat er viele örtliche Veranstaltungen und Vereinsausflüge festgehalten.
Persönliche Entspannung kann der Jubilar bei der Musik finden. Die von ihm gegründete Schönstatt-Gruppe, die sich unter anderem der Marienverehrung verschrieben hat, traf sich in der Vergangenheit häufig zu Gebetsstunden. Nach seinem Lebensmotto gefragt, nennt der Jubilar folgende Charakterzüge: „Gottvertrauen – normal leben – Ordnung halten und fröhlich sein“.