Zwei „Weibsbilder“ auf der Bühne, mindestens 150 Weibsbilder im Zuschauerraum, das ließ für die wenigen Mannsbilder das Schlimmste befürchten. Doch diese Sorge war weitgehend unbegründet, denn Anke Brausch und Claudia Thiel hatten fast ausschließlich die Damenwelt und ihren Schönheitswahn im Visier. Mit einer unglaublich frechen und gnadenlosen Vorstellung machten sie sich in ihrem Programm „Botox to go – bei uns kriegen Sie Ihr Fett weg!“ im Theater in der Gerbergasse über ihre Geschlechtsgenossinnen lustig.
Auf der Schönheitsfarm der „Weibsbilder-Wellness-Oase“ waren alle Pflegestufen vertreten: von der siebenjährigen Göre, die vom Laufsteg und der anschließenden Hochzeit mit einem „alten, reichen Sack“ träumt, über die Best-Agers bis hin zu den „Rollator-Joggern“ aus dem Altersheim. Im Duett fetzten sich die beiden Wellness-Weiber beim Warming up zum großen Vergnügen der Gäste. Begriffe wie kosmetischer Pflegefall, Buffet-Fräse oder Pralinenfriedhof oder die Diagnose „Orangenhaut mit ganzen Früchten“ und geistige Hohlraumversiegelung sorgten für schadenfrohe Erheiterung. Wenn sich aber das Duo auf der Bühne schon gegenseitig nichts schenkte, kam es dann für die Damen im Publikum noch heftiger. Da wurden in den Zuschauerreihen Mitglieder der Faltenfraktion oder der Speckpolster-Gruppen festgestellt, kleine – also „vertikal benachteiligte“ – Frauen entdeckt und auch solche, bei denen der Lebensmittelpunkt inzwischen woanders zu finden sei.
Neben Sketchen im Zwiegespräch boten die beiden Gören aus der Eifel auch deftig-derbe Solokost. „Mensch, wer ist denn heute noch echt“, klagte Anke zum Beispiel und verwies auf Botox-Lippen, Silikonpolster, die „herabhängende Naturgewalten“ zügeln sollen, und gab Tipps für die Suche nach dem richtigen Schönheitsdoc zum Umgestalten der Karosserie.
Ihre Partnerin Claudia kokettierte mit ihrer fülligen Figur. Falten werde man an ihr nicht finden, denn die bügelt sie grundsätzlich von innen aus. Dazu muss man aber genau auf seinen Körper hören – besonders auf das Magenknurren. Selbstbewusst schwor sie, jeder Quadratzentimeter an ihr sei erotische Nutzfläche.
In ihren Szenen zeigten sich Brausch und Thiel äußerst wandlungsfähig mit viel Wortwitz und großartiger Situationskomik, aber immer bitterböse und manchmal auch sehr, sehr direkt. Bei den Damen im Publikum kamen aber gerade die derben Gags und die Klischees der Beauty-Branche mit Fettabsaugen, Brazialian Waxing sowie die Vergleiche von Q10 und Kuhdung ausgezeichnet an.
Als Claudia zum Schluss in die Rolle einer 86-jährigen wollüstigen Seniorin schlüpfte und mit ihrer Partnerin beim Rentner-Zumba noch mal so richtig aufdrehte, tobten auch die Gäste vor Begeisterung. „Lass den Zivi in mein Bett“ forderten sie, dazu einen Hochzeitsgeschenke-Tisch für Alte in der Apotheke.
Dabei kam von den beiden durchaus mehr als reiner Klamauk wie der Spruch „Mit 86 Jahren weißt du nicht mehr: Hast du es gesagt, hast du es gedacht oder hast du es nur geträumt?“. Und mit ihrem Fazit, den Worten von Johannes Heesters „Irgendwann muss jeder gehen“, blieb manchem das Lachen schon ein bisschen im Halse stecken.