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FRAMMERSBACH
Oma weckte Talent: Zaubern mit der Nähnadel
Anika Weimert aus Frammersbach ist „Deutschlands beste Hobbyschneiderin“. Den Titel erhielt sie in der Vox-Sendereihe „Geschickt eingefädelt“ mit Stardesigner Guido Maria Kretschmer.
Oma weckte Talent: Zaubern mit der Nähnadel       -  Deutschlands beste Hobbyschneiderin 2016: Anika Weimert aus Frammersbach gewann den Titel aus der Vox-Sendereihe „Geschickt eingefädelt“.
Foto: Martina Imhof | Deutschlands beste Hobbyschneiderin 2016: Anika Weimert aus Frammersbach gewann den Titel aus der Vox-Sendereihe „Geschickt eingefädelt“.
Martina Imhof
 |  aktualisiert: 27.04.2023 02:56 Uhr

Aus einer spontanen Anmeldung wurde ein richtig großer Erfolg: Anika Weimert aus Frammersbach ist „Deutschlands beste Hobbyschneiderin 2016“. Erarbeitet hat sie sich den Titel in der Vox-Sendereihe „Geschickt eingefädelt“. In der Sendung mit Modedesigner Guido Maria Kretschmer wurde sie dann auch zu Deutschland Nummer 1 bei den Hobbyschneiderinnen gekürt.

„Auf der Homepage gab es diesen Button zur Anmeldung, den hab ich einfach so gedrückt – ohne lange zu überlegen“, erinnert sich die 21-Jährige an den Anfang ihrer Geschichte im Januar. Bei ihrem Nebenjob als Kellnerin hatte sie sich in einer Pause intuitiv angemeldet.

Mitte April meldete sich daraufhin die Produktionsfirma und lud Anika Weimert kurzfristig zum Casting nach Berlin ein. Um ihr Können unter Beweis zu stellen, musste die Studentin vor Ort einen Nähauftrag anfertigen. Zudem sollten die Bewerber ein selbstgefertigtes „Meisterstück“ von zu Hause mitbringen: Anika wählte ihren gelben Mantel. Im Vergleich zu den Vorlagen der anderen möglichen Kandidaten ein eher einfaches, schlichtes Modell. „Ich habe mir überlegt, etwas mitzubringen, woran ich selber täglich Freude habe“ – und damit überzeugte sie.

Acht Teilnehmer im Alter von 18 bis 67 Jahren aus ganz Deutschland durften im Mai 2016 über drei Wochen lang in Berlin gemeinsam mit Stardesigner Guido Maria Kretschmer und Inge Szoltysik-Sparrer, Bundesvorsitzende des Maßschneiderhandwerks, um den Titel des talentiertesten Hobbynähers Deutschlands kämpfen. Wobei es laut Anika Weimert nie Konkurrenzdenken gab. „Die ganze Mannschaft ging sehr freundschaftlich miteinander um und unterstützte sich gegenseitig. Jeder half gerne mit Tipps und Tricks den anderen aus“, sagt Weimert.

Die Frammersbacherin steht mit allen Teilnehmer heute noch in regem Kontakt, eine eigene Whatsapp-Gruppe unterstützt dabei. Am Montag besuchte sie erneut Berlin für ein gegenseitiges Treffen und für Januar ist bereits ein weiteres großes Wiedersehen geplant. Als „Nähworkshopfamilie“ bezeichnet Anika ihre durch die Show kennengelernten Mitstreiter und Freunde.

Ihr großes Nähtalent entwickelte sich mit 13 Jahren durch das Geschenk ihrer Oma: Ihre eigene Nähmaschine wechselte in Anikas Besitz. Der erste Versuch, ein Sesselbezug, überzeugte und das Nähen wurde zum Hobby – und zur Leidenschaft.

Mit selbst genähter Kinderkleidung für ihr Patenkind bewarb sich Anika an der Fachakademie für Kommunikation und Design in Frankfurt am Main und studiert dort mittlerweile im dritten Semester. Ihr großes Ziel, nach dem abgeschlossenem Studium in Berlin eine Designerausbildung und sich danach vielleicht sogar selbstständig zu machen, rückte mit der Teilnahme an „Geschickt eingefädelt“ ein Stück näher.

„Mein Nähstil wurde professioneller, ich habe sehr viel dazu gelernt, bin selbstbewusster und auch ein bisschen erwachsener geworden“, sagt Anika Weimert über die Erfahrungen, die sie aus der Sendung für ihren beruflichen Weg mitnimmt. Für die Semesterferien 2017 sind zusätzlich mehrwöchige Praktika bei Guido Maria Kretschmer und Inge Szoltysik-Sparrer bereits fest vereinbart; die beiden darf Anika auch weiterhin kontaktieren.

Was in fast vier Wochen an Dreharbeiten in Berlin sowie bei den Teilnehmern zu Hause geleistet wurde, konnte ab Anfang November sechs Wochen lang dienstags im Fernsehen verfolgt werden. Bei Familie Weimert war dies ein wöchentliches Event: Die Sendungen wurden natürlich gemeinsam verfolgt. Wer Sieger wurde, durfte und wollte Anika jedoch nicht verraten. Bis zum Finale am Dienstagabend, an dem sich bei Weimerts weiterhin eine große Anzahl der Verwandtschaft, die zum Teil extra aus Nürnberg anreiste, traf, war die Spannung groß. „Es war richtig voll auf dem Sofa und alle fieberten mit“, so Anika schmunzelnd. Endlich konnte sie ihren Pokal zeigen, den sie monatelang im Schrank versteckt hielt.

Weiterhin „aus dem Nähkästchen“ erzählt die Frammersbacherin, dass die Dreharbeiten zum Finale bis 3.30 Uhr in der Nacht dauerten. Die Aufgaben zu den einzelnen Sendungen waren zeitlich vorgegeben, aber üblicherweise in einem normalen Arbeitstag zu bewältigen. Die Abschlussaufgaben benötigten jedoch ein größeres Zeitlimit. Die Kreativaufgabe „Aus hässlich mach unvergesslich“ in Form der Umgestaltung eines Brautkleides sowie die Technikaufgabe, das Anfertigen eines Abendkleides nach eigenem Schnittmuster, dauerte viele Stunden.

Nach der Siegerehrung begannen die Feierlichkeiten und direkt im Anschluss folgte die Heimreise in den frühen Morgenstunden. Und am Abend war Anika schon wieder in Lohr beim Kellnern – übermüdet, aber glücklich.

„Nähen ist für mich wie Zaubern“, so Weimert. Die Ideen im Kopf mit den eigenen Händen Wirklichkeit werden lassen, sei ein tolles Gefühl. Mit jedem Teil, das ihr Haus verlasse, gehe ein Teil von ihr in die Welt hinaus und bereite Freude, schwärmt sie weiter von ihrem Hobby. Durch den Auftritt bei Vox wurde ihr Name, sowie der Name ihres eigenen Labels „Rose“, benannt nach Weimerts Uroma Rose, bekannt. Und brachten ihr Aufträge, aktuell vor allem zahlreiche Bestellungen für Weihnachten.

Anika Weimert macht es viel Freude, ihre Leidenschaft in die Tat umzusetzen. Besondere Freude macht es ihr, ihrer stolzen Oma, der sie diese Leidenschaft zu verdanken hat, heute zu ihrem 70. Geburtstag mit dem erreichten Titel der „Besten Hobbyschneiderin Deutschlands“ ein großes Geschenk zu machen.

Für Anika gingen damit gleich zwei große Träume in Erfüllung: zum einen das persönliche Kennenlernen von Guido Maria Kretschmer, der für sie schon immer als großes Vorbild galt. Er habe sich das Schneidern und Designen selbstständig erarbeitet, sein Erfolg mache ihn berühmt und dennoch sei er bodenständig, bewundert sie Kretschmer.

Der zweite Herzenswunsch ist der Besuch eines Elefantencamps in Afrika. Als großer Fan der Dickhäuter möchte sie dort bei der Pflege von verletzten oder verwaisten Elefanten helfen. Mit der gewonnen Prämie wird dieser Traum Wirklichkeit: Die Reise ist für Sommer 2017 fest eingeplant. Zudem kaufte sie sich die Nähmaschine, mit der sie während der Dreharbeiten nähen durfte. Den Rest wird sie in ihr Studium und in viele Stoffe investieren. Als Kellnerin ist sie allerdings weiterhin tätig. Nur neue Träume muss sie sich nun überlegen.

 
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