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Lohr
Olaf Schubert ist "sexy forever"
Olaf Schubert mit seinem Programm 'sexy forever' begeistert 720 Zuhörer?in der ausverkauften?Stadthalle. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Olaf Schubert mit seinem Programm "sexy forever" begeistert 720 Zuhörer?in der ausverkauften?Stadthalle. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:34 Uhr

Mit einer mehr oder weniger knallharten Kritik am "faulenden Monopolkapitalismus imperialistischer Prägung" hat der "größte Gedankengigant der Gegenwart", Comedian Olaf Schubert, am Donnerstag 720 Zuhörer in der ausverkauften Stadthalle begeistert. Sein Programm "Sexy forever" bewegt sich zwischen Größenwahn, schrägen politischen Thesen und Lebensweisheiten, denen man besser nicht folgt.

Schubert lobt die Spielstätte: Die Lohrer Stadthalle sei "eine der modernsten, die wir gesehen haben ... in Lohr". Ein typisches Stilmittel für den Liebhaber gelber Pullunder, den Thorsten Merz mit seiner Agentur ktm nach Lohr geholt hat: Der Nachsatz hebt das Gesagte praktisch wieder auf. Jedenfalls werde die Stadthalle "unseren künstlerischen Ansprüchen gerecht".

"Sexy forever" ist das erste Programm des aus Plauen stammenden Künstlers, mit einem englischen Titel, denn er will auf den amerikanischen Markt – oder wenigstens auf den rumänischen, "da ist der Spessart ja schon mal ein guter Anfang".

Thüringen und Nordkorea

Mangelnde Aktualität des aus dem Jahr 2016 stammenden Programms braucht sich Schubert nicht vorwerfen zu lassen, die Landtagswahl in Thüringen ist bereits eingearbeitet. Der neoliberale Turbokapitalismus habe seinen weltweiten Siegeszug abgeschlossen, bis auf zwei Ausnahmen: Nordkorea und Thüringen.

Das eine sei ein kommunistisches Land voller Betonköpfe, das andere eben Nordkorea. Thüringen bestehe zu 80 Prozent aus Wald, "die brauchen keine Regierung, sondern einen Förster." In zehn Jahren werde dort der Borkenkäfer regieren, prophezeite Schubert.

Wer das Sagen habe, könne man bei Streiks sehen: "Wenn Lokführer, Piloten und Prostituierte streiken, bleibt alles stehen. Wenn Beamte streiken, merkt das keiner. Deshalb dürfen die das auch nicht, damit es nicht auffällt." Auch den Streik der Erzieherinnen habe kaum jemand wahrgenommen: "Wer freiwillig Erzieher wird, gibt ja zu verstehen, dass er vom Leben nichts mehr erwartet."

In vielen Regionen der Welt gebe es gar keine Kindergärten, "da gibt es Kinderarbeit" Ein weiteres Stilmittel Schuberts ist es, dass er den linken Revoluzzer spielt, hinter dem dann der Kleinbürger zum Vorschein kommt: "Wenn ein Achtjähriger nicht richtig rechnen kann, dann kann er kein Ingenieur werden, dann muss er an die Nähmaschine." Auch mit seiner Band, dem Bassisten Herr Stephan und dem Gitarristen Jochen M. Barkas, geht er rüde um. Vor allem Barkas hat unter seinen Mobbingattacken zu leiden:"Das ist diese Ost-Mentalität, selbst der Schwächste wird noch durchgeschleppt." Vom Gitarrespielen könne Barkas nicht leben, "er testet Medikamente". Die Songs sind genauso schräg wie das restliche Programm. In "Bewusster Konsum", dem "Lied gegen das System", fordert Schubert den Konsum regionaler Produkte: "Meine Mango kommt nicht aus der Mangolei." In der Zugabe "Zeugt" wirbt er für die Fortpflanzung: "Übst du dich heute in Askese, pflegt dich im Alter ein Chinese."

Auf der politischen Bühne erkennt Schubert die Rückkehr des starken Mannes. Die Diskussion über das Ende der Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel kann er nicht verstehen: "Ich bin mit 25 Jahren Honecker aufgewachsen, warum also nach 13 Jahren ein überhasteter Regierungswechsel?"

Es sei ja nicht einmal klar, wer die Nachfolge antreten solle: "In Sachen Tyrannen und Despoten hat Deutschland den Anschluss an die Weltspitze verpasst. Dabei waren wir da mal führend."

Mangel an Alternativen

Mit dieser Aussage sei eigentlich die Luft raus, aber den Auftritt abbrechen will er auch nicht: "Was willst du am Donnerstag um 21 Uhr in Lohr denn machen?" Schubert bleibt zwei vergnügliche Stunden auf der Bühne und erntet am Ende verdient "sitting ovations" des Publikums.

 
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