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ALTFELD
Okalux produziert Licht ohne Schatten
Okalux: Das Unternehmen aus Altfeld produziert Glasflächen für repräsentative Gebäude in aller Welt. Optimale Licht- und Wärmeverhältnisse sind das Ziel von Forschung und Produktion.
Glaskunst für Kunsthalle: das Okalux-Dach über dem British Museum in London.
Foto: Okalux | Glaskunst für Kunsthalle: das Okalux-Dach über dem British Museum in London.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:45 Uhr

Sonnenlicht erfüllt viele Bedürfnisse: Es beleuchtet, wärmt, steigert die Stimmung und ist sogar gut für die Gesundheit. Nur leider ist es nicht immer in dem Maß vorhanden, wie wir es uns wünschen. Gibt es zu viel, ist es heiß oder blendet. Gibt es zu wenig, brauchen wir Kunstlicht und Heizung.

Im Marktheidenfelder Stadtteil Altfeld hast sich das Unternehmen Okalux darauf spezialisiert, für möglichst optimale Licht- und Wärmeverhältnisse zu sorgen – überall in der Welt. „Wir leisten einen Beitrag, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen zu verbessern“, nennt es Patrick Coppée, Marketing- und Vertriebsleiter. Dazu hat Okalux besondere Füllungen für Glaszwischenräume entwickelt, die das vorhandene Licht gleichmäßig verteilen und die außerdem isolieren oder vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen. Extrem gut, wenn es sein muss.

Von den wärmedämmenden Füllungen profitieren Wissenschaftler in der Antarktis, deren Forschungsstation mit Isolierglas von Okalux ausgestattet ist. Oder Kunden der Einkaufsgalerie „The Souk“ im Wüsten-Emirat Abu Dhabi. Die Stärke des unterfränkischen Tageslicht-Spezialisten ist nicht die Fertigung des Glases selbst, sondern die Füllung des Hohlraums zwischen zwei Scheiben. Weltweit Beachtung gefunden hat Okalux mit seinen einzigartigen Hohlfasern aus Kunststoff, die in den Zwischenräumen verbaut sind. Diese Kapillarplatten verteilen das Licht in Fassaden und Dächern gleichmäßig und blendfrei.

Aber nicht nur diese Hohlfasern kommen hinter Glas. Das Unternehmen arbeitet so gut wie alles ein, was der Kunde wünscht: Streckmetalle, filigrane Holzraster, Stoffe, ja selbst Kaffeebohnen oder Bambushölzer werden verarbeitet. Denn Okalux geht es nicht allein um die Licht- und Wärme-Funktionen seiner Produkte, sondern auch ums Design. Stararchitekten aus aller Welt fragen in Altfeld an, wenn sie außergewöhnliche Objekte verwirklichen wollen.

Museen mit ungewöhnlichen Glasfassaden, repräsentative Empfangshallen von Banken, komplizierte Glasdachkonstruktionen über Einkaufsgalerien sind für den 120-Mann-Betrieb besondere Herausforderungen, vor denen er nicht zurückschreckt. So hat das unterfränkische Unternehmen mit dem Büro des Stararchitekten Sir Norman Foster zusammengearbeitet, der die größte überdachte Hoffläche Europas schuf: Das Glasdach des British Museum in London überspannt 7100 Quadratmeter Innenhof. „Wir haben unsere Eindrücke auf der Weltkarte hinterlassen“, sagt Prokurist Patrick Coppée dazu nicht ohne Stolz.

Wie bei diesem Vorzeigeobjekt fertigt Okalux auch sonst nichts von der Stange. Alle Projekte sind Sonderanfertigungen. Auf Anfrage der Kunden, meist Architekten, entwickelt das Unternehmen seine individuellen Lösungen für öffentliche, industrielle oder private Gebäude. Das Fachwissen der Altfelder ist weltweit gefragt. Nordamerika, Europa, Russland, aber auch die arabische Welt, Australien und Asien gehören zu den Abnehmerregionen. Bis zu drei Viertel der Produkte gehen in den Export, der Löwenanteil in die USA. Dabei ist auch die logistisches Kompetenz der Altfelder gefragt: Bei einem Projekt mussten 3000 unterschiedliche Glasdreiecke zum richtigen Zeitpunkt an die Baustelle geliefert werden, wo sie dann vom Fassadenbauer verarbeitet wurden.

Extreme Anforderungen stellte der Bau der Forschungsstation „Halley“ in der Antarktis. In der unfreundlichen Umgebung kann es bis zu minus 50 Grad kalt werden. Dafür hat Okalux dicke Isolierglasscheiben produziert, die die Räume der Wissenschaftler gleichzeitig vor Wärmeverlust schützen und dennoch viel Licht ins Innere leiten.

Die lichtdurchlässigen und mit winzigen Glaskügelchen gefüllten Glaswände erreichen einen Wärmedurchgangskoeffizienten (Ug-Wert) von 0,3. Zum Vergleich: Doppelt verglaste Hausfenster haben je nach Ausführung einen Ug-Wert von etwa 1. Mit Vakuumpaneelen knackt Okalux sogar den Ug-Wert von 0,1.

Ebenso innovativ ist das Unternehmen in der Gestaltung von Glasflächen, die – mit verschiedenen Materialien gefüllt – unterschiedliche ästhetische Wirkungen erzielen. Beispiele dafür finden sich im Glas mit orientalischen Ornamenten für die Einkaufsgalerie „The Souk“ in Abu Dhabi. Dort hat der Architekt versucht, mit modernen Baumaterialien einen traditionellen arabischen Basar nachzubilden.

Wenn nicht eine Struktur, sondern ein Bild oder Foto im Vordergrund stehen soll, kann der Isolierglasspezialist ebenfalls helfen, denn Okalux bedruckt ganze Glasfassaden nach den Wünschen der Kunden. Mit seinem Know-how hat sich das Unternehmen inzwischen auch den Markt der Innenraumgestaltung erschlossen und rüstet repräsentative Empfangshallen wie das Foyer der Deutschen Bank in Frankfurt aus. Ein weiteres Vorzeigeprodukt „made in Altfeld“.

Okalux

Otto-Kapillar Lux – Okalux – in Altfeld wurde 1971 gegründet wurde. Die Ursprünge reichen allerdings bis ins Jahr 1965 zurück, weswegen das Unternehmen 2015 sein 50-jähriges Bestehen feiert. 1967 wurde in der Abteilung Otto-Kapillar der zur Heinrich Otto KG gehörenden Fils-Textil GmbH erstmals eine lichtstreuende und isolierende Kapillarplatte aus Kunststoff hergestellt und in Isoliergläser eingelegt. Ursprünglich waren die bis heute einzigartigen Hohlfasern aus Acryl für die Textilindustrie entwickelt worden, doch die wärmedämmende Wirkung des Fensterglases machte rasch Furore.

Nach vielen Experimenten in Kreuzwertheim, das wegen der günstigen Lage nahe der A 3 ausgewählt wurde, verselbstständigte sich die Abteilung Otto-Kapillar angesichts der großen Nachfrage. Seit 1971 entwickelt und produziert das Unternehmen unter dem Namen Okalux (Lux = lateinisch: Licht) in Altfeld innovative und designorientierte Isoliergläser.

120 Mitarbeiter erwirtschaften Jahresumsätze zwischen 15 und 20 Millionen Euro. Geschäftsführer ist Oliver Hübler. Okalux gehört der Heinrich Otto GmbH & Co. KG, Esslingen.

Wärme hinter Glas: Isolierglas von Okalux bewährt sich auch in der Antarktis-Forschungsstation Halley IV.
Foto: Paul Seagrove | Wärme hinter Glas: Isolierglas von Okalux bewährt sich auch in der Antarktis-Forschungsstation Halley IV.
Gleichmäßiges Licht: Prokurist Patrick Coppée in der Okalux-Zentrale.. Brachs
Foto: A | Gleichmäßiges Licht: Prokurist Patrick Coppée in der Okalux-Zentrale.. Brachs
 
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